Lewis Hamilton hat Sebastian Vettels Siegesserie im Formel-1-Thriller von China gestoppt.

Shanghai - Hattrick geplatzt: Lewis Hamilton hat Sebastian Vettels Siegesserie im Formel-1-Thriller von China gestoppt. Der hochriskante Reifenpoker des Weltmeisters aus Heppenheim ging beim Shanghai-Spektakel nicht auf.

Der entfesselt fahrende Hamilton schnappte dem Red-Bull-Star in der fünftletzten Runde noch den dritten Erfolg im dritten Rennen weg. "Das war unglaublich", bejubelte der britische McLaren-Pilot seinen Coup. "Das hätten wir uns anders vorgestellt", bekannte Vettel. Dritter wurde sein Teamkollege Mark Webber, der mit einem strategischen Meisterstück von Startplatz 18 aufs Podium stürmte.

Schumacher auf Platz acht

Dagegen verfehlte Mercedes-Fahrer Nico Rosberg das lange Zeit möglich erscheinende Siegerpodest als Fünfter hinter Jenson Button im zweiten McLaren am Ende doch. Der Wiesbadener hatte das Rennen sogar mehrfach angeführt, am Schluss musste er aber spritsparend fahren und die Konkurrenten ziehen lassen. "Ich bin sehr enttäuscht, es war soviel mehr drin", klagte Rosberg. Rekordweltmeister Michael Schumacher steuerte den zweiten Silberpfeil von Startplatz 14 auf Rang acht - der Autobauer aus Stuttgart demonstrierte damit nach dem schwachen Saisonstart einen klaren Aufwärtstrend. "Wir verstehen das Auto jetzt besser", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

In der WM-Wertung bleibt Vettel mit nun 68 Zählern klar in Front. Zweiter ist jetzt Hamilton mit 47 Zählern vor Button (38) und Webber (37). Keine Punkte gab es dagegen in China für Nick Heidfeld, der nach Rang drei in Malaysia diesmal nur Zwölfter im Lotus-Renault wurde. Adrian Sutil fuhr im Force India auf Rang 15, Timo Glock kam im unterlegenen Marussia-Virgin als 21. ins Ziel.

Für Vettel begann das Rennen mit der ersten Niederlage des Wochenendes. Nachdem er alle Trainingseinheiten dominiert und auch die Qualifikation überlegen gewonnen hatte, musste der Deutsche am Start gleich beide McLaren vorbeiziehen lassen. Button übernahm die Führung, auch Hamilton, bei dem in letzter Minute noch ein Motorenproblem behoben werden musste, entschied das Duell mit Vettel für sich. Nur mit Mühe konnte der Champion zumindest Rosberg hinter sich halten. Einen deutlich besseren Start erwischten Sutil und Schumacher, die beide mehrere Plätze gutmachten.

Missverständnisse beim Boxenstopp

Die kurioseste Szene des Rennens kam bei der ersten Runde der Boxenstopps: Vettel überholte auf den letzten Metern vor der Boxeneinfahrt zunächst Hamilton, dann fuhr der ebenfalls zum Stopp beorderte Button irrtümlicherweise an die Red-Bull-Garage. Der Brite verlor durch seinen Fehler wertvolle Zeit, Vettel ging vorbei. Neuer Spitzenreiter aber war nun Rosberg, dessen Mercedes-Team mit dem früheren Reifenwechsel taktisch clever reagiert hatte.

Auch sein Stallkollege Schumacher verbesserte sich dank der guten Strategie auf Platz sechs und lieferte sich dort ein packendes Duell mit seinem alten Rivalen Fernando Alonso im Ferrari. In Runde 27 drängte sich der Spanier nach mehreren vergeblich Versuchen vorbei. Kurz darauf stoppte Rosberg zum zweiten Mal für frische Pneus, nun führte erstmals Vettel. Doch der Titelverteidiger kämpfte mit Funkproblemen, sein Ingenieur konnte ihn nicht mehr hören. So blieb der Hesse bei der riskanten Zwei-Stopp-Taktik.

Vettels riskanter Reifen-Poker geht nicht auf

Hinter ihm entwickelte sich ein spannender Wettbewerb um die Podiumsplätze. Nach Vettels zweitem Stopp in der 32. Runde ordnete sich der Hesse als Sechster wieder ein und musste nun darauf hoffen, dass seine Pneus bis zum Schluss halten würden. An der Spitze sammelte plötzlich wieder Rosberg Führungskilometer. Fast unbemerkt schlich sich auch Vettels Teamkollege Webber immer weiter nach vorn. In der 39. Runde bog Rosberg dann in die Box ab, Vettel war wieder Erster.

Doch das Spektakel auf dem 5,451 Kilometer langen Shanghai Circuit war noch längst nicht gelaufen. Rasante Positionskämpfe, brillante Überholmanöver - der China-Grand-Prix hatte alles zu bieten. Mit dem besseren Ende für Hamilton: Weil Vettels Reifen immer mehr abbauten, rückte der Weltmeister von 2008 immer näher, griff mehrfach an und hatte in der 52. Runde Erfolg. Gut vier Umläufe später fuhr der Brite nach 1:34:58,224 Stunden jubelnd ins Ziel - die Vettel-Serie ist vorbei.