Eine Frau läuft nachts durch eine spärlich beleuchtete Straße. Eine Situation, in der die Angst vor dem Unbekannten durchaus berechtigt ist. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - „Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen mehr oder weniger – angst ist“, sagt Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Recht hat der große Dichter. Angst ist ein Grundgefühl, ein Primäraffekt, eine Basisemotion, die untrennbar mit der menschlichen Existenz verbunden ist. Hunderte von Millionen Menschen weltweit leiden an Angststörungen. Doch es muss nicht gleich pathologisch sein. Die Besorgnis vor als bedrohlich empfundenen Situationen, das Herzklopfen infolge innerer Erregung vor dem Unbekannten sind Ausdruck einer teils massiven Verunsicherung des Gefühlslebens, deren Spektrum enorm ist.

Facetten der Angst

Angst hat viele Facetten: die unbestimmte Angst; die Angst vor etwas (auch Furcht genannt); die situationsbedingte emotionale Angst; die Ängstlichkeit, die die Seele in Gestalt von Phobien und Zwängen dauerhaft lähmt. Der Begriff Angst leitet sich ab vom lateinischen „angustia“, Enge, Bedrängnis. Wer sich ängstigt, dessen Inneres zieht sich zusammen, verhärtet sich, geht in den Verteidigungshabitus über. Auch „angor“, das Würgen, ist damit verwandt. Der sich Ängstigende wird von einem beklemmenden Gefühl gewürgt, das sich wie eine eiskalte Hand um seinen Hals legt, ihm das Atmen und klare Denken schwer, ja fast unmöglich macht.

„German Angst“

Aus dem Indogermanischen „anghu“ wurde im Althochdeutschen „angust“. Im Englischen ist von „German Angst“ die Rede im Sinne von Existenzangst. „Angst ridden“ – von Angst geritten, heißt es. Evolutionsgeschichtlich ist Angst der Garant des Überlebens, ein Schutzmechanismus, der die Sinne in tatsächlichen oder vermeintlichen Gefahrensituationen schärft und den Menschen zu einem angemessenen und vorsichtigen Verhalten zwingt. Soviel steht fest: Ohne Angst wäre die menschliche Spezies längst ausgestorben.