Emma Watson in "The Bling Ring" ... Foto: Verleih

Es war ein spektakulärer Fall: Jugendliche brachen in Hollywood in die Villen von Stars wie Lindsay Lohan und Paris Hilton ein, weil sie ihnen und ihrem luxuriösen Lebensstil nahe sein wollten. US-Regisseurin Sofia Coppola hat daraus „The Bling Ring“ gemacht.

Berlin - Es war ein spektakulärer Fall: Jugendliche brachen in Hollywood in die Villen von Stars wie Lindsay Lohan und Paris Hilton ein, weil sie ihnen und ihrem luxuriösen Lebensstil nahe sein wollten. US-Regisseurin Sofia Coppola hat daraus den Kinofilm „The Bling Ring“ gemacht, der aktuell in den Kinos läuft.

Miss Coppola, was würden Einbrecher finden, wenn Sie Ihre Villa heimsuchten?
Ich habe zwar einiges bei mir zu Hause, aber keine solchen Luxussachen wie im Film. Mode hat keine besonders große Bedeutung für mich, sie ist für mich kein Statussymbol wie für die Kids im Film. Ich mag Kleidung, die gut gemacht ist – das gilt ebenso für Wein, Architektur oder Design. Ich hoffe allerdings, dass nie jemand bei mir einbricht!
Was fanden Sie an dieser Geschichte so interessant, dass Sie einen Film darüber machen wollten?
Als ich den Artikel über diese Jugendlichen in „Vanity Fair“ las, war ich sofort fasziniert von diesem Stoff. Raubzüge sind immer ein dankenswertes Thema für das Kino. Zugleich steht diese Geschichte nicht nur für den amerikanischen Lebensstil, sondern für eine Kultur, die sich international immer mehr verbreitet. Die Jugend ist heute ganz anders als zu meiner Zeit. Diesen enormen Einfluss der sozialen Medien und diesen Überfluss von Informationen gab es damals ja noch gar nicht.
Wie viel hatte Ihre eigene Jugend mit derjenigen dieser Kids gemeinsam?
Ich habe als Jugendliche mit meinen Freunden natürlich auch Dinge gemacht, die man als Erwachsener nicht tun würde. Und ich weiß, wie gerne man als 16-Jährige einer Gruppe angehören möchte. Abgesehen davon war meine Kindheit jedoch nicht vergleichbar. Ich wuchs nicht in Los Angeles auf, sondern in einer Kleinstadt in Nordkalifornien. Dort gab es nicht einmal Internet.
Wie aktiv sind Sie selbst in sozialen Netzwerken im Internet?
Ich bin dort kaum unterwegs und kenne mich auch nicht besonders gut darin aus – ich habe ganz gern meine Ruhe! (Lacht) Weil diese Medien für die Geschichte aber eine so entscheidende Rolle spielten, haben wir ihnen einen entsprechend großen Stellenwert im Film eingeräumt.
War das Netzwerk Facebook einverstanden mit dieser Rolle im Film?
In der realen Geschichte hat Facebook eine entscheidende Rolle gespielt, für den Film hatten wir jedoch keine Genehmigung, den Namen zu verwenden, und haben deshalb unser eigenes Netzwerk entworfen.
Wie sahen Ihre Recherchen aus?
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, eine wahre Geschichte zu verfilmen. Ich habe mich mit einigen der Beteiligten unterhalten, mit zwei der Kids und einem Polizisten. Zudem konnte ich die umfangreichen Interviews der Journalistin von „Vanity Fair“ einsehen.
Haben Sie die Namen der Jugendlichen ebenfalls aus rechtlichen Gründen geändert?
Wir haben die Namen vor allem deswegen verändert, weil wir den Kids mit dem Film nicht noch mehr Berühmtheit verschaffen und für ihr Verhalten keine Werbung machen wollten.
Wie sehen diese Kids die Sache heute?
Einer der Jungs ist noch im Gefängnis, und er bereut die ganze Sache ziemlich.
Kennen Sie den deutschen Film „Die fetten Jahre sind vorbei“, der eine ganz ähnliche Geschichte erzählt?
Ich habe von dem Film gehört, aber ich habe ihn nie gesehen.
Die jugendlichen Einbrecher dort wollten die Gesellschaft verändern, Ihren Kids geht es um den Kick – wie finden Sie diesen Wertewandel?
Ich würde diese Generation nicht verallgemeinern, ich kenne viele Jugendliche, die ernsthaft und nachdenklich durchs Leben gehen. Aber natürlich gibt es eben auch Kids wie im Film, denen es nur um Mode, Promis und Reality-TV geht. Rebellen sind das mit Sicherheit nicht, aber das spricht ja nicht dagegen, sich mit ihnen zu beschäftigen. Ich möchte die Dinge nur darstellen, das Urteil darüber überlasse ich dem Publikum.
Wie kam Paris Hilton in Ihren Film?
Ich traf Paris durch den Schauspieler Stephen Dorff, der sie kannte und von meinem Projekt wusste. Sie hat mir ihr ganzes Haus gezeigt, was ich sehr exotisch fand. Sie hatte auch nichts dagegen, dass wir ihre Villa als Kulisse für den Film verwenden und war sogar zu einem Gastauftritt bereit. Für mich war das ein wunderbares Geschenk, weil ich meine Filme immer so authentisch wie möglich machen möchte.
Zeigen Sie die Hilton-Villa so, wie sie tatsächlich ist, oder haben Sie Dinge verändert?
Was wir zeigen, ist alles absolut original. Paris hat ein ziemlich entspanntes Verhältnis zu ihrem Image und sieht das alles mit einem spielerischen Humor. Ich fand es aufregend, an einem der echten Tatorte zu drehen, ihre private Welt zu sehen und in ihre Schränke zu schauen. Bei den anderen haben wir unsere eigene Version kreiert.
Welche Rolle spielt Ihr Vater bei Ihrer Arbeit, der gemeinsam mit Ihrem Bruder als Produzent auftritt?
Ich habe ihm die Rohfassung gezeigt und ihn um seine Meinung gebeten – die positiv ausfiel. Mehr hatte mein Vater mit dem Projekt allerdings nicht zu tun. Dass er als Produzent auftritt, ist ganz einfach eine Tradition, weil wir alle meine Filme immer mit unserem Familienunternehmen produzieren.
Wann haben Sie Ihre Liebe zum Filmemachen entdeckt?
Ich habe schon als Teenager kleine Filme mit Freunden und meinem Bruder Roman gedreht. In der Schule habe ich lieber Videos abgeliefert als Referate. Der Auslöser für meine Berufswahl war das Buch „The Virgin Suicides“. Als ich hörte, dass es verfilmt werden sollte, hatte ich schreckliche Angst, dass der Film dem Roman nicht gerecht werden könnte – deswegen habe ich mich selbst um die Verfilmung bemüht.