In den vergangenen Tagen war nach einem durch einen 88-Jährigen verursachten Unfall in Bretten die Diskussion über Gesundheitschecks wieder aufgeflammt. Foto: dpa

Zwar geht die Zahl der Verkehrstoten stetig zurück – unter den Opfern finden sich aber immer mehr Ältere. Das Land reagiert darauf mit einem seniorengerechten Verkehrssicherheitskonzept.

Stuttgart - Fast 5000 Senioren über 65 sind im vergangenen Jahr auf Baden-Württembergs Straßen verunglückt – knapp 800 mehr als im Jahr 2000. Das heißt, jeden Tag werden 14 Senioren im Land Opfer eines Verkehrsunfalls. Wie aus aktuellen Erhebungen des Innenministeriums hervorgeht, leben Fußgänger und Radfahrer im Alter besonders gefährlich. 2012 waren zwei Drittel aller tödlich verunglückten Radfahrer über 65 Jahre alt, unter den getöteten Fußgängern war es jeder Zweite. Ein Grund: Je älter die Menschen werden, desto weniger tragen sie beim Radfahren einen Helm.

Zwar sinkt die Zahl der Verkehrstoten seit Jahren. Dafür verunglücken – demografisch bedingt – immer mehr ältere Semester. Werden sie in einen Unfall verwickelt, tragen sie auch meist die Hauptschuld – häufiger noch als die Fahranfänger zwischen 18 und 24.

Verpflichtende regelmäßige Untersuchung für alle

Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) rechnet in den kommenden Jahren mit einem weiteren Anstieg. Er richtet sein Verkehrssicherheitskonzept daher streng an den Senioren aus. Im Blickpunkt sind dabei Kreuzungen und Einmündungen. Dort passiert am meisten. Ende des Jahres will eine Arbeitsgruppe erste Ergebnisse präsentieren.

Wie ein seniorensicherer Verkehrsraum aussehen könnte, hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bereits skizziert: Längere Grünphasen für Fußgänger, abgesenkte Bordsteine, Mittelinseln und als Regelgeschwindigkeit innerorts Tempo 30.

In den vergangenen Tagen war nach einem durch einen 88-Jährigen verursachten Unfall in Bretten die Diskussion über Gesundheitschecks wieder aufgeflammt. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) spricht sich für eine verpflichtende regelmäßige Untersuchung aus – allerdings nicht nur für die Alten, sondern für Jedermann.