Eberhard Scholl, Pete Eisen, Frizz Wagner und Horst Rummel. Foto: Privat

Vor fast 40 Jahren haben sie schon mal in einer Schülerband in Zuffenhausen zusammengespielt. Seit einigen Jahren geben sie unter dem Namen Split74 wieder Konzerte.

Zuffenhausen - Gelassen und ziemlich abgeklärt sehen sie auf dem Bandfoto aus, fast schon wie die „Elder Statesman of Rock ’n’ Roll“. Auf exakte Altersangaben wollen sie bei der Berichterstattung über ihre neue CD „News From the Elephant House“ gerne verzichten. Aber in ihre Gesichtszüge hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte die eine oder andere Falte gegraben. Die Haare sind dünner geworden, doch die Herzen sind noch heiß, und alle Alterserscheinungen sofort vergessen, wenn sie Mucke machen.

Eberhard Scholl greift zu den Trommelstöcken und lässt sie mit sattem Sound auf sein Schlagzeug sausen. „Könnt ihr mir mal sagen, was wir jetzt spielen?“ Frontmann Frizz Wagner steht am Mikrofon und schaut auf seine Liste: „Don’t waste my time“, sagt er. Ach so, so heißt ein neuer Song der Band. Horst Rummel schnallt sich den Bass um, und Gitarrist Pete Eisen – das jüngste Mitglied der Band – schnappt seine Fender Stratocaster. Er dreht ein paar Knöpfe auf, bedient Pedale mit dem Fuß und ab geht’s. Immer geradeaus, mal mit ungeheurem Tempo und gewaltig laut, mal etwas langsamer und sanfter. Der Sound der 70er und 80er Jahre ist nicht zu verleugnen. Das Quartett schreibt alle Lieder selber, sollte mal eine Coverversion dabei sein wie „Wicked Game“, dann klingt diese völlig anders und rockiger als das Original des Sängers Chris Isaak.

„Wir haben zusammen 100 Jahre Band-Erfahrung“

Nesthäkchen Pete Eisen haut famos in die Saiten. Er hat früher mal mit Araya im Vorprogramm von Uriah Heep gespielt. Auch die anderen haben schon reichlich Erfahrung gesammelt in den verschiedensten Bands. Schlagzeuger Eberhard Scholl war mal in einer Vorgruppe bei einigen Auftritten der Scorpions oder AC/DC dabei. „Wir haben zusammen gut und gerne 100 Jahre Band-Erfahrung. Wenn wir alle unsere Gigs zusammenzählen würden, dann kämen dabei sicher weit über 1000 Live-Auftritte heraus“, sagt der Drummer von Split74. Vor einigen Jahren hatten sie diese Idee, sich noch einmal zusammenzutun. Genau 30 Jahre nachdem sie sich als einstige Schülerband in Zuffenhausen getrennt hatten, wollten sie wieder gemeinsam Musik machen. Das war 2004.

Damals war noch Günther Zorn als Gitarrist dabei. „Er hatte eigentlich die Reunion-Idee, doch dann kam seine schlimme Diagnose“, sagt Eberhard Scholl. Ein Tumor drängte den einstigen Kumpel viel zu früh aus dem Leben. Im April 2007 unternahm Günther Zorn mit den Jungs von seiner Band einen letzten Ausflug ins Leben – zu Bob Dylan in die ausverkaufte Porsche-Arena. „Knockin’ on Heaven’s Door“ wurde auch gespielt. Kurze Zeit später starb er.

„Er hat den Stein ins Rollen gebracht“, erzählt Scholl. Später kam Pete Eisen als neuer Gitarrist dazu. Er ist ein Glücksfall für die Band. Meist sei er derjenige, der die Idee für einen neuen Song hat, sagen die anderen. „Wir arbeiten sie dann gemeinsam aus und streiten uns zu einem Resultat.“ Und diese Resultate können sich hören lassen. Inzwischen haben sie ihre zweite CD mit dem Titel „News from the Elephant House“ eingespielt. Es ist übrigens Günther Zorn gewidmet.

Reminiszenz an alte Zeiten

Der Name der Band ist gewissermaßen auch eine Reminiszenz an die alten Zeiten. „Der Name Split74 kommt daher, dass wir uns 1974 gesplittet, also getrennt haben“, sagt Eberhard Scholl. Sie verloren sich allerdings nie aus den Augen, sammelten reichlich Erfahrung in anderen Bands. Ihre Freundschaft und ihr Hang für handgemachten, ehrlichen Rock 'n' Roll brachte sie wieder zusammen. Im September 2012 stellten sie 14 neue Songs live in der Gerlinger Jahnhalle vor. Die Leute waren begeistert.

Vor etwa vier Jahren entstand das erste Album: „Live from the Elephant House“. Inzwischen basteln sie in ihrem Probenraum im Industriegebiet Weilimdorf an ihrer dritten CD. Und zwar mit kreativem Hochdruck. „Time Is Running“, heißt der Arbeitstitel. Und das ist Programm. Sieben neue Titel stehen schon. Inzwischen geht das wie das Brezelbacken. „Unser Output ist brutal“, sagt Sänger Frizz Wagner. Das neue Material wird im Weilimdorfer Proberaum aufgenommen, und anschließend mischt Pete Eisen die Songs in seinem Heimstudio in Zazenhausen ab.