Durch eine Spende kann der Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe für einige Zeit weiter betrieben werden; der Gebäudeeigentümer zog seine Zusage an einen Nachmieter zurück. Foto: Sägesser

Die Filiale auf der Rohrer Höhe bleibt voraussichtlich für weitere 15 Monate geöffnet. Ermöglicht wird dies durch die Spende der Grötzinger-Stiftung sowie durch den Gebäudeeigentümer, der dem geplanten Nachmieter nun doch eine Absage erteilt hat.

Rohr - Es war die gute Nachricht des Abends. Der Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe, danach sieht es derzeit aus, schließt nicht zum Ende des Jahres. „Der Laden bleibt uns für weitere 15 Monate erhalten“, sagte Carmen Maier-Pedemonte am Dienstagabend in der Bezirksbeiratssitzung beim Tagesordnungspunkt „Fünf Minuten für Bürger“. Sie war es, die im Wohngebiet Unterschriften für den Erhalt des Marktes gesammelt hatte. „Knapp 1000 Unterschriften sind zusammengekommen“, sagte sie und überreichte dem Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt die Unterschriftenliste. Darüber hinaus nutzte sie die Gelegenheit, dem Ehepaar Heinz und Ursula Grötzinger von der Grötzinger-Stiftung zu danken, das 15 000 Euro für den weiteren Betrieb der Filiale spendet.

Nachmieter zieht an anderen Standort

Damit hatte sich der von den Freien Wählern vorbereitete Antrag in Teilen erledigt. Zur Freude Konrad Rufs, der selbst auf der Rohrer Höhe wohnt und auch dem Treffen beigewohnt hatte, in dem der SBR-Geschäftsführer Manfred Kaul vom Angebot der Grötzinger-Stiftung unterrichtet wurde. Die SBR, die Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration, ist Träger der Bonus-Märkte. Als Kaul den Eigentümer Gerhard Elsässer über die Spende informierte, hatte dieser bereits einem Nachmieter zugesagt; das Ende des Marktes schien besiegelt. Glücklicherweise habe sich der Eigentümer jedoch umentschieden, wie Ruf verlauten ließ. „Es freut mich sehr, dass Herr Elsässer im Interesse der Bevölkerung gehandelt hat“, sagte er. Ihm gegenüber hatte Kaul am Freitag bestätigt, dass er den Laden weiterführen wolle, sofern Elsässer den Mietvertrag verlängere.

Bonus-Konzept in Schieflage

Die Frage sei nun, so Ruf, freilich die, wie es mit der Filiale nach Ablauf der 15 Monate weitergehe. „Dann nämlich werden wir an dem gleichen Punkt stehen, wenn sich nichts ändert“, sagte Ruf. Wie er von Kaul wisse, sei nicht der Umsatz ausschlaggebend für die Probleme, sondern Änderungen bei den Fördermaßnahmen. Die Folge: das Konzept der Bonus-Märkte, in denen Langzeitarbeitslose beschäftigt werden und die sich durch Fördergelder der Bundesagentur für Arbeit tragen, ist in die Schieflage geraten. SBR-Chef Kaul hat in Erwartung der finanziellen Einbußen die Schließung von fünf der zwölf Bonus-Märkte in Stuttgart angekündigt.

Ruf sieht die Stadt grundsätzlich in der Pflicht und machte deutlich: „Es muss Aufgabe einer Kommune sein, im Rahmen der Daseinsvorsorge zu handeln.“ Daher wollten die Freien Wähler in Teilen am Antrag festhalten, in dem die Stadt aufgefordert wird, ein „Konzept zu einer nachhaltigen Versorgung für den täglichen Bedarf“ in den Vaihinger Stadtteilen zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang erinnerte Ruf auch an das von den Stadträten durchweg gewünschte Nahversorgungskonzept.

Bezirksbeirat will Nahversorgungskonzept

Das Problem der Nahversorgung, so heißt es zudem in dem Antrag, betreffe nicht nur die „Rohrer Höhe, sondern auch andere Stadtteile“, wie Dürrlewang. Gerhard Wick (SÖS/Die Linke) legte deshalb auch Wert darauf, dass als weiteres Beispiel der Stadtteil Dachswald aufgeführt wird. Bei der anschließenden Abstimmung votierten die Räte einstimmig für den Antrag der Freien Wähler. Wie in unserer Zeitung in der vergangenen Woche zu lesen war, schließt Hüseyn Gürsel seinen Laden am Knappenweg Ende November.

Am Tag nach der Sitzung bestätigt Gerhard Elsässer, dass es „mit dem Bonus-Markt weitergehen kann“. Ihn habe die ganze Angelegenheit sehr bewegt, einige Nächte habe er nicht gut schlafen können. „Ich habe viele Briefe und Karten von Anwohnern mit der Bitte bekommen, dass es mit dem Bonus-Markt weitergehen soll“, erzählt er. Aufgrund des großen Engagements von allen Seiten und des Spendenangebots habe er in der vergangenen Woche zugesagt, mit dem Nachmieter eine Alternative finden zu wollen. Dies ist inzwischen geschehen. Der Nachmieter wird laut Elsässer in einem anderen seiner Mietobjekte in Vaihingen unterkommen.

Jetzt liegt es an den Bürgern

Damit man in 15 Monaten nicht wieder vor dem gleichen Problem steht, richtet Elsässer einen Appell an die Bürger: „Sie sollen sich ein Herz nehmen und auch tatsächlich im Bonus einkaufen“, sagt er.

Das letzte Wort, ob die Filiale auf der Rohrer Höhe tatsächlich weitergeführt wird, hat SBR-Geschäftsführer Manfred Kaul. Dieser war jedoch für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen.