Die aktuelle Olympia-Kleidung wurde in China gefertigt. Foto: Ralph Lauren

Romney bestellte 2002 für die Fackelträger insgesamt 11.500 Sportanzüge in burmesischen Sweatshops.

Washington - Ein großer Aufreger in Washington ist die Entdeckung, dass das Olympische Komitee die Uniformen für die US-Teilnehmer an den Olympischen Sommerspielen 2012 in der Volksrepublik China herstellen ließ. Demnach erlaubte das NOK dem Modehersteller Ralph Lauren, die Designs im Kommunisten-Reich fertigen zu lassen. Der Bericht im Fernsehsender ABC brachte die gewöhnlich bitter geteilten Republikaner und Demokraten auf dem Kapitolhügel zusammen.

Nur einer schwieg: Präsidentschafts-Kandidat Mitt Romney. Und warum?

Weil Romney als Manager der Olympischen Winterspiele 2002 eine ganz ähnliche Entscheidung getroffen hatte. Laut “Huffington Post” bestellte Romney für die Fackelträger insgesamt 11.500 Sportanzüge in burmesischen Sweatshops. Als Gewerkschaften und Menschenrechtsgruppen seinerzeit Aufklärung verlangten, teilte das “Salt Lake Organizing Committee” keck mit: “Die Fackelträger-Kleidung ist nicht in Burma hergestellt worden. Sie stammt aus Myanmar.”

"Nicht aus Burma, sondern aus Myanmar"

Peinlich, peinlich. Ist Myanmar doch der Name mit dem die Diktatoren den ehemaligen Staatsnamen ersetzt hatten. Klar, dass der Präsidentschafts-Kandidat heute nicht damit in Verbindung gebracht werden möchte.

Die Episode nährt den größeren Vorwurf, den Präsident Obama im Wahlkampf erhebt: Dass Romney der “Outsourcer-In-Chief” ist.

Eine Variante davon präsentierte Obama auf Wahlkampf in Cincinnati. Der Präsident zitierte in einer Bürgersprechstunde eine Studie der unabhängigen Fachzeitschrift “Tax Notes“, die den Steuerplänen des Republikaners attestierte, 800.000 Arbeitsplätze zu schaffen. “Es gibt nur ein Problem damit”, führte Obama die Befunde der Experten weiter aus. “Die Jobs entstehen nicht in Amerika.”

Olympische Uniformen aus Myanmar - gewiss banal

Romney hatte vorgeschlagen, Unternehmensgewinne im Ausland von der Steuer in den USA freizustellen.

Team Romney reagierte auf die neuen Breitseiten mit dem Vorwurf, die gegnerischen Wahlkämpfer erreichten “jeden Tag ein neues Tief”. Das Problem des Kandidaten: Indem er die beleidigte Leberwurst spielt, verschwinden nicht die Fakten. Romney hat ein massives Problem damit, den Wählern die obskuren Arrangements zu erklären, die er für sich an bei “Bain Capital” getroffen hatte als er 1999 nach Utah ging, um die Winterspiele “zu retten”.

Der normale Amerikaner fragt sich, wie man an der Spitze eines Unternehmens stehen kann und dann nicht verantwortlich für dessen Entscheidungen sein will. Vor allem wenn jemand mit 100.000 Dollar mehr bezahlt bekommt, als die allermeisten Familien im Jahr verdienen. Neue Dokumente zeigen, dass Romney in einer Kalifornischen Partnerschaft involviert war, nachdem er angeblich Bain verlassen hatte.

Die olympischen Uniformen aus Myanmar sind gewiss banal. Aber sie verstärken einen vorhandenen Eindruck und helfen Obama, seinen Herausforderer zu definieren.