Felix Dettinger, Niklas Gerhard, Leon Winterling und Benn Schröder (von links) wollen mit ihrem Hightech-Mülleimer „Zero Waste“ die Mülltrennung revolutionieren Foto: /Kerstin Dannath

25 Schüler entwickelten spannende Start-Ups bei der vom Kultusministerium geförderten Sommerschule des Nürtinger Max-Planck- und des Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasiums. Wie funktioniert das?

Pauken in den Sommerferien? Viele Schüler und Schülerinnen im Land werden bei diesem Satz das Gesicht verziehen. Nicht so die 25 Siebtklässler vom Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium (RBG) und dem Nürtinger Max-Planck-Gymnasium (MPG), die in der letzten Ferienwoche die gemeinsame Sommerschule der beiden Bildungseinrichtungen besuchten. „Das hat richtig Spaß gemacht“, bestätigte Niklas Gerhard vom RBG. „Wir haben unheimlich viel gelernt, auch technische Sachen, zum Beispiel was man mit einem IPad alles machen kann“, pflichtete ihm sein Mitschüler Leon Winterling bei. Zum großen Bedauern der beiden musste das IPad am Ende wieder zurückgegeben werden.

Die vom Kultusministerium ausgerufene Sommerschule 2023 fand an 64 Standorten im Land statt, abgerufen werden konnten pro Standort bis zu 5000 Euro an Fördergeldern. Und die eingesetzten Lehrkräfte bekommen für ihre zusätzlich abgeleisteten Stunden einen Zeitausgleich. „Es sind alle Schularten dabei“, erklärte Carsten Rabe, der Leiter des Referats 56 im Kultusministerium, zuständig für Jugend und kulturelle Angelegenheiten. „Die Grundidee war, Schülern, die Nachholbedarf haben, zu helfen“, so Rabe weiter. Allerdings hat sich das Projekt an vielen Standorten zum Selbstläufer entwickelt: „Die Schulen wollten eher bestimmte Bereiche vertiefen und ihre Talente fördern.“

Die Hochschule für Wirtschaft ist mit im Boot

So gebe es Projekte wie etwa in Mannheim, wo zwei Schulen mit der dort ansässigen Popakademie kooperieren oder eben wie im Falle von RBG und MPG, die sich als externen Partner die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) mit ins Boot geholt haben. Niklas Gerhard und Leon Winterling entwickelten mit zwei weiteren Schülern zum Beispiel die Idee für ein Start-Up namens „Zero Waste“ - der gleichnamige Hightech-Mülleimer soll die Mülltrennung revolutionieren und die Umwelt von Müll und Verschmutzung befreien. Auch bei den anderen fünf Sommerschul-Projekten stand Nachhaltigkeit und soziales Bewusstsein ganz oben auf der Agenda. Etwa beim Team von „Tripple A“, die per Workshops den Menschen beibringen wollen, wie man korrekt gendert und alle Menschen gleichberechtigt behandelt. Oder bei „shoestar“: Die Gruppe hatte ein biologisch abbaubares Schuhputzmittel entwickelt, das laut eigener Aussage preislich alle herkömmlich erhältlichen Mittel schlägt – und in einer nachfüllbaren Flasche angeboten wird.

Bei der Präsentation der sechs Start-Ups in der „Future.Box“ der HfWU – alle Teams hatten ihre Ideen auf englisch vorgestellt –, zeigte sich Rabes Chef, Staatssekretär Volker Schebesta vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, beeindruckt und würde sogar investieren: „Die Schuhputzcleaner waren am besten. Insgesamt hat es mich aber bei allen Schülern begeistert, wie sie ihre Ideen entwickelt haben, vor dem Publikum gestanden sind und sie auf englisch präsentiert haben“, lobte der Landespolitiker (CDU).

Die Noten der Kinder waren nicht entscheidend

Koordiniert wurde da Projekt der beiden Gymnasien von Stephan Weißgerber (RBG). „Wir wollen den Kindern aufzeigen, dass Bildung auch jenseits von Mathearbeiten und Co wichtig ist“, betonte Weißgerber den praktischen Bezug. Die Auswahl der Schüler, die an der Sommerschule teilnehmen durften, erfolgte durch die Klassenlehrer. Im Fokus standen dabei weniger die Noten, sondern das soziale Engagement und die Teamfähigkeit der Kinder. Ein voller Erfolg, wie von Schebesta und Co nach dem Abschlussevent attestiert wurde: „Die Schüler setzen sich mit den Herausforderungen der Zukunft in unserer komplexen Welt auseinander – dafür stehen wir auch als praxisorientierte Hochschule“, sagte Ulrike Berger-Kögler. Es sei ja zwar noch ein bisschen hin, aber sie hoffe, den einen oder die andere vielleicht mal als Studierende an der HfWU begrüßen zu können, so die Dekanin der Fakultät für Argarwissenschaft, Volkswirtschaft und Management augenzwinkernd.