Facebook-Post für Gaffer: Die Polizei in Nordrhein-Westfalen versucht das Gaffer-Unwesen online in den Griff zu bekommen. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - Der „Homo gafferensis“ ist nicht zu verwechseln mit den wachsamen Jägern aus der Steinzeit – wie dem „Homo rudolfensis“ oder „Homo heidelbergensis“, zwei ausgestorbenen Arten der Gattung Homo. Der Schaulustige, gemeinhin Gaffer genannt, liebt allerdings ähnlich wie der Steinzeitmensch das Aufspüren der Beute. Nur geht es ihm nicht um die Befriedigung elementarer Bedürfnisse, sondern um den Nervenkitzel und die Lust am Schauen.

Abart des Voyeurismus

Insofern ist das Gaffen eine Abart des Voyeurismus, wobei es nicht um sexuelle Stimulation geht, sondern um spektakuläre Ereignisse wie Massenkarambolagen auf der Autobahn. Der Gaffer (der Begriff hat generell eine negative Akzentuierung) ist der eher zufällige, auf jeden Fall aber unwillkommene Zuschauer. Ist das Gaffen geplant und organisiert, spricht man Katastrophen-Tourismus. Hier kann das Objekt der Begierde eine Naturkatastrophe, ein Gewaltverbrechen oder sonst eine Monstrosität sein.

Platzverweis für aufdringliche Gaffer

Wenn Gaffer Rettungs- und Hilfsdienste aktiv oder passiv stören, müssen sie mit einem Platzverweis rechnen. Dabei darf seitens der Einsatzkräfte der Polizei oder Feuerwehr auch „unmittelbarer Zwang durch körperliche Gewalt und deren Hilfsmittel . . . angewendet werden“ (Paragraf 25, Bayerisches Feuerwehrgesetz)“. Niedersachsen will dem Gaffer-Unwesen jetzt mit einer Gesetzesinitiative im Bundesrat zu Leibe rücken. Gaffer können sich schon mal warm anziehen.