Stuttgarts Trainer Hernandez ist nicht zufrieden. Foto: Baumann

Der erste Teil ging an Schwerin: Der Bundesliga-Erste hat das Volleyball-Spitzenspiel 3:2 bei Allianz MTV Stuttgart gewonnen – das nun im Pokalfinale am 29. Januar glänzen will.

Stuttgart - So viel ist klar: Eines der beiden Teams, die sich am Samstagabend zum Spitzenspiel der Volleyball-Bundesliga in der mit 2200 Zuschauern ausverkauften Scharrena trafen, wird am 29. Januar in der SAP-Arena in Mannheim zum neuen deutschen Pokalsieger gekürt werden. Einen Favoriten allerdings kann man nach der Generalprobe kaum ausmachen, obwohl der zehnfache Meister und fünffache Pokalsieger Schweriner SC auch nach dem Auftritt bei seinem hartnäckigsten Verfolger Allianz MTV Stuttgart ungeschlagen bleibt. Das Team von Trainer Guillermo Naranjo Hernández unterlag nach 114 Minuten Kampf mit 2:3 (25:15, 15:25, 22:25, 25:20, 5:15).

Das ausschlaggebende Element war letztlich eine der klassischen Volleyball-Grundlagen. „Wer Druck im Aufschlag gemacht hat, hat den Satz dominiert“, fasste die Ex-Stuttgarterin Maren Brinker das Spiel zusammen. Das Spitzenduell der Liga fand seinen Höhepunkt in den Sätzen drei und vier, die deutlich umkämpfter waren als die beiden klaren ersten Durchgänge. Im Tiebreak allerdings war der Tabellenführer nicht mehr zu stoppen, die Stuttgarter Annahme brach weitgehend zusammen.

Jetzt geht der Blick nach Mannheim

Trotz dieser eher ernüchternden Schlussepisode bestand der Unterschied aus gerade mal acht Ballpunkten (92:100). Eine verpatzte Generalprobe gilt ja gemeinhin als gutes Omen, das bestätigte auch Stuttgarts ungarische Nationalangreiferin Renáta Sándor nach dem Spiel: „Besser ist, wir verlieren jetzt im Ligaspiel und gewinnen im Januar das Pokalfinale.“

Welche Lehren aus dieser Generalprobe zu ziehen sind, konnten nach dem Spiel beide Trainer nicht sofort beantworten. „Ich erwarte für Mannheim ein komplett anderes Spiel“, sagte Schwerins Cheftrainer Felix Koslowski. „Letztlich war der Unterschied nur, dass wir in den Tiebreak besser reingekommen sind und den Stuttgartern da der letzte Biss gefehlt hat.“ Sein Gegenüber bemängelte eine Zunahme bei den kleinen Fehlern. „In engen Situationen haben wir zuletzt die Köpfe hängen lassen. Das müssen wir ändern“, sagte Stuttgarts Trainer Guillermo Naranjo Hernández. „Ein bisschen mehr an uns glauben, ein bisschen aggressiver auftreten und vor allem in der Annahme stabiler werden.“

Die Kraft lässt langsam nach

Was allerdings sehr gut klappte, war die Stuttgarter Taktik, den Radius von Nationalspielerin Maren Brinker einzuengen. Zwar kam die Außenangreiferin auf zehn Punkte, doch es waren zwei Aufschlag-Asse und ein Block dabei. Für ihre verblieben sieben Angriffspunkte waren 36 Versuche notwendig, was eine Quote von 19 Prozent bedeutet. „Da müssen wir uns für das Pokalfinale noch etwas einfallen lassen“, sagte Brinker gefasst.

Wenn man sich die Statistik ein wenig genauer anschaut, wird offensichtlich, dass zwei Teams aufeinander trafen, die erschöpft der kurzen Weihnachtspause entgegenlechzten. Beide Mannschaften hatten einen Annahmequote von 17 Prozent, deutlich weniger als man von Topteams erwarten könnte. Die nächsten acht trainingsfreien Tage werden sowohl Kopf als auch Körper guttun. Und auch personell wird sich bis zum Pokalfinale einiges ändern. Im Schweriner Team werden sicher die brasilianische Außenangreiferin Lousiane Penha Souza Ziegler (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Nationalmannschafts-Mittelblockerin Anja Brandt (Migräneanfälle) wieder mit dabei sein. Auf Stuttgarter Seite rechnet man mit Kim Renkema (ebenfalls Pfeiffersches Drüsenfieber).

Gerade recht, denn im kalten Januar wird’s heiß: Insgesamt sieben Pflichtspiele in der Bundesliga und im europäischen CEV-Pokal warten auf beide Mannschaften vor dem Showdown in Mannheim.