Mitt Romney Foto: Spang

Mitt Romney stellt die deutsche Bundeskanzlerin vor eine knifflige Entscheidung.  

Mitt Romney stellt die deutsche Bundeskanzlerin vor eine knifflige Entscheidung. Soll sie den Präsidentschaftskandidaten in Berlin empfangen oder lässt sie ihn wie einst Obama vor verschlossener Tür stehen. Von der Antwort auf diese Frage dürfte wohl die Entscheidung Team Romneys abhängen, Deutschland als Reiseziel für die Ende des Monats geplante Europa-Nahost-Tour aufzunehmen.

Obwohl die Stationen noch nicht endgültig feststehen, hat das Internet-Portal POLITICO den vorläufigen Reiseplan in Umlauf gebracht. Demnach wird der republikanische Präsidentschafts-Bewerber seine außenpolitische Tour mit einer Rede vor den Veteranen in Reno, Nevada beginnen. Gelegenheit für Romney Amtsinhaber Barack Obama anzugreifen. Das gilt als tabu, wenn er danach ins Ausland reist.

Zuerst werden der Kandidat und Frau Anne zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in London erwartet. Dort steht dann eine weitere Grundsatzrede auf dem Programm. Nächste Station ist Israel, wo Begegnungen mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sowie Führern der Opposition geplant sind. Von dort aus geht es weiter nach Polen, ein Land mit dem Romney die Vorbehalte gegen die russische Führung unter Präsident Vladimir Putin teilt. Am Ende käme er nach Berlin.

In Deutschland will Romney die Nähe zur Sparpolitik der Kanzlerin hervorheben

Während das vorrangige Interesse Romneys darin besteht, außenpolitische Kompetenz zu signalisieren, ist die Reise hochpolitisch. Warum sonst würde der Kandidat, der als Mormonen-Missionar zwei Jahre in Frankreich lebte und fließend Französisch spricht keinen Abstecher in Paris machen?

In Israel will er die Nähe zu dem Likud-Führer Netanyahu hervorheben, der mit einer militärische Intervention in Iran droht. Ein unmissverständliches Signal, dass unter seiner Führung ein robusterer Kurs im Nahen Osten zu erwarten ist. Team Romney streitet nicht ab, dass es auch darum geht, jüdische Wähler daheim zu umwerben. Etwa in Florida, wo die Wahlen im Herbst auf Messers Schneide stehen. Polen galt als enger Verbündeter George W. Bushs und fühlt sich von Obama vernachlässigt.

Und Deutschland? Dort geht es Romney darum, die Nähe zur Sparpolitik der Kanzlerin hervorzuheben. Man darf gespannt sein, ob Merkel konsequent bleibt und das nicht immer einfache Verhältnis ihrer Regierung zu Obama aufs Spiel setzt. Ein Empfang müsste in Washington ohne Frage als Affront verstanden werden. Merkel ließ Obama im Sommer 2008 abblitzen als er in vergleichbarer Situation anklopfte. Mit der Begründung, sie wolle sich aus dem amerikanischen Wahlkampf heraushalten. Anders als für Obama wäre ein Deutschland-Besuch ohne Abstecher bei Merkel ziemlich einsam. Für Romney strömen die Massen gewiss nicht zur Siegessäule in Berlin.

Experten wie Bill Kristol vermissen auf der Reise einen Abstecher nach Afghanistan. „Es wäre gut, wenn er bei den Truppen vorbeischaute“, meint der Neo-Konservative, der mit vielen außenpolitischen Beratern Romneys befreundet ist. Afghanistan stand offenbar auf dem Programm bevor es aus ungeklärten Gründen wieder gestrichen wurde.

Die Tour Ende des Monats bleibt auch sonst nicht ohne Risiko. Lenkte sie doch von der bisher konsequenten Konzentration auf Wirtschaft und Arbeitsplätze ab. Das Thema, das die Wahlen im Herbst entscheiden dürfte.