Steckt nicht jeden Cent in die Mannschaft: Göppingens Geschäftsführer Gerd Hofele (li.) neben Frisch Auf-Trainer Magnus Andersson Foto: Baumann

König Fußball thront über allem. Doch in Stuttgart und der Region gibt es mehr hochklassige Teams als den VfB. Sie tun sich schwer, sich zu behaupten. Verkümmert die Sportvielfalt? Wir blicken auf die festen Größen der Region.

Stuttgart - Wer bei den Minis seine Handballkarriere bei Frisch Auf starten will, muss am besten schon vor der Geburt angemeldet werden. Die Warteliste ist lang. Denn der Handballsport ist in Göppingen tief verwurzelt. Zwölf deutsche Meisterschaften sicherte sich Frisch Auf – die letzte im Jahr 1972. „Wir verbinden Tradition mit Moderne und verstehen uns als regionaler Leuchtturm mit nationaler und internationaler Strahlkraft“, sagt Geschäftsführer Gerd Hofele, der seit 1997 im Management tätig ist.

Ein fester Bestandteil der Sportkultur in einer Region zu sein ist sicher ein Vorteil. Doch Tradition allein garantiert keinen sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Hofeles Vorgänger lebten lange Zeit in alten Denk- und Managementstrukturen, sie labten sich an den Erfolgen der Vergangenheit. Erst dank der Vorarbeit einer professionellen Führungsetage mit hauptamtlichen Kräften gelang 2001 der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Dort hat sich der Club, der einen Zuschauerschnitt von knapp 5000 pro Spiel vorweisen kann, etabliert.

„Bei uns wird nicht jeder Cent in die Mannschaft gesteckt. Das amortisiert sich“, erklärt Hofele. Das führte unter dem früheren Trainer Velimir Petkovic zwar ab und an zu heftigen Diskussionen, doch der dauerhafte Erfolg der Marke Frisch Auf gibt den Vereinsverantwortlichen recht. Wirtschaftliche Seriosität steht über allem. Trotz aller Professionalisierung setzt der Verein in der modernisierten EWS-Arena weiter auf die Nähe zu den Fans. Sie sitzen nach wie vor auf Holzbänken, nach der Partie geben die Stars noch im verschwitzten Trikot Autogramme.

"Wir filtern unsere Stärken ganz gezielt heraus"

„Natürlich schöpft der Fußball vieles vom Sponsorenkuchen ab, aber wir jammern nicht, wir filtern unsere Stärken ganz gezielt heraus“, sagt Frisch-Auf-Marketingleiter Peter Kühnle, „und die positiven Aromastoffe unseres Sports dringen automatisch auch in den Kopf des Betrachters.“ Was er damit sagen will: Der Sponsor wird bei Frisch Auf als Teil der Veranstaltung gesehen. Und seine Botschaft „Emotionen! Herzblut! Live!“ transportiert der Verein über alle möglichen Neuen Medien.

Maßstabsgerecht verkleinert, befindet sich auch der TV Bittenfeld auf einem sehr guten Weg. Geschäftsführer und Trainer Jürgen Schweikardt hat mit seiner Mannschaft den Bundesliga-Aufstieg geschafft. Mindestens genauso wichtig: Er hat schon zu Zweitligazeiten auf der Geschäftsstelle erstklassige Strukturen geschaffen. Mit der geplanten Namensänderung in TVB 1898 Stuttgart soll der Club überregional besser wahrgenommen werden – sportlich und vor allem für die Sponsoren. „Wir könnten uns als Team der Region noch besser präsentieren“, sagt Schweikardt.

Auch die Bundesliga-Handballerinnen der TuS Metzingen profitieren von einem klaren Plan, einem schlüssigen Konzept. Die „Pink Ladies“ sind als „TusSies“ ein Begriff im Land. Seit in Ferenc Rott ein hauptamtlicher Geschäftsführer die Fäden zieht, geht es steil bergauf.

Aufwand bei der Sponsoren-Suche nimmt zu

„In Steine und nicht nur in Beine zu investieren ist ein ganz wesentlicher Aspekt, um nachhaltig erfolgreich zu sein“, betont auch Alexander Reil, der Geschäftsführer von Basketball-Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg. Höchste Professionalität sei unabdingbar. „Der Aufwand, Sponsoren zu finden und auch zu halten, nimmt immer mehr zu“, betont Reil und ergänzt: „Wer einen Spitzenclub nicht als Unternehmen betrachtet und auch so führt, ist nur sehr schwer überlebensfähig.“

Das weiß auch Bernhard Lobmüller, der umtriebige Manager der Bundesliga-Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart. Den Erfolg seines Teams bezeichnet er in gewisser Weise „als Zufallsprodukt“. Weil der Aufschwung zum einen auf seinem Idealismus basiert (Lobmüller: „In Stuttgart geht es nur mit einem Verrückten wie mir“) und weil sich Hauptsponsor und Namensgeber Allianz in der Unternehmensstrategie dem Frauensport verschrieben hat. Fielen diese beiden Komponenten nicht zusammen, würden „die Überlebenschancen für das Projekt Bundesliga-Volleyball in Stuttgart fast gegen null gehen“, meint Lobmüller. Doch der Manager will nicht nur überleben, er will den Club weiterentwickeln. Da tun Erfolge wie der Pokalsieg und die Vizemeisterschaft natürlich gut. „Der Stuttgarter kommt nicht, wenn es um Platz acht geht. Und auch der OB schaute am Saisonende zu, weil wir einen Titel gewonnen haben“, sagt Lobmüller.

Die Bundesliga-Volleyballerinnen sind oben angekommen – oben zu bleiben, das wird die weitaus schwierigere Herausforderung. Will Allianz MTV Stuttgart diese meistern, dann darf ein Mann wie Lobmüller nicht weiter den Alleinunterhalter spielen. Frisch Auf und die MHP Riesen werden diesbezüglich bereitwillig Auskunft geben.