Das „Messeler Urpferd“: Ein aufwendig rekonstruiertes Urpferd, steht im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. So könnte das Urpferdchen ausgesehen haben. Foto: Andreas Arnold/dpa

Die Grube Messel ist eine wahre Schatzkammer der Erdgeschichte und Evolution. Bislang wurden rund 60 komplett erhaltene Urpferdchen entdeckt. Vor kurzem gab es einen weiteren fantastischen Fund.

Bei dem im Sommer 2023 in der Grube Messel entdeckten Fossil eines Säugetiers handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein weiteres Urpferdchen (Propalaeotherium). „Die Präparation ist noch nicht komplett fertig“, sagt Grabungsleiter Torsten Wappler vom Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. Es sei ein relativ kleines Tier.

Nicht viel größer als ein Dackel

Zeichnung von Urpferden (Propalaeotherium) beim Trinken - ausgestellt im Geiseltalmuseum der Martin Luther Universität Halle. Foto: Imago/Steffen Schellhorn
Fossiles Skelett eines Urpferdes. Foto: Imago/Blickwinkel

„Das war ein Jungtier, in jedem Fall.“ Das Fossil war im Sommer in der Unesco-Welterbestätte entdeckt und von Wappler als „spektakulärer Fund“ bezeichnet worden. Urpferde sind ein ausgestorbener Zweig innerhalb der Pferde. Sie lebten vor vor 50 bis 41 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Mittleren Eozäns bis in das Obere Oligozän in Mitteleuropa und wurden nicht viel größer als Dackel.

Propalaeotherium wird in die mit den Pferden verwandte Familie der Palaeotheriidae eingeordnet. Allerdings stellt es nicht die unmittelbaren Vorfahren der Pferde dar, sondern bildete einen relativ früh wieder ausgestorbenen Seitenzweig.

Nachgewiesen ist die Gattung über zahlreiche Funde, die zumeist aus Europa stammen und von denen die teils vollständigen Skelette des Geiseltals und der Grube Messel zu den bekanntesten gehören. Die Vertreter von Propalaeotherium lebten überwiegend in Wäldern und ernährten sich von weicher Pflanzenkost.

Das Besondere am Fund ist der Mageninhalt

Spektakulär sei an dem Fund vor allem der Mageninhalt. „Wir haben im Magen vier Zähne gefunden, möglicherweise Milchzähne des Tieres“, berichtet Wappler. Das sei so in Messel noch nicht vorgekommen.

Die Zähne würden wie die eines Urpferdchens aussehen. Es komme auch heute vor, dass Huftiere Zähne verschlucken. „Die Urpferdchen sind eigentlich Pflanzenfresser gewesen.“ Wappler zufolge sind in Messel bislang rund 60 komplett erhaltene Urpferdchen im Ölschiefer entdeckt worden.

Grube Messel – Fenster zur Urzeit

Das von der deutschen Unesco-Kommission als „Fenster zur Urzeit“ bezeichnete Areal Grube Messel ist seit 28 Jahren Welterbe. Die in den Ölschiefer eingepressten und konservierten Funde zeigen, wie die Welt vor Millionen Jahre in der damals tropischen Region aussah. Mit mittlerweile mehreren Zehntausend Fossilien-Funden können Wissenschaftler ein relativ genaues Bild der damaligen Lebenswelt und des Klimas zeichnen.

Die Funde sind Zeugnis einer Welt lange nach dem Aussterben der Dinosaurier und lange bevor die Evolutionsgeschichte Neandertaler oder den modernen Menschen hervorbrachte. Die größte Sammlung an Messel-Fossilien besitzt das Landesmuseum.