Rivalen auf dem Eis: Alexander Owetschkin (links) und Sidney Crosby Foto: AP

Die Rivalität zwischen dem Kanadier Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins und dem Russen Alexander Owetschkin von den Washington Capitals prägt die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL seit einem Jahrzehnt. Zurzeit treffen sie in einer finalwürdigen Viertelfinalserie mit ihren Teams in den Play-offs aufeinander.

Stuttgart - Die Zahl, die Alexander Owetschkin am wenigsten mag, ist mutmaßlich die 87. Bei seinen größten Niederlagen war diese Nummer nie weit – und immer strahlender Sieger. Denn das ist die Nummer des Kanadiers Sidney Crosby, dem großen Rivalen der Russen. Im Viertelfinale der Play-offs in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NFL treffen sie zurzeit wieder einmal aufeinander. Dank des dramatischen 4:3-Heimsiegs nach Verlängerung am Donnerstag führen Owetschkin Washington Capitals vor der zweiten Begegnung an diesem Samstag in der Best-of-seven-Serie gegen die Pittsburgh Penguins mit 1:0.

Beliebter als Alexander Owetschkin ist in Russland nur Wladimir Putin

Sid gegen Ovi, Ovi gegen Sid – diese Rivalität prägt die NHL seit einem Jahrzehnt. Sie sind die besten Spieler ihrer Generation, zwei der besten Akteure aller Zeiten, die Scorerpunkte produzieren wie andere Selfies. Schon seit ihren Debüts am 5. Oktober 2005 werden die beiden ständig miteinander verglichen. Sie sind die Symbolfiguren des ewigen Kampfs der Eishockey-Supermächte Kanada und Russland um die Vorherrschaft mit Puck und Schläger, die größten Sporthelden ihrer Heimatländer. „Er ist so etwas wie der zweibeliebteste Kerl im ganzen Land“, sagt sein Mitspieler und Landsmann Evgeny Kuznetsov über Alexander Owetschkin. „Präsident Wladimir Putun ist der erste, Alex ist der zweite – jeder will so sein wie er.“

Alexander Owetschkin (30), Sohn einer ehemaligen Basketball-Nationalspielerin und eines früheren Fußballprofis, hat in 917 NHL-Auftritten inklusive der Play-offs 1041 Scorerpunkte (564 Tore, 477 Vorlagen) verbucht. Der 1,88 Meter große und 108 Kilogramm schwere Flügelstürmer ist der Torjäger schlechthin, immer auf den Abschluss bedacht, ein Vollstrecker, der aus allen Lagen feuert. Er schießt besser als jeder andere, aber auch öfter als jeder andere. So hat er in den vergangenen vier NHL-Hauptrunden jeweils die meisten Treffer erzielt, in dieser Spielzeit waren es 50. „Es ist keine Frage, dass es heutzutage schwieriger ist, Tore zu schießen – und wie viele Tore er Jahr für Jahr erzielt ist schon ziemlich bemerkenswert“, sagt Wayne Gretzky, der beste Eishockeyspieler und erfolgreichste NHL-Torschütze aller Zeiten mit 894 Treffern.

Sidney Crosby wird seinem Ruf als bester Spieler der Welt wieder gerecht

Sidney Crosby (28), dessen Vater ein ganz talentierter Amateurtorwart war, steht nach 812 Spielen bei 1066 Scorerpunkten (386 Tore, 680 Vorlagen). Der 1,80 Meter große und 91 Kilogramm schwere Mittelstürmer Sidney Crosby (28) ist der Inbegriff des kompletten Akteurs und gilt als bester Spieler der Welt. Wieder. Denn zu Beginn der Saison stand schon zu befürchten, dass dem zweimaligen Olympiasieger seine Kopfverletzungen der vergangenen Jahr so zugesetzt haben, dass er nicht mehr richtig in Tritt kommt. Doch nach ein paar Anlaufschwierigkeiten läuft er seit Weihnachten heiß – und mit ihm sein Team. „Ich denke nicht, dass es in Frage steht, das er so gut oder sogar besser spielt als je zuvor“, sagt Wayne Gretzky.

Seit einem Trainerwechsel und ein paar personellen Veränderungen im Spielerkader inklusive der Beförderung des Deutschen Tom Kühnhackl aus ihrem Farmteam sind die Pittsburgh Penguins kaum mehr zu bremsen. Dass es bereits im Viertelfinale zum Gigantenduell der Eastern Conference mit den Washington Capitals als bester Hauptrundenmannschaft kommt und nicht erst im Halbfinale, liegt am etwas umstrittenen neuen Play-off-Format der NHL. Dem Sieger werden – nicht nur von den Buchmachern – die besten Titelchancen aller acht noch im Rennen stehenden Teams eingeräumt.

Erstes Aufeinandertreffen in den Play-offs seit 2009

In den Play-offs ist es erst das zweite Duell zwischen dem noch titellosen Alexander Owetschkin und Sidney Crosby nach dem epischen Viertelfinale 2009, als sie im unvergessenen zweiten Spiel jeweils Hattricks erzielten und die Penguins nach einem 4:3-Seriensieg letztlich Meister wurden. Anders als damals, als es auch einen verbalen Schlagabtausch zwischen Sidney Crosby („Manche Menschen mögen sein Spiel und manche halt nicht. Ich gehöre zu der zweiten Gruppe“) und Alexander Owetschkin („Er ist ein guter Spieler, aber er soll nicht so viel reden. Wenn er was gegen mein hartes Spiel hat, dann ist das sein Problem. Was will er machen wenn ich so spiele, heulen?“) gab, halten sie sich diesmal abseits des Eises mit Kampfansagen zurück. „Beide Jungs lieben das Rampenlicht und den Druck – beide scheinen ihr Spiel noch einmal aufs nächste Level zu heben, wenn sie aufeinandertreffen“, sagt Wayne Gretzky.

Und in der Regel hat Sidney Crosby das bessere Ende für sich. So war das schon im Endspiel der Junioren-WM 2005. 2010 in Vancouver (mit seinem goldenen Tor in der Verlängerung des Finales gegen die USA) und 2014 in Sotchi führte der Kanadier sein Land zum Olympiasieg, den auch die Russen – besonders auf eigenem Boden – nur allzu gerne geholt hätten . Bei der WM 2015 mit dem Finalduell der Supermächte war es nicht anders. Und Alexander Owetschkin schaute jeweils traurig zu, wie Nummer 87 feierte.