Mitts Rede vor den Veteranen klang denn auch ganz nach dem Texaner, dessen Cowboy-Diplomatie und kriegerischer Alleingang in Irak, den USA weltweit Ansehen und Ressourcen gekostet haben. Foto: Spang

Starke Sprüche, wenig Konkretes: Romneys außenpolitische Grundsatzrede vor Veteranen.  

Starke Sprüche, wenig Konkretes. Auf diese Formel lässt sich Mitt Romneys außenpolitische Grundsatzrede bringen, die er vor Veteranen in Reno hielt. Bevor er zu seiner sechstägigen Reise nach England, Israel und Polen aufbrach, rechnete er mit der Sicherheitspolitik des Präsidenten ab. Dieser habe Amerikas Freunde “verraten”, Führern Vertrauen geschenkt, die es nicht verdient hätten und sich unnötig entschuldigt. “Ich schäme mich nicht für die Macht Amerikas”, kraftmeierte Mitt ganz im Stile George W. Bushs, dessen neokonservativen Berater er übernahm.

Mitts Rede vor den Veteranen klang denn auch ganz nach dem Texaner, dessen Cowboy-Diplomatie und kriegerischer Alleingang in Irak, den USA weltweit Ansehen und Ressourcen gekostet haben. Romney schwadronierte über die Einzigartigkeit Amerikas und zelebrierte ein Ideal amerikanischer Macht, das mit den Realitäten des 21. Jahrhunderts nicht mehr viel zu tun hat.

Romney suggeriert militärische Aktion, ohne es zu sagen

Ganz vage blieb der Kandidat bei seinen Alternativen zu Obamas Außenpolitik. Zum Beispiel Iran. Dort fordert er in seiner Rede exakt das, was unter dem Präsidenten schon längst offizielle US-Politik ist. Obama hält offen, ob er eine iranische Atombombe letztlich mit militärischer Gewalt verhindern wird. Romney suggeriert militärische Aktion, ohne es zu sagen. Vielleicht wird er dazu während seiner Drei-Länder-Reise konkreter. Es wäre doch wichtig zu wissen, wie locker der Colt im Gürtel des Kandidaten sitzt.

Oder Afghanistan. Plötzlich ist Romney auch für den Rückzugszeitplan, auf den sich die NATO verständigt hat. Warum muss er dann noch einmal seine Generäle dazu befragen? Als ob Obama das nicht getan hätte. Ziemlich unausgegoren, wie die früher einmal formulierte These, das Russland der “strategische Gegenspieler Nummer 1″ sei. Das löste im realpolitischen Lager seiner eigenen Partei Kopfschütteln und die Frage aus, ob der Kandidat den “kalten Krieg” in seinem Kopf schon überwunden habe.

Kontrast falle aber nicht zum Vorteil Romneys aus, “dessen Positionen überwiegend beunruhigend seien"

Romney gab den Medien eine Steilvorlage, ihn unterwegs auf Reisen nach den Details seiner Weltsicht zu befragen. Daheim watschte ihn die New York Times kräftig ab. “Was er den Wählern an amerikanischer Sicherheitspolitik anzubieten hat ist weder beeindruckend noch überzeugend”, urteilt das Blatt in einem Leitartikel. “Es gab einen Kontrast”, meint die Times zu den unterschiedlichen Visionen Romneys und Obamas. Dieser falle aber nicht zum Vorteil Romneys aus, “dessen Positionen überwiegend beunruhigend seien.”

So ähnlich urteilten die Medien im Jahr 2000 vor der Wahl George W. Bushs ins Weiße Haus. Bleibt zu hoffen, dass die Amerikaner diesmal zu einem anderen Ergebnis kommen. Die Rückkehr zu dem idealistischen Impuls Bushs wäre brandgefährlich. Für dessen Fehler zahlen die USA heute noch einen hohen Preis.

++++++ HINWEIS. Dies ist eine Beitrag zu Spang’s Spin, einem meinungsfreudigen Wahlkampf-Tagebuch, das nicht nach Ausgewogenheit strebt. Ohne dabei jedoch die Fakten auf der Strecke zu lassen.