Die Polizeiführung des Landes und der Erfinder Thomas Schweer (rechts) starten symbolisch das neue System Foto: dpa

Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall kann erste Erfolge im Kampf gegen Einbruchskriminalität vorweisen. Mit einer neuen Prognose-Software will er das noch steigern, doch die Flüchtlingskrise bindet bei der Polizei immer mehr Kräfte und dürfte auch den Landtagswahlkampf bestimmen. Es kommentiert Rainer Wehaus.

Stuttgart- Die Polizei im Land will im Kampf gegen Einbrecher nicht mehr hinterher schlauer sein, sondern schon vorher: Ein neue Software, die von den Polizeipräsidien Stuttgart und Karlsruhe nun sechs Monate lang getestet wird, soll den Beamten eine Art tägliche Einbruch-Vorhersage liefern. Gefüttert mit früheren und aktuellen Fällen, spuckt die Software Wahrscheinlichkeiten für weitere Einbrüche in bestimmten Vierteln aus. Der Polizei-Computer wird zum Bruch-Rechner.

Die Software ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem die grün-rote Landesregierung der stark gestiegenen Einbruchskriminalität begegnet. Innenminister Reinhold Gall (SPD) kann erste Erfolge vorweisen: Die Zahl der Einbrüche sinkt, die Aufklärungsquote steigt. Allerdings nehmen jene Fälle weiterhin zu, in denen ein Einbruch versucht worden ist. Das zeigt, dass das Problem nicht wesentlich kleiner geworden ist.

Mit Hilfe der neuen Software lässt sich Einbruchskriminalität angeblich gezielter bekämpfen. Dies funktioniert aber nur, wenn die Polizei dafür auch die Zeit und das Personal hat. Am Freitag setzte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Südwesten mal wieder einen Notruf ab. Die Belastungsgrenze der Beamten sei erreicht. Nun jammern Gewerkschaften gern. Dass aber der Flüchtlingszustrom auch die Polizei stark belastet, lässt sich nicht bestreiten. Die vielen Konflikte in Flüchtlingseinrichtungen sind nur eines der großen Probleme. Fortan soll auch wieder verstärkt abgeschoben werden, wozu es ebenfalls mehr Polizei braucht. Lange Zeit schien es so, als werde die Einbruchskriminalität den Landtagswahlkampf mitbestimmen. Man braucht keine Prognose-Software, um zu dem Schluss zu kommen: Die Flüchtlingskrise wird auch dieses Thema überlagern.