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Der bisherige Leiter hört aus privaten Gründen auf. Ein Nachfolger wird dringen gesucht. Der Seniorenclub besteht seit 1974 als Gruppierung innerhalb der katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie.

Dürrlewang - Ernst Böhringer und seiner Frau Erika blutet quasi das Herz bei dem Gedanken, die Leitung des Seniorenclubs der Kirchengemeinde Heilige Familie abzugeben. Aber es geht einfach nicht mehr anders. „Meine Frau ist krank und immer mehr auf meine Hilfe angewiesen“, sagt Böhringer. Er könne die Organisation des Seniorentreffs, die er 15 Jahre lang mit großem Engagement übernommen hatte, nun nicht mehr schultern.

„Der Donnerstag ist unser Lichtblick“

Am nächsten Donnerstag ist im Rahmen der Adventsfeier die Verabschiedung des langjährigen Leiters geplant. Wenn kein Wunder geschieht, werden die Senioren dann vielleicht das letzte Mal ihr Lied singen, das sie traditionell jede Woche anstimmen: „Heut ist wieder Donnerstag, da ist bei uns was los! S’ ist, als wär’s ein Feiertag, die Stimmung ist ja immer ganz famos. Drauf dürfen wir uns immer freuen, wer zu uns kommt, braucht nichts zu bereuen. Heut ist wieder Seniorentag, ein Tag ohne Sorgen, Müh und Plag.“

Inbrünstig singen die über 70 Senioren das Lied mit. Es steckt mehr als nur ein Quäntchen Wahrheit in diesen Sätzen, wie eine Teilnehmerin erzählt. „Viele von uns sitzen die ganze Woche alleine zu Hause und warten auf den Donnerstag“, verdeutlicht die alte Dame. „Der Donnerstag ist unser Lichtblick.“

Erika Böhringer ist tief bewegt: „Es tut uns sehr weh, dass wir aufhören müssen“, sagt sie. „Denn wir fühlen uns sehr verbunden mit den Leuten.“ Ihre Krankheit fordere jedoch immer mehr Zeit. Man habe keine andere Wahl mehr, als kürzer zu treten und die Leitung abzugeben.

Jeden Donnerstag geht ein Kaffeekässle rum

Der Seniorenclub besteht seit 1974 als Gruppe innerhalb der katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie. Seit 1998 war Ernst Böhringer für die Organisation der wöchentlichen Treffen verantwortlich. „Zu Beginn kamen über 100 Senioren, inzwischen sind es im Schnitt 70 Besucher“, erzählt er. Jede Woche Donnerstag finde der Treff statt, außer an Feiertagen und in den Ferien. Nach dem Kaffeetrinken gibt es stets einen Vortrag, eine Filmvorführung oder einen Auftritt. Danach steht eine Stunde Gedächtnistraining auf dem Programm. „Der Höhepunkt in meiner Zeit war der Besuch des Alt-OBs Manfred Rommel“, sagt er. Dieser hat 2003 einen Vortrag im Seniorenclub gehalten, und „seine Witzle erzählt“, wie Böhringer berichtet. Über 160 Besucher seien damals dabei gewesen, erinnert er sich. Jedes Jahr habe man zudem eine Freizeit in den Kolpinghäusern veranstaltet, eine Seniorenfahrt sowie einen Einkehrtag auf der Liebfrauenhöhe in Rottenburg-Ergenzingen.

Finanziert wird der Club seit seiner Gründung durch seine Besucher. Ein Kaffeekässle geht jeden Donnerstag herum und die Senioren werfen fleißig Münzen und Scheine hinein. Davon werden der Kaffee, Hefezopf und Brezeln gekauft. Die Kirchengemeinde stellt die Räume im Gemeindesaal an der Dürrlewangstraße.

Die vielen Helfer werden nicht vergessen

Dem 77-Jährigen und seiner Frau ist es wichtig, die vielen Helfer nicht zu vergessen, die dem Seniorenclub auf die eine oder andere Art beiseite stehen. Böhringer nennt das Ehepaar Barbara und Roland Berger, Georg Gärtner, Stefan Kohri und Centa Mann, die mit 102 Jahren die älteste Teilnehmerin ist und bis vor wenigen Jahren noch jeden Fasching eine Büttenrede geschrieben und vorgetragen hat. Außerdem Maria Weissert, die früher die Gymnastik anbot und jetzt das Gedächtnistraining macht, und Eva-Maria Rettich, die jede Woche einen christlichen Impuls für die Schlussworte schreibt. „Und ohne unsere Kaffeefrauen würde sowieso gar nichts laufen“, sagt er. Es handelt sich dabei um 13 Frauen aus der Gemeinde, die ehrenamtlich die Tische decken, Kaffee kochen und ausschenken sowie hinterher spülen. Diese sind bereit, weiterhin ihrer Aufgabe nachzukommen, sollte es mit dem Seniorenclub weitergehen. Dazu müsste man aber freilich einen Nachfolger finden. Bisher habe sich jedoch noch niemand angeboten, bedauert Ernst Böhringer. „Ich hoffe so sehr, dass sich jemand meldet, der die Leitung übernehmen möchte.“