Christiane Köhler eröffnet einen Spielzeugladen, wo früher Tom Mueller Bücher verkauft hat. Der verstorbene Antiquar hätte seine Freude daran.
Sonnenberg - Früher stand auf den Scheiben des kleinen Lädchens gegenüber der Straßenbahnhaltestelle „Books only 2 DM“ – nach der Währungsumstellung änderte Tom Mueller den Preis in 1 Euro. Mueller war ein Original, das jeden Samstag vor seinem Laden saß und englischsprachige Bücher verkaufte. Als er Ende 2013 starb, setzte sich eine Sonnenberger Initiative dafür ein, dass der US-Amerikaner auf dem Neuen Friedhof Degerloch bestattet wurde und einen Grabstein erhielt (die Filder-Zeitung berichtete). Mittlerweile sind zweieinhalb Jahre vergangen, in denen sich viel getan hat. Das Lädchen ist nicht mehr wiederzuerkennen: Die Dachkonstruktion wurde freigelegt, ein neuer Boden verlegt, die Heizung und Elektrik erneuert. Alles für einen neuen kleinen Laden, der am heutigen Samstag eröffnet.
Statt Kriminalstorys und Science-Fiction-Romanen stehen nun Blechspielzeug und Kinderspiele, die zum Teil von Christiane Köhler selbst entworfen worden sind, in den Regalen. „Ich habe eigentlich schon immer Kinderspielzeug gemacht“, sagt Köhler. Von der Idee bis zum ersten fertigen Spiel war es ein langer Weg. Schon seit mehr als fünf Jahren habe sie sich mit ihren Knirps-Maussteinen und Knirps-Mammutsteinen beschäftigt, sagt die 60-Jährige. „Dadurch, dass die Klötze aus Pappe sind, können auch schon kleine Kinder mit ihnen spielen“, erzählt sie.
Alle Spielzeuge haben ihre zwei Enkel ausprobiert
Alle Spielzeuge, die Köhler entworfen hat und in Deutschland fertigen lässt, haben ihre zwei Enkel ausprobiert. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder ihre Ideen einbringen können“, sagt sie. Deshalb möchte die Sonnenbergerin auch künftig im Laden bei Veranstaltungen mit Kindern zusammen Spiele entwickeln. Allererste kreative Gehversuche hat die gelernte Sozialpädagogin schon vor rund dreißig Jahren gemacht: „Ich habe ein altes Kinderbett gekauft und bemalt“, sagt sie. Jeder ihrer drei Söhne bekam so sein individuell gestaltetes Bett. Auch ihre Enkel durften sich schon über ein solches Bett freuen. Für die Wünsche der kleinsten Kunden sei sie gewappnet. Egal ob Erdbeeren oder Schäfchen – auf die umgearbeiteten Bettchen, die sie auch anbietet, dürfe was immer das Kinderherz begehrt, sagt sie.
Das kleine Sonnenberger Lädle war ein Glücksfall
Auf den ungewöhnlichen Namen für ihren Laden – Il Roccolo – kam Christiane Köhler durch eine Biografie über die bekannte deutsche Puppenmacherin Käthe Kruse, deren Puppen inzwischen Sammlerwert haben. „Kruse lebte einige Zeit in Italien in einem Roccolo“, erklärt die 60-Jährige. In einem dieser schmalen, dreistöckigen Gebäude, deren Bauart in ganz Ligurien vertreten sei, habe die Puppenmacherin eine kleine Werkstatt eingerichtet. Das kleine Sonnenberger Lädle sei auch wegen der Ähnlichkeit zu Kruses Werkstatt ein Glücksfall für sie gewesen, sagt Köhler.
Dass Christiane Köhler je nach Nachfrage auch überlegt, Kinderbücher ins Sortiment ihres Kinderspielzeugladens aufzunehmen, hätte Tom Mueller sicher gefreut.