Toll für Sportler, aber wenig attraktiv für Familien mit Kindern: das Sindelfinger Badezentrum. Foto: factum/Granville

Schöner Schwimmen steht auf dem Programm der Stadtverwaltung und der Stadträte für das kommende Jahr. Aber auch die Bürger sollen mitreden bei den Plänen zur Weiterentwicklung des Hallenbads.

Sindelfingen - Ein Publikumsmagnet ist es noch immer: das Sindelfinger Badezentrum. Mehr als eine halbe Million Besucher zählt es jedes Jahr. „Noch“, betont Klaus Batz, der Geschäftsführer der Kommunalberatung conpro aus Nürnberg. Im Auftrag der Sindelfinger Stadtverwaltung hat er sich das Hallenbad, das im kommenden Jahr 40 Jahre alt wird, näher angeschaut und stellte fest: „Das Bad hat als Alleinstellungsmerkmal in der Region das 50-Meter-Becken. Das zieht Sportschwimmer an. Doch das ist zu wenig.“ Vor allem Familien mit Kindern und Wellnessfans würden längst „mit den Füßen abstimmen und zu Mitbewerben abwandern“. Denn für diese Gruppen sei das Angebot im Sindelfinger Bad nicht attraktiv genug.

Das ist auch den Verantwortlichen der Stadtverwaltung bewusst. Hinzu kommt, dass die Schwimmhalle dringend saniert werden muss. Auf mindestens neun Millionen Euro schätzt der Finanzbürgermeister Christian Gangl die Kosten dafür. „Doch damit haben wir das Bad lediglich technisch in Stand gesetzt. Damit wird es keinen Deut attraktiver“, sagt er. Klar ist für Gangl auf jeden Fall, dass die Schwimmhalle auch neue Angebote braucht.

Drei Varianten der Badentwicklung hat der Gutachter Batz entwickelt. Die erste sieht Investitionen von elf bis 15 Millionen Euro vor, inklusive der notwendigen Sanierung. Dafür soll das Bad familienfreundlich werden: mit einem neuen Planschbecken und mobilen Wasserspielgeräten. Das Foyer soll erweitert werden und ein Bistro erhalten. Der Saunabereich hingegen muss bei dieser Variante weichen. Lediglich eine kleine Textilsauna und ein Dampfbad sind noch vorgesehen.

Grotten statt Fliesen

Variante zwei, die Batz am Dienstagnachmittag im Gemeinderat vorstellte, geht von Investitionen von 20 bis 28 Millionen Euro aus. Dafür sollen sowohl der Familien- als auch der Saunabereich deutlich ausgebaut und modernisiert werden. So könnten mehrere Rutschen und interaktive Wasserspielzonen installiert, das Schwimmbecken mit Grotten und anderen Elementen verschönert werden. Die Saunazone soll um einen Saunagarten erweitert werden und sich von andern Angeboten in der Region abheben, zum Beispiel durch Saunahütten oder ähnliches. Der dritte Vorschlag von Batz ist der teuerste. Er sieht Investitionen in Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro vor und die Errichtung eines richtigen Spaßbads samt einer großen Wellnessoase. „Diese Variante ist aber für die Stadt alleine nicht zu stemmen. Da müsste ein privater Investor einsteigen“, schlägt der Berater vor.

Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer spricht von einem „Private-Public-Partnership-Modell. Das bedeutet, dass wir dem privaten Betreiber einen jährlichen Betriebskostenzuschuss garantieren. Dafür haben wir Einflussmöglichkeiten. So können wir vereinbaren, dass Schulen und Vereine weiterhin zu günstigen Konditionen die Schwimmhalle und das 50-Meter-Becken nutzen.“ Modelle dieser Art gebe es bereits in anderen Städten, sagt der OB.

Betriebskostenzuschuss könnte sinken

Der Vorteil von Variante zwei und drei sei, dass man dabei mit einer Senkung des städtischen Betriebskostenzuschusses rechnen könne, erklärte Gangl. Hingegen werde dieser Zuschuss bei Variante eins sicher steigen: von im Moment 2,6 Millionen Euro pro Jahr auf voraussichtlich 3,1 Millionen Euro. Auch Batz plädiert für eine der beiden größeren Varianten. Er hält vor allem den Saunabereich für unverzichtbar. „Saungäste zahlen deutlich mehr als andere Badgeäste und subventionieren somit ein stückweit den anderen Badebetrieb.“

Die Entscheidung für eine dieser drei Varianten wollen die Stadtverwaltung und der Gemeinderat aber nicht alleine fällen. . Vorgesehen ist eine umfassende Bürgerbeteiligung Anfang des kommenden Jahres. Nach einer ausführlichen Bürgerinformation, bei der zunächst die Pläne detailliert mit Vor- und Nachteilen vorgestellt werden, soll es diverse Workshops geben: für Stammgäste des Bads, die Sportschwimmer, die Vereine. Insbesondere auch die Jugendlichen sollen beteiligt werden, kündigte der OB an.