Katja Meindl beim Päckchen kontrollieren und auffüllen: Bei der 54-Jährigen sieht es aus, als würde Weihnachten vor der Tür stehen. Foto: /Gottfried Stoppel

Bei Familie Meindl ist die heiße Phase eingeläutet worden: Seit zwei Jahrzehnten engagieren sich die Winnender bei der Spendenaktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Diese Woche nehmen sie Päckchen an – und sortieren eine Sache sofort wieder aus.

Als Katja Meindl das erste Mal von der SpendenaktionWeihnachten im Schuhkarton“ gehört hat, waren ihre Kinder noch im Kindergarten. Jetzt sind sie erwachsen und voll mit dabei, wenn sich das Mehrgenerationenhaus in Winnenden in eine Weihnachtswerkstatt verwandelt und alle Anwesenden zu Helfern des Nikolaus werden. „Es ist jedes Jahr eine ganz besondere Zeit. Wir kommen alle zusammen, und jeder hilft tatkräftig mit“, erklärt Katja Meindl.

Vor mehr als 20 Jahren stieß Katja Meindl auf die Aktion

Vor mehr als 20 Jahren, als sie selbst auf die Aktion stieß und mitmachen wollte, musste sie ihren Schuhkarton zu einer abgelegenen Abgabestelle bringen. „Da ich gleich wusste, dass ich da künftig jedes Jahr mitmachen will, habe ich mir gedacht, warum nicht meine Baumschule zur Annahmestelle machen“, sagt Katja Meindl. Und schon im Folgejahr war der Vorsatz umgesetzt, und die Leute konnten ihre bunten Kartons nach Winnenden zur Baumschule Wöhrle bringen. Kurz darauf wurde aus der Annahmestelle eine Sammelstelle. Der Unterschied: Katja Meindl wurde geschult und war fortan dafür zuständig, den Inhalt der gespendeten Kartons zu überprüfen.

Die 54-Jährige weiß, was nicht in die Kartons darf

Deshalb weiß die 54-Jährige nicht nur, was in die weihnachtlichen Schuhkartons alles rein sollte, sondern vor allem auch, was auf keinen Fall rein darf – damit die Kartons durch den Zoll kommen oder einfach, weil die Dinge nicht für Kinderhände geeignet oder nicht neuwertig sind. „Manche tun da Malblöcke mit rein, die schon fast voll gemalt sind oder Stifte, die schon oft gespitzt wurden. So etwas ist nicht schön. Auch Gefährliches oder Kriegsspielzeug hat nichts in den Kartons zu suchen.“ Zudem dürfte nichts Verschmutztes oder Flüssiges verpackt werden, weil es auslaufen könnte.

Finden Katja Meindl, ihre Kinder oder die Helfer aus ihrem Hauskreis etwas in der Art, dann nehmen sie es heraus und füllen den Karton mit eigenen Sachen auf. „Auch wenn noch zu viel Platz ist, legen wir noch was rein – wir wollen ja keine Luft verschicken.“

Wenn die Abgabewoche angebrochen ist und die ersten Päckchen eintrudeln, dann läutet Katja Meindl die heiße Phase ein, kocht mehrere Kannen Tee und stellt die ersten Plätzchen auf den großen Tisch, an dem gearbeitet wird. Im Hintergrund läuft Musik, damit die Motivation auch ja nicht abreißt. Doch da muss sich die Dame des Hauses keine Sorgen machen – alle sind mit Feuereifer dabei, öffnen und überprüfen Kartons, füllen gegebenenfalls auf und richten alles für die Spedition her. „Wir haben uns aufgeteilt. Jeder kauft auf eigene Kosten bestimmte Dinge in größerer Menge ein, etwa Kuscheltiere, Zahnbürsten oder Spielzeug, und dann schauen wir, was in den Päckchen fehlt und tun es mit rein, damit die Freude möglichst groß ist“, erklärt Katja Meindl.

Und genau darum geht es bei der alljährlichen Spendenaktion auch: um Präsente, die Freude bereiten und im besten Fall aufeinander abgestimmt sind. „Wenn Mütze und Schal zusammenpassen und das Haarspängchen die Farben aufgreift, ist es wunderschön“, sagt Katja Meindl, für die die Aktion eine Herzensangelegenheit ist. Die christliche Frau befüllt erst mal die Kartons, die bei ihr abgegeben werden, und dann packt sie immer noch einen eigenen. Dabei sind der Fantasie – fast – keine Grenzen gesetzt.

Zahnbürsten und Spielsachen dürfen nicht fehlen

Was hinein sollte sind Zahnbürsten und Zahnpasta, Klamotten, Spiele, Süßes, Schreibsachen. „Und dann darf eben auch auf keinen Fall das Wow-Geschenk fehlen, also ein Kuscheltier, dass Kinderherzen sofort höher schlagen lässt.“ Den bedürftigen Kindern in Osteuropa, die teils verarmt oder in einem Heim leben, würde gerade ein kuschliger Freund zum im Arm halten an Weihnachten guttun. Da ist sich Katja Meindl sicher. „Im Allgemeinen bleibt jedes Päckchen, wie es gepackt wurde. Wenn doch mal was raus muss, wird ein Ersatzgeschenk zugepackt und das entnommene an eine andere Spendenorganisation gegeben“, sagt Magdalena Schupelius vom Hilfswerk Samaritan’s Purse - die Barmherzigen Samariter, die die Spendenaktion organisieren.

Ist der Karton bepackt, darf etwas Wichtiges nicht fehlen: der Aufkleber mit der Angabe, für welches Alter und Geschlecht das Präsent ist. „Man kann sich vorab entscheiden. Schön ist auch, wenn man zu den Geschenken im Wert von rund 30 Euro noch einen Gruß mit hineinpackt.“ Direkt am ersten Sammeltag hat das Team um Katja Meindl die jährliche Großlieferung von zwei älteren Damen erhalten – 100 Päckchen. Jetzt ist es an den Helfern, Tetris zu spielen und gekonnt möglichst viele Schuhschachteln in große Kartons für den Spediteur reinzubekommen. „Es sind zwei Wochen Ausnahmezustand, aber so ein individuelles, tolles Spendengeschenk, das macht man gern.“

Die Abgabewoche endet am 13. November. Wer die Frist verpasst, kann sein Päckchen nach Berlin schicken (Samaritan’s Purse e. V., Trachenbergring 93, 12249 Berlin) oder digital mitpacken: online-packen.org. Wer es noch bis 13. November schafft, kann seinen Schuhkarton bei der Baumschule Wöhrle, Lilienstraße 1, in Winnenden vorbeibringen.