Eng geht’s zu in den Altstadtgassen Bietigheims: Foto:  

Ein 23-Jähriger ist beim traditionellen Lauf am letzten Tag des Jahres zum dritten Mal in Folge am schnellsten.

Kornwestheim/Bietigheim - Im Ziel riss Simon Boch die Arme nach oben und forderte das Publikum vor der herrlichen Kulisse des Bietigheimer Viadukts noch mal zur Unterstützung auf. Die hatte sich der 23-Jährige aber auch redlich verdient. Mit 33:11 Minuten war der Läufer der LG Regensburg über die 11,1 Kilometer lange Strecke am Ende der schnellste – für den Mann, der gebürtig aus Villingen-Schwenningen kommt, war es nach 2015 und 2016 bereits der dritte Erfolg beim Silvesterlauf. Das hat vor ihm kein anderer geschafft. „Normalerweise laufe ich das ganze Jahr auf der Bahn“, sagte der Dreifach-Sieger nach dem Lauf durch die Enzauen und die Bietigheimer Altstadt. „Ich komme ja aus dem Schwarzwald. Das kommt mir hier zugute, da es ordentlich auf und ab geht und die Strecke sehr hügelig ist.“ Auf den weiteren Plätzen folgten Fabian Clarkson (SCC Berlin), dem 43 Sekunden auf Platz 1 fehlten und der sich wie im vergangen Jahr mit Rang 2 begnügen musste. Marc Steinsberger (TV Zell) wurde Dritter.

Der 23-jährige Boch hatte die Konkurrenz bereits nach der ersten Runde (4,6 Kilometer) distanziert und einen Vorsprung von rund 200 Metern herausgelaufen. „Eigentlich habe ich gedacht, dass wir es ein bisschen langsam angehen“, sagte Fabian Clarkson. Aber Boch machte diesen Plan zunichte. „Der erste Kilometer war relativ gediegen und ich habe mich dann früh entschieden das Tempo anzuziehen“, sagte der Deutsche Meister über 10 000 Meter.

Bei den Frauen war Laura Hottenrott von Eintracht Baunatal am flottesten unterwegs und überquerte die Ziellinie nach 38:26 Minuten. Auf den Plätzen folgten Franziska Reng (39:31/LG Regensburg) und Victoria Brandt vom SCC Berlin (39:36). Siegerin Hottenrott hatte sich erst einen Tag vor dem Lauf dazu entschieden, in Bietigheim zu starten. In den Vorjahren hatte sie den Silvesterlauf Werl – Soest, den größten in Deutschland, gewonnen.

Favoriten sagen ab

Die beiden Sieger Boch und Hottenrott profitieren auch vom Ausfall einiger namhafter Läufer. Sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern hatten die Top-Favoriten ihren Start zwei Tage vor dem Rennen abgesagt. Alina Reh (SSV Ulm 1846), die den Silvesterlauf bereits viermal gewinnen konnte und sich auch bei ihrem fünften Start gute Chancen ausgerechnet hatte, musste auf Anraten ihrer Ärzte passen. Die 20-Jährige von der Schwäbischen Alb hatte in diesem Jahr über 3000 Meter ihren ersten deutschen Meistertitel in der Halle gewonnen. Bei den Männern hinderte Arne Gabius – einer der besten deutschen Lang- und Mittelstreckler sowie deutscher Rekordhalter über die Marathondistanz – ein grippaler Infekt an der zweiten Teilnahme in Bietigheim

„Ich bin froh, dass ich hergekommen bin. Ich war 2013 und 2014 schon einmal hier und wollte den Lauf unbedingt irgendwann einmal gewinnen“, sagte eine strahlende Laura Hottenrott. „Die Stimmung an der Strecke war genial, das war ein perfekter Jahresabschluss für mich.“ Wie bei den Männern auch, war das Rennen früh gelaufen. Hottenrott führte beim ersten Durchlauf bei Start und Ziel und gab die Führung anschließend auch nicht mehr ab. Allein habe sie sich auf der Strecke nicht gefühlt, da ja noch einige Männer vor ihr gewesen seien. „Ich konnte die Atmosphäre richtig genießen.“

Wie jedes Jahr säumten wieder mehr als 10 000 Zuschauer die Strecke quer durch die Stadt. Die äußeren Temperaturen spielten der Veranstaltung dabei in die Karten: fast frühlingshafte Bedingungen boten den 3501 Startern und Starterinnen perfekte Laufbedingungen, sodass sich auch viele Amateurläufer für kurze Hosen und T-Shirt entschieden hatten. Und so war auch der 37. Bietigheimer Silvesterlauf wieder einmal vor allem ein Fest für alle Läufer und Läuferinnen und deren Fans. Unter den Augen von SVK-Kreisläufer Julius Emrich liefen auch wieder Sportler in skurrilen Verkleidungen wie Schottenröcken oder Tierverkleidungen durchs Ziel.

Viele werden im nächsten Jahr wiederkommen. Wohl auch Peter Bäuchle. Der Dauerläufer, der in Bietigheim 37-mal gestartet ist, wurde nach dem Rennen für seine Ausdauer extra geehrt. Auch Sieger Simon Boch will im nächsten Jahr wieder angreifen – und dann seine Serie ausbauen. „Ich liebe die Strecke, die Zuschauer peitschen einen nach vorne“, sagte der 23-Jährige. Außerdem sei die Veranstaltung nicht weit von zu Hause. Seinen Preis, eine Flasche Sekt, spendete er übrigens seinen mitgereisten Freunden.