"Wenn Sie Barack Obama mit so einer Bilanz nicht schlagen können, dann sollten sie die Partei schließen", ätzt Talkshow-Host Laura Ingraham. Foto: Spang

Die “heiße Phase” der Präsidentschaftswahlen hat gerade erst begonnen, da stimmen die ersten Konservativen bereits enttäuscht den Abgesang auf ihren Kandidaten Mitt Romney an.

Die “heiße Phase” der Präsidentschaftswahlen hat gerade erst begonnen, da stimmen die ersten Konservativen bereits enttäuscht den Abgesang auf ihren Kandidaten Mitt Romney an. Die Wortführerschaft übernahm George W. Bushs ehemaliger Redenschreiber Michael Gerson, der sich heute als Kolumnist bei der “Washington Post” verdingt.

Mit Blick auf den “Bounce” Barack Obamas von den Parteitagen, die den Präsidenten national nun bis zu sechs Prozent vorn sehen (CNN) stellt Gerson nüchtern fest, dass Romney Wochen konstant hinter Obama liegt. “An seinen besten Tagen war er mit Präsident Obama gleichauf, an seinen schlechtesten lag Romney ein paar Punkte hintendran.”

Es folgt eine realistische Bestandsaufnahme des Mitte-rechts angesiedelten Kommentators.

Die Wahl Paul Ryans zum Vizepräsidentschaftskandidaten habe die Dynamik des Rennens nicht verändert. “Romney hat Ryan gewählt, nicht Ryan-ismus”. Eine Anspielung auf die radikalen Tea-Party-Positionen des “Running Mattes”.

Die menschelnde Parteitagsrede Romney habe zudem keine neue Wählergruppen erreicht

Obwohl Romney im July bereits mehr Geld für TV-Werbung in großen Fernsehmärkten wie Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina oder in Columbus, Ohio ausgegeben als auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs vor vier Jahren im Oktober, bewegten sich die Umfragen nicht zu seinen Gunsten.

Die menschelnde Parteitagsrede Romney habe zudem keine neue Wählergruppen erreicht. “Sie war ideologisch nicht kreativ”.

Dem ließe sich noch hinzufügen, dass “Moneyman” Romney auch im Rennen um die Spendengelder zurückgefallen ist. Nicht bei seinen reichen und super-reichen Freunden, die ihm weiterhin dicke Schecks aus stellen. Aber im Verhältnis zu Obama, der ihn erstmals seit dem Frühjahr wieder im Wettlauf um das liebe Geld ausstach.

Was Romney dabei ganz besonders besorgen muss, ist, wie der Demokrat es anstellt. 98 Prozent seiner Geldgeber sind Kleinspender, die weniger als 250 Dollar locker gemacht haben. D.h. sein Wahlkampfteam kann dieselben Personen noch ein, zwei Mal anzapfen.

“Wenn er nichts wagt, wird er vermutlich verlieren"

Fazit Gerson: “Mit weniger als zwei Monaten bis zu den Wahlen hat Romney immer weniger Möglichkeiten, die Dynamik des Rennens zu verändern.” Seine beste Möglichkeit seien die drei Präsidentschafts-Debatten. Die erste findet am 3. Oktober in Denver statt. “Wenn er nichts wagt, wird er vermutlich verlieren.”

An diesen Gedanken scheinen sich auch schon Romneys Freunde beim republikanischen Haussender FOX einzustellen. Analyst Mark Halperin beobachtete völlig treffend, dass die Runde auf “Fox News Sunday” “wie ein Nachruf klang, der zu erklären versuchte, warum Romney verloren hat”.

Bei anderen Konservativen, vor allem aus dem Lager der Tea-Party stellt sich rundherum Ärger und Spott ein. “Wenn Sie Barack Obama mit so einer Bilanz nicht schlagen können, dann sollten sie die Partei schließen”, ätzt Talkshow-Host Laura Ingraham. “Zumachen. Neu anfangen, mit neuen Leuten”. Ob der Herausforderer noch eine Chance habe? “Ich weiß nicht, ob Mitt Romney ihn schlagen kann.”

Eine motivierte Basis sieht anders aus. Vom moderaten Gerson bis zur hitzigen Ingraham macht sich nicht gerade Zuversicht breit, einen aussichtsreichen Kandidaten im Rennen zu haben. Damit steigt der Druck auf Romney in den Debatten einen Durchbruch zu schaffen. Und wohlgemerkt: In zwei Monaten kann noch viel passieren. In amerikanischen Wahlkämpfen ist das eine Ewigkeit.