Handicap macht Schule in Weil der Stadt-Merklingen: Die Projekte der Sportregion werden von allen Seiten gelobt, deshalb bekommt der Verein aber nicht automatisch mehr Geld Foto: Max Kovalenko

Die CDU-Fraktion in der Regionalversammlung ist mit ihrem Vorhaben gescheitert, den Zuschuss für die hauptamtliche Geschäftsstelle der Sportregion um 50 000 Euro zu erhöhen. Die Mehrheit des Wirtschaftsausschusses ist noch nicht überzeugt.

Stuttgart - Seit fast neun Jahren versucht der Verein Sportregion Stuttgart, die Idee der regionalen Zusammenarbeit mit möglichst überregionaler Ausstrahlung auch im Bereich des Sports mit Leben zu füllen. Seit Mitte 2006 stehen 250 000 Euro pro Jahr für eine Geschäftsstelle mit Geschäftsführer und Sekretariat zur Verfügung.

Das ursprüngliche Ziel, wichtige Sportevents an Land zu ziehen, wurde zwar nie wirklich erfüllt, doch spätestens, als der Journalist Michael Bofinger Anfang 2008 die Geschäftsführung übernahm, wurde die Zufriedenheit in der Regionalversammlung immer größer. Tenor: Mit Veranstaltungen wie den Regio-Cups in verschiedenen Sportarten, den Sport-Talks zu wichtigen Themen und den Bundesliga-Brunches zum Informationsaustausch zwischen Bundesligisten verschiedener Sportarten werde zumindest der regionale Gedanke beflügelt.

Sogar Grüne, Freie Wähler und FDP, die einst gegen die Geschäftsstelle waren, garnierten den jährlichen Bericht von Bofinger mit viel Lob. 2012 wurde das Budget gleich für fünf Jahre und auch noch einstimmig abgesegnet. Und es wurden sogar Stimmen laut, ob denn die Sportregion das alles noch mit eineinhalb Stellen stemmen kann.

Vielleicht fühlte sich CDU-Regionalrätin Monika Wüllner, die auch stellvertretende Vorsitzende des Vereins ist, deshalb ein bisschen zu sicher, dass ihr Haushaltsantrag ungestreift durchgeht. Wüllner nannte die Erhöhung von 250 000 auf 300 000 Euro lapidar einen Inflationsausgleich und konnte es gar nicht recht glauben, dass sich gleich mehrere Fraktionen dem Antrag entgegenstellten.

Esslingens OB Jürgen Zieger (SPD) erinnerte daran, dass man jahrelang dafür gekämpft habe, das Budget des Vereins Kulturregion von 50 000 auf 250 000 Euro zu erhöhen. Die Sportregion nun einseitig zu bedenken, sagte Zieger, „kommt ein bisschen aus der Hüfte geschossen“ und sei „zu unbegründet“. Jürgen Becker (Grüne) assistierte ihm: „Hier muss es unbedingt Gleichheit geben.“ Ein Inflationsausgleich könne an vielen Stellen erforderlich sein. Der Sprecher der Freien Wähler und OB von Vaihingen/Enz, Gerd Maisch, schloss sich ebenfalls an und schlug vor, beim nächsten Jahresbericht über die Ziele der Sportregion und die Finanzen zu diskutieren.

Wüllners Argumente, dass die Anzahl der Regio-Cups in zwei Jahren von zwölf auf 20 angewachsen sei, dass sich für alle Veranstaltungen immer mehr Teilnehmer anmeldeten, weshalb man jetzt die Stelle im Sekretariat von 50 auf 70 Prozent erhöhe, überzeugten nur die beiden Linken-Regionalräte. „Die Aufgaben sind gewachsen“, sagte Friedhelm Hoffmann, „eine Aufstockung ist angezeigt.“ Die Mehrheit sah es anders.

„Das bricht uns nicht das Genick“, sagte Geschäftsführer Bofinger unserer Zeitung, „wir kommen mit dem aus, was wir haben.“ Möglicherweise werde es aber schwerer, Erfolgsgeschichten wie das diesjährige Hauptprojekt Integration und Inklusion fortzuführen. Weil auch nach Ablauf des Projekts noch 69 Schulen wollten, dass behinderte Sportler ihren Unterricht besuchen, setzte Bofinger Handicap macht Schule im Schuljahr 2013/14 fort. Eine solche Zusage könne er künftig möglicherweise nicht mehr machen. Es sei denn, der Wirtschaftsausschuss ringt sich 2015 doch zu einer Finanzspritze durch.

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