Jimmy Carter hat sich entschieden, seine verbleibende Zeit im Kreis der Familie zu verbringen. Foto: dpa/John Amis

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat seine medizinische Behandlung abgebrochen und erhält nun Hospizpflege zu Hause.

Der schwer erkrankte frühere US-Präsident Jimmy Carter (98) hat seine medizinische Behandlung abgebrochen. Seine verbleibende Zeit wolle er zu Hause mit seiner Familie verbringen, heißt es in einer Erklärung, die das „Carter Center“ am Samstag auf Twitter veröffentlichte. Statt Krankenhausaufenthalte und weiterer medizinischer Eingriffe habe er sich für Hospizpflege entschieden. Carter leidet an einer Krebserkrankung, die Leber und Gehirn befallen habe. „Er hat die volle Unterstützung seiner Familie und seines medizinischen Teams.“ Die Familie Carter bitte um Privatsphäre und sei dankbar für die Sorge seiner vielen Bewunderer, hieß es.

Carter ist der älteste lebende frühere US-Präsident und hat im Jahr 2002 den Friedensnobelpreis erhalten. Der Politiker der Demokraten amtierte von 1977 bis 1981 als 39. Präsident der Vereinigten Staaten. Er hatte den Republikaner Gerald Ford abgelöst und wurde seinerseits bei einer erneuten Kandidatur von Ronald Reagan besiegt.

Am 1. Oktober 1924 in Georgia geboren, erbte er eine Erdnussfarm im kleinen Ort Plains, in den er nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus zurückkehrte. 2021 feierten Carter und seine Frau Roslyn 75. Hochzeitstag. Sie haben vier Kinder. Lange Jahre betätigte sich der gläubige Christ in der Maranatha Baptist Church in Plains als Laienprediger.

In den 60er Jahren trat Carter in die Politik ein, wurde zum Senator von Georgia gewählt, 1971 zum Gouverneur, 1976 dann zum US-Präsidenten. Seine Amtszeit war geprägt von der Ölkrise, hoher Inflation und Arbeitslosigkeit. Höhepunkt der Carter-Jahre war das Abkommen von Camp David 1978, in dem Ägypten den Staat Israel offiziell anerkannte.

Seine Sympathiewerte brachen jedoch ein, als 1979 während der Iranischen Revolution 66 Amerikaner in Teheran als Geiseln genommen wurden. Carter, der die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen und ein Handelsembargo verhängt hatte, wurde zu große Zögerlichkeit vorgeworfen. Teheran ließ die Geiseln erst nach 444 Tagen frei, Carter war bereits abgewählt.

Nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus engagierte sich der Demokrat mit seinem Carter Center humanitär, unter anderem als Friedensvermittler 1994 in Haiti sowie in Bosnien, wo er einen Waffenstillstand erwirkte, der den Weg für den Friedensvertrag mitebnete. Für seinen Einsatz für die Menschenrechte erlangte er internationale Anerkennung und erhielt 2002 den Friedensnobelpreis.