Im Rathaus in Künzelsau liegt alles bereit für diejenigen, die die Soforthilfe beantragen wollen. Foto: Fuchs

In Künzelsau stehen die Antragsteller Schlange, die sich eine kleine Finanzspritze vom Land sichern möchten. Es ist als erste Hife gedacht, damit Bürger, die Schäden durch die Überflutung der Innenstadt erlitten haben, das Nötigste möglichst schnell beheben lassen können.

Künzelsau - Hannelore Hofer hat es kaum glauben können. „Mal sehen, wie unbürokratisch das Ganze ist“, hat die 71-jährige Frau gesagt, als sie von der Soforthilfe für die Hochwasser-Geschädigten in Baden-Württemberg gehört hat. Die Künzelsauerin wohnt in der Gaisbacher Straße. Das Haus war einer der ersten Blocks, der am 29. Mai geflutet worden war. Frau Hofers Wohnung blieb trocken, aber alles, was sie im Keller hatte, ist Müll, die Gefriertruhe inklusive Inhalt.

Gemeinsam mit Michael Schierle und mehreren anderen wartet sie im Rathausfoyer darauf, dass ihr Antrag auf Soforthilfe bearbeitet wird. Um halb neun hat das Künzelsauer Rathaus aufgemacht, die potenziellen Antragssteller standen da schon Schlange. In den ersten anderthalb Stunden hat die stellvertretende Ordnungsamtsleiterin insgesamt 16 Anträge bearbeitet. Bis zum Abend waren es 86 Anträge. Damit hat allein die Stadt Künzelsau am Montag satte 176 350 Euro an ihre Bürger ausbezahlt. In der Stadt im Hohenlohekreis war am 29. Mai eine Schaden in dreistelliger Millionenhöhe entstanden. Für den Großteil seien die Versicherungen zuständig, betont der Innenminister Thomas Strobl (CDU) wieder und wieder. Die Soforthilfe diene ausschließlich dazu, das Notwendigste zu beschaffen. Vorerst hat die Regierung dafür zwei Millionen Euro bereitgestellt. Falls dies nicht ausreiche, sagt eine Sprecherin, werde nachgesteuert.

39 Feuerwehrleuten schwammen die Autos im Hof

In der Hauptstraße haben Verwaltungsmitarbeiter entsprechende Anträge verteilt. Und Frau Hofer hat das Ausfüllen schon am Wochenende erledigt. „Wenn es eine neue Gefriere reicht, bin ich zufrieden“, sagt sie. Herr Schierle erhofft sich ein bisschen mehr. Er hat die Strapazen der vergangenen acht Tage noch nicht verdaut. Schierle gehört zur Feuerwehr, war im Dauereinsatz – und verlor, wie 38 seiner Kameraden, sein Auto, das er beim Feuerwehrmagazin geparkt hatte. „Innerhalb von zwei Minuten war der Hof geflutet“. Und 39 Autos von Feuerwehrleuten waren ein Fall für die Versicherungen.

Vom Land erhofft sich Schierle finanzielle Unterstützung in einer anderen Sache. Er hat einen Hausmeisterservice mit drei Mitarbeitern. Bei dem Unwetter ist ihm seine Winterräummaschine über die Wupper gegangen, seine Streusalzreserven kann er auch wegschmeißen: ein Schaden von 3000 Euro, so hat er es auf dem zweiseitigen Antrag auch angegeben. Die Soforthilfe des Landes findet er „eine gute Sache“. Gut eine halbe Stunde später verlässt er das Rathaus wieder, mit 1500 Euro in der Hosentasche – der Hälfte des Schadens also. Frau Hofer geht mit 500 Euro heim. Die neue Gefriertruhe ist gesichert.