Ein Beispiel für andere mobile Sperren: In Krefeld stehen Poller, die Bodenplatten für mehr Widerstand haben. Foto: Hersteller

Zentrale Plätze der Stadt sollen bald fest installierte Zufahrtssperren bekommen. Vorerst stehen dort noch Betonteile, die in Tests nicht gut abschnitten. Dabei gibt es auch für die Provisorien Alternativen.

Stuttgart - In der Stadt sollen in den nächsten Jahren wirksame Durchfahrtssperren zum Schutz von Fußgängern installiert werden. Dafür hat der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) eine klare Linie angekündigt: Man werde keine Kompromisse machen, weder was den Preis noch was die Ästhetik angeht. Bis die Techniker der Stadt festgelegt haben, welche Sperren wo fest installiert werden, werden weiter die vorläufigen Barrieren genutzt. Das kritisiert ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, deutlich: „Die bringen doch nichts. Wenn da ein Lastwagen drauffährt, verschlimmert sich die Lage sogar, weil er den Block weiterschiebt.“ In einem Test der Prüfgesellschaft Dekra, die sich mit mobilen Sperren befasst hat, waren diverse Betonsperren durchgefallen.

Mit diesen Tests hat sich auch die Verwaltung der Stadt Krefeld auseinandergesetzt. Als eine der ersten Städte in Deutschland setzt sie auf die Sperren des Leonbergers Christian Schneider mit dem Namen Truckbloc. Das Prinzip: Die Stahlpoller sind auf eine Bodenplatte montiert. Fährt ein Lastwagen darauf, kann er diese nicht so leicht wie einen Klotz wegschieben, der im Weg steht. Durch das Gewicht des Lastwagens ist der Widerstand größer. Im Test der Dekra heißt es abschließend über die Erfindung aus Baden-Württemberg: „Bei einem beladenen Zehntonner mit 50 Stundenkilometern wird sich die Rampe etwa zehn Meter weit bewegen. Aber die Bremswirkung ist ausgesprochen hoch.“ Das ist eines der besten Urteile, welche die Dekra bei ihren Tests bisher veröffentlicht hat. Deswegen habe man auf die Sperren aus Leonberg gesetzt, sagt Uli Cloos vom Krefelder Stadtmarketing, und sie für ein Jahr zum Preis von 60 000 Euro getestet.

„Ein Test ist immer besser“

Christian Schneider wirbt für seine Truckblocs mit dem Argument, er habe sie entsprechend der Normen erstellt, welche für mobile Durchfahrtssperren gelten. Das sind die ISO IWA 14-2:2013 und die BSI PAS68. Nach denen sei seine Sperre zertifiziert, erläutert der Unternehmer.

„Es ist gut, wenn man mobile Sperren zertifiziert, ein Test ist immer besser als keiner“, sagt dazu Marcus Gärtner, der beim Prüfunternehmen Dekra die Tests geleitet hat. Die Tests seien nicht vorgeschrieben. Dennoch würden sie eine gewisse Orientierung bieten.

In Stuttgart sollen in den kommenden Jahren ebendiese festen Sperren installiert werden. Die Kriterien dafür sind noch nicht genau festgelegt. „Das wird dann von den Technikern im Zuge der Ausschreibung getan“, sagt Herrmann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer. Er gehe davon aus, dass sich die Fachleute dann auch mit den Zertifizierungen befassen werden. Die aktuellen Sperren habe man mit der Polizei ausgewählt.

Bürgermeister Schairer machte schon kürzlich im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats deutlich, dass Sicherheit das oberste Gebot ist. Er wolle sich nicht in wochen- oder monatelange Diskussionen über Schönheitsfehler der Durchfahrtssperren verwickeln lassen. Zunächst einmal sei es um Sofortmaßnahmen gegangen, und man nehme an, dass ein Großteil der Dauereinrichtungen erst 2019 installiert werden können. Dabei denke man stellenweise an versenkbare Schwerlastpoller und Schranken, die mit Personaleinsatz gewartet und bedient werden müssten, heißt es in Schairers Beschlussvorlage für die Stadträte. Der Bürgermeister sagte zu, dass er über die Pläne für den Neckarpark noch genauer informieren werde und dass man über alle Standorte noch diskutieren könne.

Gemeinderat hält dauerhafte Lösung für sinnvoll

Dieses Bedürfnis ist bei den Fraktionen auch groß. Im Grundsatz signalisierten die meisten von ihnen Zustimmung. Der Stadtist Ralph Schertlen allerdings fand, es werde nur Scheinsicherheit geschaffen. Der Nutzen sei gering. Lkw mit Betonladung an Schlüsselstellen zu platzieren, sei besser. Christoph Ozasek (Die Linke) hielt aber eine Dauerlösung für nötig und nicht nur eine Lösung für bestimmte Gelegenheiten. Beamte mit schweren Waffen erzeugten das Bild einer „Militarisierung zur Abwehr einer abstrakten Gefahr“. Schranken oder versenkbare Poller seien besser als Betonsperren vom Typ spanischer Reiter, sagte Hans H. Pfeifer (SPD). Andreas Winter (Grüne) merkte wie Ozasek an, dass man beim beschlossenen Umbau von Parkplätzen zu weiteren Flanierzonen im Zentrum die Sperren gleich „mitdenken“ sollte. Motto: Eine Schönheitsdiskussion soll Schairers Plan nicht entgegenstehen, aber man soll sich um eine schöne Lösung bemühen. Vielleicht, meinte Michael Conz (FDP), könne man den Sperren eine Verkleidung als Werbeträger oder einen „Überzieher“ verpassen. Das hat man in Krefeld mit den mobilen Sperren getan: „Es stehen Begriffe darauf, die uns als Werte wichtig sind“, erläutert der Marketingchef Cloos.

Auf lange Sicht wird dann auch noch zu klären sein, ob neben den Veranstaltungsorten auch noch weitere Plätze zu schützen sein werden. Seit dem mit einem Lastwagen verübten Attentat auf dem Berliner Breitscheidplatz wird vor allem über den Schutz der Veranstaltungen diskutiert. Die Anschläge von New York, London und Stockholm zeigen jedoch, dass es Terroristen nicht unbedingt auf Veranstaltungen abgesehen haben: In diesen vier Fällen fuhren die Attentäter in Fußgänger, ohne dass an den Anschlagsorten Veranstaltungen waren.