Die Faszienrolle ist vielfältig für gymnastische Übungen einsetzbar. Wer mit ihr seinen Rücken stärken will, sollte jedoch Vorsicht walten lassen. Foto: imago/Sven Simon/Frank Hoermann

Was eine Massage mit Faszienrollen im Körper genau bewirkt, ist unklar – bei manchen Erkrankungen kann die Anwendung riskant sein.

Welche Gerätschaften wurden nicht schon auf den Markt gebracht, um uns von Rückenschmerzen zu erlösen: Stehpulte, Spezialmatratzen, Sitzbälle, Rückenstrecker und vieles mehr. Sogar „Geradehalter“ zur Haltungskorrektur gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen. Kaum ein Zubehör hat sich allerdings so erfolgreich durchgesetzt wie die Faszienrolle. Vor gut 15 Jahren wurde die sogenannte „Blackroll“, der Klassiker unter den Rollen, erfunden, und sie ist heute kaum noch aus Physiotherapiepraxen, Gymnastikstudios und privaten Fitnesskellern wegzudenken. Die Faszienmassage mit der Hartschaumrolle verspricht Schmerzlinderung und obendrein zahlreiche weitere positive Effekte. Zu Recht?

Keine ganz neue Erfindung

Zunächst einmal: So ganz neu war die Blackroll nicht, als sie in den 2000ern vom Band lief. „Schon in den 1980er Jahren wurden bei der Feldenkrais-Methode Holzrollen verwendet“, sagt Chuck Tholl, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Sporthochschule Köln. „Auch bei Pilates und Yoga benutzt man seit Langem Rollen.“ Den Vätern der Blackroll kam zugute, dass in den letzten Jahrzehnten die Faszien immer stärker in den Blickpunkt des Interesses rückten. „Anfang der 80er Jahre betrachtete man Fasziengewebe noch als reines Füllmaterial, das bei Operationen manchmal großzügig weggeschnitten wurde“, berichtet Tholl. Dabei ahnten Mediziner damals nicht, welche wichtige Aufgabe die Fasern erfüllten. Das dichte Gewebe, das Muskeln und Organe umhüllt und wie ein Netzwerk den ganzen Körper durchzieht, ist mit zahllosen Sinneszellen ausgestattet. „Rezeptoren im Fasziengewebe sind zum Beispiel wichtig für die Körperwahrnehmung“, erklärt der Wissenschaftler. Daneben können sie auch Schmerzinformationen weiterleiten.

Wie ein Nudelholz, das Teig glatt walkt

Bis hierhin sind sich Experten weitgehend einig. Inwieweit das „Foam Rolling“ Beschwerden lindert und sich auch sonst positiv auswirkt, ist dagegen weit weniger klar. Schwammig wird es schon bei der Frage, was im Körper eigentlich passiert, wenn man sich mit der Rolle bearbeitet. „Dazu gibt es viel Theorie, aber wenig davon ist bewiesen“, sagt Tholl. Relativ klar sei, dass durch den Druck die Hydration verbessert wird: Wie ein Nudelholz, mit dem man Teig glatt walkt, bearbeitet die Rolle das Gewebe, sodass sich die Flüssigkeit darin besser verteilt. Außerdem stimuliert die Massage Rezeptoren in Bändern, Sehnen und Faszien – „aber auch das ist nicht zu 100 Prozent klar“, meint Tholl. Der Schmerzexperte Hermann Locher von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie beschreibt den Haupteffekt der Faszienmassage so: „Die verschiedenen Faszienschichten werden gegeneinander bewegt, sodass sich ihre Gleiteigenschaften verbessern.“ Davon profitierten zum Beispiel Leistungssportler, deren Muskulatur beweglicher wird.

