Ein Monolith markiert die Remsmitte bei Waldhausen. Foto: Gottfried Stoppel

Noch 81 Tage bis zur interkommunalen Gartenschau im Remstal. In diesem Serienteil stellen wir die Projekte der Stadt Lorch vor.

Lorch - Kurz hinter der Grenze zwischen dem Rems-Murr-Kreis und dem Ostalbkreis, gerade noch auf der Gemarkung Lorch, liegt er: der Remsmittelpunkt. Von dort aus ist es genauso weit bis zur Quelle in Essingen wie bis zur Einmündung des Flusses in den Neckar in Remseck. Bis vor kurzem wusste niemand, dass ausgerechnet an dieser unscheinbaren Stelle zwischen Sportplatz auf der einen Seite und Badesee Waldhausen auf der anderen Seite des Flusses dieser markante Punkt liegt. Doch für die Gartenschau wurde nachgemessen – und Lorch freut sich nun mit einem Augenzwinkern in Richtung Plüderhausen über diese wichtige Landmarke für die Remstal-Gartenschau.

Und damit auch niemand ahnungslos am Mittelpunkt der Rems vorbei fährt oder geht, hat Lorch nun einen Monolithen mitten in den Flusslauf setzen lassen. Rund herum am Flussufer sind große Stufen entstanden, die Radler und Spaziergänger zum Verweilen einladen sollen. Und nicht nur das: das Land Baden-Württemberg hat die Rems an dieser Stelle für 120 000 Euro renaturiert, ökologisch fischgerecht umgebaut. „Das war optisch die wüsteste Stelle der Rems“, erinnert sich der Bürgermeister Karl Bühler. Nach dem Krieg war der Fluss trapezförmig ausgebaut worden. Denn so sah Hochwasserschutz damals aus: Am besten schnell das viele Wasser flussabwärts loswerden. Heute wird stattdessen an vielen Stellen renaturiert. Der Monolith ist allerdings einzigartig.

Ein Häuschen wird umhäkelt

Wie auch die architektonische Station von Lorch. Denn hier entsteht kein Neubau wie an vielen anderen anderen Stellen, sondern das Alte bekommt ein neues Gewand – zumindest für die Dauer der Remstal-Gartenschau: Das kleine historische Häuschen mit dem Namen „Luginsland“, gelegen hoch oben als Teil der Klosteranlage von Lorch und weit sichtbar über das Tal, erhält eine weiße Häkelhaube. Dafür haben sich rund 50 freiwillige Häklerinnen und ein Häkler gefunden, die in stundenlanger ehrenamtlicher Arbeit unterschiedlichste Stücke aus weißem, wetterfestem Garn hergestellt haben. Die Haube sei inzwischen so gut wie fertig, berichtet Bühler. Der Bürgermeister kommt regelrecht ins Schwärmen: „Wir haben Glück, dass uns der Architekt Dionys Ottl aus München zugelost wurde.“ Denn dieser kam auf die Idee mit dem Häkelkleid. „Das ist ein Schub für das Ehrenamt“, sagt Bühler. Es seien Menschen in Lorch zusammengekommen und hätten etwas gemeinsam erschaffen, die sich sonst wohl nicht getroffen hätten: „Das gemeinsame Motto hat Menschen zusammengebracht.“

Doch nicht nur das Ehrenamt hat in Lorch Rückenwind bekommen:. „Die Gartenschau ist für uns ein Infrastrukturprojekt“, sagt der Bürgermeister. Derzeit werde unter anderem der Schillerplatz nach den Plänen des Berliner Büros Reschke umgebaut. Der dort im Bereich des Platzes verlaufende Götzenbach musste für den Hochwasserfall technisch ertüchtigt werden – dazu flossen 1,2 Millionen Euro aus Hochwasserschutzmitteln des Landes. Das alte Feurwehrgerätehaus hat an der Rems zudem Platz gemacht für den Remsgarten mit Wiesenflächen und einer Rasenböschung zum Fluss hin.

Ein Labyrinth für Lorch

Auch auf dem Kirchhof der evangelischen Stadtkirche, den man auch aus dem Rathaus Lorch sehen kann, tut sich etwas: Dort entsteht derzeit eine Art Labyrinth, ein Projekt, das unter der Regie der Kirche läuft. Vom Kirchhof aus soll dann während der Remstal-Gartenschau ein sogenannter Gedankengang zum Bäderbrunnen und der katholischen Kirche über einen Waldweg und schließlich zum Kloster führen. Das ökumenische Projekt der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden soll die Stadt mit dem Kloster verbinden.

Viel mehr verbunden fühlt sich die Stadt Lorch inzwischen – nach zehn Jahren Planung für die Gartenschau – mit den Remstalkommunen auch jenseits der Grenze zur Metropolregion Stuttgart. „Politisch gesehen haben sich die Mühen gelohnt“, sagt Karl Bühler. Es sei schon bemerkenswert, dass so unterschiedliche Gemeinden, unterschiedliche Konfessionen, verschiedene politische Couleur, große und kleine Kommunen, drei Landräte und auch Lobbyisten zusammen so etwas Großes auf die Beine gestellt haben. Bühler ist sich sicher: „Das ,Wir im Remstal’ kommt zur Gartenschau zusammen.“

Die Gartenschau in Lorch

Highlight-Woche
: Von Montag, 16. September, bis Sonntag, 22. September, steht Lorch im Mittelpunkt des Gartenschau-Programms.

Kosten:
Rund sechs Millionen Euro brutto werden alle Projekte zur Remstal-Gartenschau in Lorch kosten, sagt der Bürgermeister Karl Bühler. Davon trägt die Kommune vier bis 4,5 Millionen Euro. Der Rest kommt aus verschiedenen Töpfen von Fördermitteln – unter anderem dem Hochwasserschutz.

Verschoben
: Eigentlich wollte Bühler bis zur Gartenschau auch in die Gmünder Straße, und zwar den Abschnitt vom Rathaus bis zum Bahnhof, investieren. Die Planungen haben allerdings zu lange gedauert. Andere Projekte seien dazwischen gekommen. Derzeit liegen die Pläne in der Schublade – und könnten 2020/21 wieder belebt werden.