Beim Start zur Suche nach vermissten Personen gibt Hans Leidig klare Anweisungen. Der Hund hört aufmerksam zu. Foto: Waltraud Daniela Engel

Hans Leidig trainiert seinen Labrador Winnie in der Rettungshundestaffel. Ein Hobby, bei dem es nicht nur um Spaß und Beschäftigung des Hundes geht, sondern im Ernstfall um die Rettung eines Menschenlebens.

Vaihingen - Winnie hat eine richtige Spürnase. Der acht Jahre alte Labradorrüde kann sogar mitten im Wald bei guten Windbedingungen bis zu 400 Meter weit riechen. Und nicht nur das: „Ein Hund kann unterscheiden, ob der Geruch von einer statischen Quelle kommt oder sich bewegt“, erklärt sein Besitzer und Hundeführer, Hans Leidig. Konkret bedeutet dies, dass Winnie im Training oder später im Einsatz auch nur nach Gerüchen sucht, die sich nicht bewegen – ein zufälliger Spaziergänger oder gar die anderen Einsatzkräfte vor Ort würde er deshalb nicht anzeigen.

Um das zu üben, trainiert Leidig seit mittlerweile sechs Jahren jede Woche bei der Rettungshundestaffel des BRH Filder und Umgebung. Das ist ein zeitintensives Hobby, das ihm und seiner Spürnase nicht nur viel Spaß bereitet, sondern im Ernstfall auch Menschenleben retten kann. „Rettungshundestaffeln werden alarmiert, wenn jemand vermisst wird“, sagt Leidig. Das könne eine Person mit Suizidgedanken sein, die einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, ein verwirrter älterer Mensch oder auch ein Kind, das sich verlaufen hat. Meist geschieht der Alarm erst nach ein paar Stunden, wenn die Polizei schon alle anderen Möglichkeiten ausgelotet habe und das Suchgebiet eingrenzen konnte.

Winnie bellt so lange, bis sein Herrchen da ist

„Winnie ist ein Flächen-Suchhund, der in einer Stunde bis zu 60 000 Quadratmeter absuchen kann“, sagt Leidig. Dabei suche er nicht nach einem bestimmten menschlichen Geruch – im Gegensatz zu den sogenannten Mantrailern, die häufig aus dem Fernsehkrimi bekannt sind, und mittels einer Socke oder eines T-Shirts die Fährte aufnehmen – sondern eben ganz allgemein nach dem Geruch Mensch. Hat der Labrador jemanden gefunden, legt er sich daneben und bellt so lange, bis der Hundeführer Hans Leidig bei den beiden angelangt ist. „Als Belohnung gibt es dann den Leberwurst-Jackpot“, sagt Leidig und lacht.

Dass Hunde trainiert werden können, Vermisste ausfindig zu machen, weiß man schon seit Ende des 17. Jahrhunderts. In der Schweiz – im Kloster St. Bernhard – setzten Mönche erstmals Hunde ein, um bei der Suche Unterstützung im dichten Schnee zu haben. Während des Ersten und des Zweiten Weltkrieges setzte man Hunde ein, um nach verwundeten Soldaten auf dem Schlachtfeld zu suchen oder auch, um gezielt Nachrichten zu überbringen. „Der erste bekannte Trümmer-Suchhund fand ab 1940 in London circa 100 Personen“, erzählt Leidig. Aus dem Bundesluftschutzverband heraus gründete sich in den 1970er Jahren dann der Bundesverband der Rettungshunde, da man seit dem Zweiten Weltkrieg das große Potenzial der Tiere erkannt hatte.

Ein Hobby, bei dem es um Menschenleben geht

Leidig ist heute eines von rund 2000 aktiven Mitgliedern, die in bundesweit 70 Staffeln dem Hobby nachgehen. „Nach 25 Jahren als Pfadfinder und Reservist bei der Bundeswehr habe ich nach einem Hobby für mich gesucht, das man draußen machen kann“, sagt Leidig, der sich selbst als Naturmensch bezeichnet. Als dann der erste Hund der Familie verstorben war und die Züchterin den Leidigs Winnie anbot, war schnell klar, in welche Richtung das Hobby gehen könnte.

„Winnie stammt aus einer Arbeitslinie“, erklärt Leidig. Das heißt, eine sinnvolle Beschäftigung war für den damals fast zweijährigen Rüden absolute Pflicht. Auf den BRH Filder und Umgebung ist Leidig dann durch Recherche gestoßen: „Eigentlich war mein Kriterium, nicht in der Fußgängerzone Geld sammeln gehen zu müssen“, sagt der 55-Jährige und lacht. Dadurch dass die verschiedenen Rettungshundestaffeln sich selbst finanzieren müssen und unter anderem ein modern ausgestattetes Einsatzfahrzeug mit Signalanlage benötigen, gehöre das Straßensammeln aber dazu. „Mittlerweile mache ich es aber ganz gern“, sagt der Dachswälder.

Neben dem finanziellen Aspekt sei aber auch die Suche nach geeigneten Flächen für das Hobby nicht immer leicht. Ginge man jede Woche zum Training in das gleiche Waldgebiet, würden sich die Hunde schnell langweilen, weil sie quasi jeden Grashalm kennen und eventuell nicht mehr so gründlich suchen – was ja im Ernstfall verheerend wäre. „Wir müssen im Einsatz mit Bestimmtheit sagen können, dass die vermisste Person nicht in dem uns zugeteilten Gebiet liegt“, erklärt Leidig. Schließlich ginge es bei seinem Hobby bei all dem Spaß im Training und mit den anderen Staffelteams eben immer auch um die Rettung von Menschenleben.