Der wissenschaftliche Boden ist jedoch dünn. „Es gibt noch sehr wenige Studien dazu“, sagt der Orthopäde Hermann Locher. Den Effekt führt Locher vor allem auf die „schmerzlindernde Propriozeption“ zurück: Durch Stimulierung der zahlreichen Bewegungsfühler, die auf den Faszien sitzen, werden Schmerzen weniger stark wahrgenommen. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Kopfnuss bekommen. Das tut sehr weh. Wenn Sie die Stelle dann mit der Handfläche reiben, verflüchtigt sich der Schmerz.“

Dennoch rät der Experte entschieden davon ab, bei Problemen blindlings drauflos zu rollern. Wer Rückenschmerzen hat, sollte die Ursache erst vom Arzt klären lassen. „Bei einer Muskelentzündung oder einem Bandscheiben-Vorfall hilft Faszientraining nur begrenzt“, sagt Locher. Wenn tatsächlich ein „muskulo-fasziales Problem“ die Beschwerden verursacht, sollten sich die Patienten die Anwendung der Faszienrolle zeigen lassen - etwa von einer Physiotherapeutin. Aber auch dann ist die Massage nur eine ergänzende Maßnahme.

Mit Risiken und Nebenwirkungen

Wer sich eine Rolle anschafft, sollte sie mit Bedacht nutzen. Völlig frei von Risiken und Nebenwirkungen sind Blackroll & Co nämlich nicht, wie Locher erklärt: Zum Beispiel können Venenklappen beschädigt werden. Daher sollten vor allem Menschen mit Krampfadern darauf achten, nur in Richtung des Blutrückflusses – also zum Herzen hin – zu rollern. Auch bei Geschwüren, starker Osteoporose, frischen Verletzungen oder Entzündungen können Faszienrollen schaden, ebenso, wenn man Blutverdünner einnimmt.

Und auch für rundum gesunde Menschen gilt: Nicht über knöcherne Strukturen rollern, da auf Dauer sonst die Knochenhaut gereizt werden könnte. „Der häufigste Fehler, den Leute machen, ist allerdings, sich gleich mit vollem Gewicht auf die Blackroll zu legen“, sagt Locher. So kann zu starker Druck ausgeübt werden. Daher gilt gerade für Anfänger: behutsam mit einer weicheren Rolle beginnen und auf die Signale des Körpers achten. „Man sollte nicht übertreiben. Etwa fünf Minuten pro Tag reichen“, rät der Arzt.

Fitnessgeräte für daheim – was zu beachten ist

Angebote
 Seien es Bänder, Bälle oder Bretter: Das Angebot an kleinen Fitnessgeräten für daheim ist groß. Mit manchen davon, etwa Bauch- und Oberschenkeltrainern, lassen sich gezielt bestimmte Muskelpartien stärken, andere, etwa Springseil und Trampolin, verbessern die Ausdauer. Wem die Geräte liegen, der profitiert in der Regel auch davon: Die Hemmschwelle gegenüber Sport sinkt. Muskelaufbau im großen Stil ist jedoch kaum zu erwarten.

Abwechslung
Täglich fünf Minuten Hanteln stemmen bringt für die Gesamtfitness wenig. Besser ist es, solche Übungen in ein Ganzkörper-Training zu integrieren und zudem Kraft- und Ausdauerübungen miteinander zu variieren – etwa an einem Tag Seil springen, am nächsten mit Widerstandsbändern arbeitet. Vor dem Workout sollte immer eine Aufwärmphase stattfinden – zum Beispiel ein paar Minuten Laufen auf der Stelle oder Treppensteigen.

Anfängerfehler
Untrainierte, die über 35 sind, sollten sich vor dem ersten Training durchchecken lassen - vor allem dann, wenn sie schon Vorerkrankungen haben. Hat der Arzt grünes Licht gegeben, muss man darauf achten, die Übungen richtig zu machen. Sonst kann es zu Fehlbelastungen, schlimmstenfalls Verletzungen kommen. Wer zum ersten Mal ein neues Gerät benutzt, sollte sich daher von einem erfahrenen Sportler einweisen lassen.