In vielen Sporthallen, wie hier in Weilimdorf, wird restauriert statt geturnt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Sport treiben im Gemeindehaus? Private Träger melden insgesamt 258 frei Wochenstunden in Indoor-Sportstätten. Viel Kapazität, aber leider zu ungünstigen Zeiten.

Stuttgart - Die Lage ist nicht rosig: Stuttgarts Sportvereine benötigen ein Viertel mehr Hallen als ihnen derzeit zur Verfügung stehen. Bei der Stadt müht man sich um Verbesserung. Um die Situation ein wenig zu entlasten, hat nun das Sportamt bei privaten, kirchlichen und anderen Trägern angefragt, ob eventuell noch freie Zeiten zur Verfügung stünden, die von Sportvereinen angemietet werden könnten.

Ausgespäht wurden 44 Hallen, immerhin 32 Betreiber antworteten dem Team von Sportsamtchef Günther Kuhnigk. „Die Hoffnungen nach viel zusätzlichen Kapazitäten haben sich aber leider nicht erfüllt“, sagte Kuhnigk nun im Sportausschuss. Dort sahen das einige Mitglieder allerdings positiver. Ermittelt wurden immerhin 258 freie Wochenstunden, neun davon an Wochenenden. Das klingt zunächst viel, relativiert sich aber dadurch, dass nur 13 Stunden davon in einer großen Sporhalle (mehr als 882 Quadratmeter Fläche) und 29 in sogenannten Normalhallen (288 bis 822 Quadratmeter) liegen. Den Löwenanteil von 217 freien Stunden findet man in kleinen Hallen und Gymnastikräumen, wo zum Beispiel keine Ballspiele möglich sind. „Viele Stunden liegen in ungünstigen Zeiten morgens vor Acht, in der Mittagszeit und abends nach neun Uhr“, sagt Kuhnigk. Jetzt würde man prüfen, welche Anmietungen sinnvoll seien. Würde man alle freien Flächen nutzen wollen, entstünden Kosten durch Miete und Verwaltung von etwa 7100 Euro pro Woche.

Stadt verschenkt Gutschein

Wichtig ist die Fahndung nach Kapazitäten auch deshalb, weil Hallen für Reparaturen und Sanierungen geschlossen werden. Die Situation wird sich noch verschärfen. Und es könnte zu neuen Engpässen führen, wenn jetzt im Sommer 2018 die Aktion „Kinder-Sport-Karte“ startet. Im Rahmen dieser vom Gemeinderat beschlossenen Aktion bekommt jedes Stuttgarter Kind zum vierten Geburtstag im Kindergarten einen sogenannten „Minisport Gutschein“ überreicht. Dieser Gutschein ist innerhalb eines Jahres bei einem Stuttgarter Sportverein einzulösen. Das Ziel ist, noch nicht in einem Verein organisierten Kindern den Weg dorthin schmackhaft zu machen. Kids die bereits in einem Verein sind, sollen das Geld für ein kostenpflichtiges Zusatzangebot des Vereins nutzen. In diesem Jahr werden von 1. Juli an 5627 Gutscheine an Kinder des Jahrgangs 2014 verteilt, im kommenden Jahr werden es 11 329 Gutscheine an die Jahrgänge 2014 und 2015 sein. Für die sportwilligen Kinder sollten dann auch die Sportmöglichkeiten und auch genügend Übungsleiter vorhanden sein. Zumindest was die Hallenzeiten betrifft, wird das schwierig.

Sportzentrum Q22 dauert länger

Ein wenig Entlastung der Situation ist zumindest in Sicht. Im Sommer soll der Bau der Waldau-Sporthalle begonnen, 2020 noch vor den Sommerferien aufgesperrt werden. Länger dauern wird das Vorhaben Sportzentrum Q22. Im Anschluss an den Olympiastützpunkt soll im Neckarpark eine teilbare Sporthalle für Judo, Beachvolleyball und den neuen olympischen Sport Beachhandball entstehen. Dazu kommt eine angegliederte, privat betriebene Squashhalle als Ersatz für die abgebrannte Squashanlage in Stuttgart-Vaihingen. Die Kosten werden auf etwa 19 Millionen Euro geschätzt. Der frühest mögliche Baustart ist im Frühjahr 2020.