Das Restaurant Engel liegt mitten im Blumen- und Weindorf Sasbachwalden. Das Gebäude mit seiner schmucken Fachwerkfassade ist denkmalgeschützt und makellos instandgehalten. Foto: StN

In unserer Reihe „Besser essen“ stellen wir das Restaurant Engel in Sasbachwalden vor, in dem Gäste seit 250 Jahren bewirtet werden.

Sasbachwalden - Zugegeben, nur für ein Abendessen ist der Weg nach Sasbachwald fast zu weit. Eine Stunde Autofahrt sind es von Stuttgart in den hübschen Winzerort an den Hängen des Schwarzwalds. Doch wer gerne wandert und gut isst, für den ist Sasbachwalden ein lohnenswertes Ziel. Eine schöne Tour ist beispielsweise die Alde-Gott-Panoramarunde (zwölf Kilometer), die rund um das Winzerdorf führt, deren gleichnamige Weingärtnergenossenschaft der Tour den Namen gegeben hat. Start- und Endpunkt ist jeweils das Kurhaus. So holt man sich den richtigen Appetit für die Einkehr in eines der vielen Gasthäuser in Sasbachwalden.

Am Ortseingang liegt wohl sicher eines der ältesten, das Gasthaus Engel. Seit 250 Jahren ist das schmucke Fachwerkhaus in Familienbesitz. Seniorchef Herbert Decker (55) führt den Betrieb inzwischen zusammen mit Tochter Christine (34) und Schwiegersohn Christian Mamber (43). Der Eindruck von außen ist sehr einladend. Rote Geranien und die Fensterläden in derselben Farben bilden einen hübschen Kontrast zum dunklen Fachwerk. Auch drinnen fühlt man sich sofort wohl. Die Gaststube mit der niedrigen Holzbalkendecke sieht so aus wie in vielen Landgasthöfen: Viel Holz, Sprossenfenster, umlaufende Bänke, brennende Kerzen und herbstliche Deko auf Tischen und Fensterbänken. Gediegener, gemütlicher Landhausstil, wie ihn viele Gäste schätzen. Für kältere Tage gibt es sogar einen offenen Kamin. Und natürlich bedienen die Kellnerinnen, wie es sich für den Schwarzwald gehört, im Dirndl. Kein Wunder also, dass am Besuchstag, einem Samstagabend, die Gaststube gut gefüllt ist.

Badische Küche mit französischem Einschlag, so beschreibt Herbert Decker den Stil seines Hauses. Was nicht verwundert, schließlich ist Frankreich nur einen Katzensprung entfernt. Zudem führt seit fünf Jahren ein versierter Frankreichkenner das Küchenregiment: Schwiegersohn Christian Mamber hat viele Jahre in Frankreich Erfahrungen gesammelt und unter anderem beim elsässischen Sternekoch Paul Haeberlin gekocht. Zu den Klassikern der Engelsküche gehören Hechtklößchen mit Rieslingsoße (19 Euro), in Alde Gott geschmorte Kalbsbäckchen (19,80 Euro) und ein badischer Sauerbraten (16,90 Euro). Auch ein Zander oder Bachsaibling finden sich auf der Karte – der Fisch stammt aus einer Zucht aus Baden-Baden. Rindfleisch bezieht die Familie von einem Metzger aus dem Südschwarzwald, dessen Name Herbert Decker bewusst nicht verrät. Sonst müsste er womöglich um seine Lieferungen bangen, denn „die Qualität ist ganz besonders“. Drei bis vier Wochen hänge das Fleisch dort ab, nicht im Vakuum, sondern, was inzwischen sehr selten sei, trocken. „Das schmeckt man“, versichert Decker. Gäste können das beim Rücksteak vom Eztäler Weiderind mit handgeschabten Spätzle schmecken (24 Euro).

Ein besonderen Höhepunkt in diesem Jahr wird das Amuse-Bouche-Menü

Das Jubiläum wird natürlich auch kulinarisch gefeiert, etwa mit einem besonderen Drei-Gänge-Menü, wahlweise mit Fisch oder Fleisch als Hauptgang (34 Euro). Herbstlich und sehr regional abgestimmt ist das vegetarische Menü (28 Euro). Die Rote-Bete-Scheiben mit Sasbachwalder Wildkräutersalat und Meerrettichvinaigrette schmecken köstlich und harmonieren. Als Hauptspeise gibt es handgemachte Kürbis-Maronen-Maultauschen auf cremigem Wirsing, sehr stimmig und fein.

Die Begleitung hat sich für einen Feldsalat mit Speck und für Lammrücken mit Kartoffelgratin und Bohnen entschieden und ist von beidem begeistert. Delikat und würzig der Salat, wunderbar zart ist das noch leicht rosa Fleischstück. Die Desserts – Engel-Eisbecher und Crème brulée mit Zwetschgenkompott – lassen dann keinen Wunsch mehr offen. Wer nach solchen Leckereien und dem ein oder anderen Tropfen aus der Alde-Gott-Kellerei nicht mehr heimfahren will, kann auch übernachten. Es gibt 14 Gästezimmer, davon sind fünf bereits renoviert und mit hellen modernen Möbeln sehr ansprechend und modern eingerichtet.

Ein besonderen Höhepunkt in diesem Jahr wird das Amuse-Bouche-Menü (15. und 22. November, jeweils ab 19 Uhr, 98 Euro) sein. Zwölf Kleinigkeiten werden serviert. Ganz sicher auch ein himmlisches Erlebnis, für das sich der Weg lohnt.