Die Grundschüler der Elise-von-König-Schule ihr Schulhaus zum Lernen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nach den Sommerferien ist der Schulstoff des Vorjahres oft wie weggeblasen. Sommerschulen helfen Jugendlichen zurück in die Materie. Auch eine Stuttgarter Grundschule macht mit.

Stuttgart - Während viele Schüler in dieser Woche noch auf der faulen Haut liegen, sind 25 Jugendliche im Aktivpark Bergheide des Caritasverbands schon emsig bei der Sache. Sebastian (13) und seine Gruppe klappen die Meterstäbe aus und vermessen das Gebäude, das inmitten üppiger Vegetation steht. „Ein Meterstab ist zwei Meter lang. Das Gebäude kann also nicht bloß zwei Meter lang sein, wenn der Meterstab zum Messen nicht ausreicht“, sagt Lehrerin Lisa Schlecker, die zuständig ist für die Organisation der Sommerschule auf der Bergheide. Also legen die Jungs und Mädchen Stab an Stab, um zu einem Maß zu kommen. Gruppe zwei lernt Englisch, die dritte darf backen, die vierte trollt sich mit Oliver Böhm von der Caritas in den Klettergarten.

Sommerschulen wie diese finden in der letzten Ferienwoche an 42 Standorten im Land statt. Auf die Bergheide sind Schüler aus Vorbereitungsklassen und aus Regelklassen der Altenburgschule, der Grund- und Werkrealschule Ostheim, der Lerchenrain- und der Uhlandschule gekommen. Außerdem einige Jugendliche aus den Vorbereitungsklassen für Zuwanderer und Flüchtlinge. Wie Sebastian, der aus Italien stammt und sein Englisch verbessern will. Denn im neuen Schuljahr wechsle er „von der Vorbereitungsklasse in die neunte Klasse“ seiner Hauptschule. Oder die 16-jährige Minchae aus Südkorea. „Ich muss besser Deutsch lernen“, sagt das Mädchen, das parallel die Vorbereitungsklasse und die neunte Klasse besucht.

Eltern müssen nur fürs Mittagessen bezahlen

Drei Lehrerinnen begleiten die Jugendlichen in dieser Woche und vermitteln nicht nur Stoff, sondern mit Hilfe der Caritas-Mitarbeiter auch Selbstvertrauen für den Start ins neue Schuljahr. „Und Schüler aus Vorbereitungsklassen lernen hier oft künftige Schulkameraden kennen“, sagt Heidi Wörz vom Staatlichen Schulamt. Jede teilnehmende Schule erhält vom Kultusministerium maximal 5000 Euro, womit Lehrerstunden und Sachmittel bezahlt werden, Eltern zahlen nur einen kleinen Essens-Obulus. „Und dank der Louis-Leitz-Stiftung können wir am Nachmittag noch Snacks verteilen“, sagt Lisa Schlecker.

Erstmals haben landesweit auch acht Grundschulen eine Sommerschule eingerichtet, darunter die Stuttgarter Elise-von-König-Gemeinschaftsschule. 25 Kinder aus der künftigen dritten und vierten Klasse nehmen daran teil. „Vor allem Kinder mit Sprachschwierigkeiten und anderen Defiziten brauchen nach den langen Ferien einen längeren Anlauf. Deshalb habe ich einige Familien gezielt darauf angesprochen und bin mit der Resonanz ganz zufrieden“, sagt Schulleiterin Damaris Scholler. Anders als die Hauptschüler werden die Grundschulkinder im Schulhaus unterrichtet, am Nachmittag dürfen sie Sport treiben oder kreativ werden. Eines aber ist für alle Sommerschüler gleich: Am Freitag winkt der Lohn – ein Abschlussfest.