Viele erinnern sich an ihre Kindheit, wenn sie Foto: Wirtschaftsarchiv Hohenheim

Lurchi steht für die Marke Salamander. Die wichtigsten Dokumente der Kornwestheimer Firma lagern im Wirtschaftsarchiv an der Universität Hohenheim.

Hohenheim - Jüngst traf der Salamander Lurchi die Fee Emely. Mit ihr hat er sein 147. Abenteuer durchgestanden. Seit der ersten Folge der tierischen Geschichten, die im Jahr 1952 erschien, hat der Salamander mit den braunen Lederstiefeln so einiges erlebt. Schon damals kannte ihn jedes Kind. Und bis heute wird das Heft mit seinen Geschichten beim Schuhkauf im Salamander-Geschäft mit in die Tüte gepackt.

„Als Kinder sind wir auf dem Teppich vor der Musiktruhe gelegen und haben Lurchis Abenteuer gehört, die auf Schallplatte aufgenommen worden waren“, erzählt Jutta Hanitsch. Die Schuhfabrik Salamander aus Kornwestheim ist eine ihrer liebsten Firmen, deren Geschichte die stellvertretende Direktorin des Wirtschaftsarchivs Baden-Württemberg verwahrt. Die Magazine des Archivs befinden sich in der Universität Hohenheim.

Seit 20 Jahren verwaltet das Archiv die Unterlagen

Vor allem Werbeplakate und Musterbücher für Schuhe sind es, die in den zahlreichen Schränken des Archivs gelagert werden. 1986 bekam es die Unterlagen aus Kornwestheim, knapp zwanzig Jahre, bevor die Produktion am Stammsitz eingestellt wurde. „Es ist erstaunlich, dass eine so bekannte Firma so untergegangen ist“, sagt Jutta Hanitsch.

Begonnen hatte alles 1885. Jakob Sigle machte sich in Kornwestheim als Schuhmachermeister selbstständig. Mit weiteren Teilhabern entstand 1905 die Salamander Schuhvertriebsgesellschaft, benannt nach einer Herrenschuhmarke. Kluge Marketingleute, die sich damals wohl noch nicht so nannten, erfanden Lurchi als Werbefigur, was einen wahren Boom brachte. „Salamander war lange die bekannteste Marke in Deutschland“, berichtet Jutta Hanitsch.

Peppiges, Romantisches, Freches

Es gab peppige Plakate mit dem abenteuerlustigen Salamander, romantisch skizzierte mit liebenden Paaren, aber auch solche mit frechen Sprüchen: „Schatz trag Salamander, sonst geh’n wir auseinander“, stand beispielsweise darauf. Und die Firma lockte mit einer einzigartigen Sache: Einheitspreise, die sich jeder leisten konnte.

Die Expansion nach Osteuropa brachte dem Unternehmen Ende der 90er Jahre schließlich den Ruin. 2000 übernahm die EnBW die Geschäfte. Heute gibt es keine Produktionsstätten mehr, nur noch Salamander-Schuhgeschäfte. Der einzige, der sich gehalten hat, ist Lurchi. Bis heute bestreitet er Abenteuer. Oft kramt Jutta Hanitsch die alten Hefte für Ausstellungen oder Präsentationen aus dem Magazin. Die Reaktion der Leute ist immer die gleiche, erzählt sie. Alle freuen sich wahnsinnig und schwelgen in Erinnerungen. Das, meint Hanitsch, „ist der Lurchi-Effekt“.