Bevor die Woche endete, lieferte Obama mit einem unglücklich formulierten Satz eine Steilvorlage an Romney. In einem unbedachten Moment erklärte der Präsident vor Reportern zur Lage der Wirtschaft: “Dem privaten Sektor geht es gut”. Worauf der Herausforderer ihm vorhielt, “keine Bodenhaftung zu haben”. Foto: Spang

Obama blickt auf schlechte Woche zurück. Nicht nur die Arbeitslosenzahlen vermiesten seine Laune.

US-Präsident Barack Obama blickt auf eine schlechte Woche zurück. Erst verhageln ihm die Arbeitslosenzahlen die Stimmung. Dann setzt sich in Wisconsin der erzkonservative Gouverneur Scott Walker bei einem Abwahlverfahren durch, von dem der Präsident von Anfang an wenig hielt. Störfeuer gab es auch von Bill Clinton, der die Strategie von Team Obama unterminierte, Mitt Romneys Zeit an der Spitze von “Bain Capital” zu problematisieren. Als wäre dies nicht genug trumpfte Romney mit Zahlen auf, die zeigen, dass er im vergangenen Monat im Rennen um das große Wahlkampfgeld an Obama vorbeigezogen war.

Bevor die Woche zu Ende war lieferte Obama mit einem unglücklich formulierten Satz eine Steilvorlage an Romney. In einem unbedachten Moment erklärte der Präsident vor Reportern zur Lage der Wirtschaft: “Dem privaten Sektor geht es gut”. Worauf der Herausforderer ihm vorhielt, “keine Bodenhaftung zu haben”.

Diese Einschätzung zeige, wie wenig Obama von der Wirtschaft tatsächlich verstehe. Wenige Stunden später versuchte sich der Präsident in Schadens-Begrenzung, indem er die Geschäftsergebnisse vieler Unternehmen mit der allgemeinen Lage der Wirtschaft kontrastierte.

Der Beweis für den Vorwurf? Obama schneide immer gut bei den Geschichten ab

Der Schaden war damit aber schon angerichtet. Romney kann mit diesem Zitat eigene Fehltritte ausbalancieren.

Schließlich sah sich der Präsident noch dem Vorwurf ausgesetzt, seine eigenen Leute fütterten die Presse mit Material über eigentlich geheime Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit. Der Beweis für den Vorwurf? Obama schneide immer gut bei den Geschichten ab. Sei es bei den Todeslisten für den Drohnen-Einsatz oder der Urheberschaft des Computer-Wurms Stuxnet. Er käme stets als der “harte Kerl” an, der alles tue, die USA zu schützen.

Justizminister Eric Holder leitete am Freitag demonstrativ Ermittlungen gegen die Maulwürfe ein. Gewiss auch um solches Gerede aus der Welt zu schaffen. Der Präsident empörte sich öffentlich: ”Die Auffassung, mein Weißes Haus gebe absichtlich geheime, die nationale Sicherheit betreffende Informationen heraus, ist beleidigend.”

Ganz glaubwürdig ist die Empörung allerdings nicht. Zeigt Obama doch unnachgiebige Härte gegen den mutmaßlichen Informanten an Wikileaks, während er die eigenen Leute unisono von Vorwürfen der unerlaubten Informationsweitergabe freispricht.

Fazit: Der Präsident muss aufpassen, den Schwung nicht zu verlieren. Er macht Fehler, ist angreifbar und hat die Wiederwahl lange nicht in der Tasche.