Moritz Haidle freut sich über den besten trockenen Lagenriesling. Foto: Gottfried Stoppel

Beim internationalen Wettbewerb „Best of Riesling“ gewinnt der Stettener Moritz Haidle die Kategorie Lagenwein trocken – das Fellbacher Weingut Aldinger stellt die beste Kollektion.

Wenn der Meininger Verlag zum Wettbewerb „Best of Riesling“ aufruft, dann wird in der Regel so ziemlich alles eingeschickt, was weltweit in der traditionell wichtigsten deutschen Rebsorte Rang und Namen hat. Unter mehreren Tausend Rieslingen haben in diesem Jahr 1297 Weine die Jury so überzeugt, dass sie per Auszeichnung mit ihrer hohen Güte werben dürfen. Unter den deutschen Teilnehmern findet sich die höchste Dichte an ausgezeichneten Rieslingen in der Pfalz mit 358 Auszeichnungen. Württemberg bringt es auf 80 Auszeichnungen – Rang fünf unter den deutschen Weinbaugebieten – und liegt damit knapp vor Österreich mit deren 74.

Moritz Haidle siegt bei Lagenweinen

Drei Württemberger sind dabei sozusagen direkt in den Riesling-Olymp gestürmt. Der Stettener Weinmacher Moritz Haidle hat mit seinem 2020 Pulvermächer Stetten Riesling Großes Gewächs den 1. Preis in der Kategorie Lagen-Riesling trocken eingeheimst. „Moritz Haidle und Riesling – das ist einfach eine geniale Kombi“, schwärmen die Verkoster des internationalen Wettbewerbs. „Dieses GG wirkt positiv handwerklich, duftet nach Macadamia und Hefe, auch Senfsaat.“ Sehr trinkig sei der Haidle-Riesling, „stoffig und mit hefig-kalkigem Zug“. Kurz, so die Experten: „State of the Art für modernen Riesling.“ Als Einziges ist das Weingut damit unter den acht Kategoriensiegern in die Phalanx der drei Toprieslinggebiete an Rhein und Mosel eingedrungen.

Aldinger mit Kollektion des Jahres

Mit dem 2021 Marienglas Gips Untertürkheim Riesling Großes Gewächs und dem 2021 Lämmler Fellbach Riesling GG ist das Fellbacher Weingut Aldinger gleich zweimal unter den Top-18 vertreten, die von der als recht kritisch geltenden Jury mit 93 von 100 möglichen Punkten bedacht worden sind. „Duftig und strahlend, Johannisbeere, Weinbergpfirsich, sehr attraktiv und klar“, so lautet die Laudatio zum Untertürkheimer Gips. „Dicht, stoffig und druckvoll, Säure super eingebunden.“ Was aber noch viel wichtiger ist: Die Auszeichnung für die Riesling-Kollektion des Jahres geht diesmal an das Fellbacher Weingut Aldinger.

Nachdem die Riesling Kollektion des Jahres im vergangenen Jahr in den Rheingau gegangen sei, so heißt es in der Mitteilung der Veranstalter, werde in diesem Jahr ein Weingut aus Württemberg ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: „Das VDP-Weingut Aldinger stellte mit zwei Großen Gewächsen aus dem Jahrgang 2021 (beide 93 Punkte), einem Erste Lage Wein sowie einem Eiswein und einem Kabinett die stärkste Kollektion im Wettbewerb.“

Zwei Dautel-Weine unter Top-18

Grund zur Freude hat auch Christian Dautel in Bönnigheim (Kreis Ludwigsburg). Mit dem 2021 Bönnigheimer Steingrüben Riesling landete er in der Kategorie Lagen-Riesling trocken direkt hinter Moritz Haidle auf dem zweiten Platz. Der Jurykommentar hier: „Auch Rang zwei geht nach Württemberg – angenehm handwerklich, feine Schieferwürze, herbe Zitrusfrucht. Wirkt sehr in sich ruhend, griffig und mit viel Spannung.“ Mit dem 2021 Besigheimer Wurmberg Riesling Erste Lage hat das Weingut Dautel gleich noch einen Trumpf unter den weltweiten Top-18-Rieslingen mit 23 Punkten. Kommentar der Verkoster: „Würzig-reifer und mineralischer Duft, Pfirsich und rote Johannisbeere. Sehr würzig auch am Gaumen, knackige Säure, Riesling ohne Kompromisse.“

Leon Gold knapp hinter Spitzengruppe

Ein Sonderpreis ging an die Weingärtner Cleebronn-Güglingen für den besten Riesling trocken im Lebensmitteleinzelhandel. Als weiterer Vertreter aus dem Remstal schrammte der Weinstädter Nachwuchswengerter Leon Gold mit 92 Punkten für seinen 2020 Riesling Halbstück Gundelsbach Koih nur knapp an einer absoluten Spitzenplatzierung vorbei. Ergebnisse mit 90 Punkten und mehr erreichten bei Best of Riesling auch die Weingüter Bernhard Ellwanger (Weinstadt), Beurer (Kernen), Schnaitmann (Fellbach) und Doreas (Remshalden).

Auszeichnungen auch bei „Eco-Winner“

Beim 28. Eco-Winner-Wettbewerb des Bundesverbands Ökologischer Weinbau haben 108 Weine eine Medaille gewonnen. Insgesamt wurden 533 Bioweine von 97 Öko-Weingütern verkostet und bewertet. Das Weingut Doreas aus Remshalden errang dabei drei Medaillen, berichtet der Verein Remstal Tourismus: für den 2022er Hebsacker Lichtenberg Kerner Beerenauslese edelsüß, den 2022er Grunbacher Klingle Riesling Eiswein edelsüß und den 2019er Grunbacher Berghalde Zweigelt. Das Weingut Klopfer aus Weinstadt punktete beim Eco-Winner-Wettbewerb mit seinem aus einer pilzwiderstandsfähigen Sorte (Piwi) gekelterten 2019er Cannstatter Zuckerle „Mauerpfeffer“.

Der Riesling und sein Wettbewerb

Die Rebsorte
Von gut 100 000 Hektar Rebfläche in Deutschland sind etwa 24 000 mit Riesling bepflanzt. Die größten Riesling-Anteile hat der Rheingau mit 78 Prozent, die größte Rieslingfläche mit fast 6000 Hektar die Pfalz. In Württemberg sind es bei 2125 Hektar 18,5 Prozent der Rebfläche. Riesling ist eine natürliche Kreuzung aus Heunisch sowie einer Kombination aus Traminer mit einer autochthonen Rebe vom Rhein. Sie wurde vermutlich aus Wildrebenbeständen am Oberrhein ausgelesen. Die besten Rieslinge werden in klimatisch kühleren Weinbaugebieten erzeugt.

Best of Riesling
Den vom Fachverlag Meininger ausgelobten internationalen Wettbewerb „Best of Riesling“ gibt es seit dem Jahr 2000 – er gilt als größte Rieslingprobe der Welt, quasi als Riesling-Weltmeisterschaft. Die Sorte, so die Veranstalter, begeistere durch die enorme Bandbreite der Weine. Verkostet wird beim Wettbewerb in acht Kategorien – von Riesling trocken mit moderatem Alkoholgehalt über Riesling restsüß bis hin zum Riesling gereift, derzeit mit Jahrgang 2015 und älter.