Technische Mängel führten zu großen Verlusten. Foto: picture alliance / dpa/David Ebener

Ausgerechnet die erneuerbare Energiegewinnung durch Wind beschert Siemens Milliardenverluste. Unser Autor Thomas Magenheim führt die Entwicklung auf schwere Managementfehler zurück.

Wenn Siemens sich von Unternehmensteilen trennt, bedeutet das für die oft nichts Gutes. Das einst an Ben Q verkaufte Handy-Geschäft ging pleite. Die Lichttochter Osram verschwand unter dem Dach des viel kleineren AMS-Konzerns aus Österreich und schrumpft von Stellenabbau zu Stellenabbau. Jetzt geht es um die Zukunft von Siemens Energy, einem Energietechnikkonzern mit 32 Milliarden Euro Jahresumsatz und 90 000 Beschäftigten, den die Mutter vor drei Jahren an die Börse gebracht hat. Er ist ein Sanierungsfall von der ersten Minute an.

Verluste von allein 4,5 Milliarden Euro dieses Jahr

Fatalerweise ist damit nicht das traditionelle Geschäft mit Gasturbinen gemeint, das als Auslaufmodell gilt. Eskalierende Milliardenverluste beschert mit der Windkraft vielmehr die erneuerbare Zukunft der Energieerzeugung. Wie das Geschäft bei Siemens Energy angelegt ist, sorgte schon vor dem Börsengang für Zweifel. Denn die spanische Windkraftbeteiligung Siemens Gamesa war anfangs nur teils unter Kontrolle der Bayern. Wer in einem Unternehmen nicht alle Türen öffnen kann, erblickt bisweilen Verstörendes, sobald er es darf. Der Webfehler wird nun per Komplettübernahme von Siemens Gamesa für vier Milliarden Euro beseitigt.

Dazu kommen horrende Verluste von allein 4,5 Milliarden Euro dieses Jahr. Voriges Jahr lagen die Verluste noch bei 647 Millionen Euro. Das zeigt, mit welcher Wucht es in die falsche Richtung geht.

Das Management hält den Konzern dennoch weiter für sanierbar, hat aber bislang eher das Gegenteil bewiesen. Waghalsig kalkulierte Aufträge ohne Preisgleitklausel und technische Mängel ausgerechnet bei den neuesten Turbinengenerationen zeugen von schweren Managementfehlern. Siemens Energy hat jetzt noch einen letzten Schuss, um endlich zu treffen und das auch nur, falls sich die Kugel am Ende nicht als Platzpatrone erweist.