Der Sammler Folkmar Schiek versammelt Hersteller handwerklich hergestellter Rauchpfeifen in der Alten Kelter in Stuttgart-Vaihingen.
Anders als Zigaretten umweht das Pfeiferauchen schon immer eine gewisse Noblesse. Gleichzeitig geht ihm das Protzige, das die Zigarre seinem Konsumenten verleiht, völlig ab: Die intellektuelle Aura, mit der die Tabakpfeife seinen Raucher einhüllt, ist dabei vor allem einer langen Liste berühmter Pfeifenraucher zu verdanken: Einstein und Sartre pafften an der Pfeife, Grass tat es, die Politiker Wehner und Schmidt ebenso und viele mehr. Noch bekannter sind allenfalls die Pfeifenraucher aus Literatur und Film: von Sherlock Holmes über Maigret bis zu Gandalf, dem Grauen. Was aber an dieser Aufzählung auch deutlich wird: Die hohe Zeit des Pfeiferauchens liegt mit Sicherheit schon ein paar Jahre zurück.
Folkmar Schiek, passionierter Pfeifenraucher und Sammler edler, handgefertigter Pfeifen, will der Kultur des betont langsamen und genussvollen Rauchens mit Pfeife in Stuttgart jetzt neuen Schwung geben. Am 11. März organisiert der 53-jährige deshalb in der Alten Kelter in Vaihingen unter dem Titel „Pfeiferei“ erstmalig eine Messe, an der über 30 Pfeifenmacher aus dem In- und Ausland teilnehmen.
„Wir haben in Süddeutschland hervorragende Pfeifenmacher“, sagt Schiek. „Da lag es nahe, hier auch mal eine Messe zu veranstalten.“ Die allesamt handwerklich orientierten Pfeifenhersteller, die auf der Messe vertreten sind, kommen neben Deutschland aus Italien, Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Österreich, den USA sowie Montenegro. Neben Pfeifen für den täglichen Gebrauch sollen in der Alten Kelter vor allem kunsthandwerkliche Besonderheiten und Sammlerstücke im Mittelpunkt stehen. „Das Pfeifenmachen ist eine Kunst für sich“, sagt Schiek. Bei der Herstellung des Rauchinstruments kommen verschiedene Hölzer wie Bruyère-, Olivenholz oder Mooreiche zum Einsatz. Außerdem Meerschaum oder Maiskolben. Als Ziermaterialien werden Bambus, Edelhölzer oder auch Silber verwendet.
Kunsthandwerkliche Besonderheiten und Sammlerstücke
Auch die Formenvielfalt ist groß: Die Pfeifenraucher unterscheiden zwischen den drei Grundformen Straight für Pfeifen mit geradem Mundstück, Half-Bent (leicht gebogen) sowie Bent (stark gebogen). Wie diese Grundformen von den Pfeifenmachern interpretiert werden, da sind allerdings kaum Grenzen gesetzt: So besitzt Schiek zum Beispiel in seiner eigenen Sammlung von rund 350 Pfeifen auch Exemplare, die die Form von Violinen oder einer Schreibfeder haben, die in einem Tintenfass steckt. Die klassischen Formen tragen Namen wie „Billard“, „Canadian“ oder „Rhodesian“. Für hochwertige handgemachte Pfeifen, so Schiek, werden Preise bis zu 500 Euro aufgerufen. Neben den Pfeifen selbst, werden bei der Messe auch Pfeifentabake erhältlich sein sowie Zigarren- und Rumspezialitäten.
Gesund ist auch Pfeiferauchen nicht
Laut wissenschaftlichen Untersuchungen soll das Pfeiferauchen übrigens etwas weniger gesundheitsschädlich sein als das Konsumieren von Zigaretten. Doch gesund ist es deshalb nicht: Obwohl Pfeiferaucher für gewöhnlich den Rauch nicht inhalieren, sei die Wahrscheinlichkeit durch Pfeiferauchen an Lungenkrebs zu erkranken immer noch acht Mal höher als beim Nichtraucher.
Internationale Pfeifenmesse
Renaissance
Anders als der sonstige Tabakwarenkonsum, der in Deutschland seit langem rückläufig ist, steigt laut Statistischem Bundesamt der Absatz von Pfeifentabak seit einigen Jahren sprunghaft an. Allein von 2020 auf 2021 um 40 Prozent. Doch eine Renaissance des klassischen Pfeiferauchens im heimischen Ohrensessel belegen diese Zahlen nicht. Die enormen Steigerungen seien, so die Statistiker, allein auf Wasserpfeifentabak und Tabakprodukte für sogenannte elektrische Erhitzer zurückzuführen, die zum Pfeifentabak gezählt würden. „Der Absatz des klassischen Pfeifentabaks ist seit Jahren rückläufig“, klärt das Statistische Bundesamt auf.
Termin
Die Internationale Pfeifenmesse in Stuttgart ist am Samstag, 11. März. Beginn in der Alten kelter, Kelterberg 5, ist um 10 Uhr. Der Eintritt ist frei.