Auf etlichen Baustellen waren die Schwarzarbeiter des Angeklagten unterwegs. Foto: dpa

Weil er Schwarzarbeiter beschäftigt und Steuern hinterzogen hat, ist der drogensüchtige Chef einer Baufirma in Stuttgart verurteilt worden.

Stuttgart - Seine Arbeiter waren auf etlichen Baustellen unterwegs. Sie verrichteten Betonarbeiten und gossen Verschalungen auf Bauplätzen für Krankenhäuser, Autohäuser, Schulen, darunter eine Polizeischule, auf der Baustelle für ein Eisstadion und für einen Helikopterlandeplatz. Mehr als 1,5 Millionen Euro hat der 36-jährige Firmenchef 2008 und 2009 umgesetzt. Davon ist nichts mehr übrig. Sein Unternehmen war ihm völlig entglitten, seine Drogensucht hat ihn ruiniert. Jetzt hat ihn die 6. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart wegen Vorenthaltens von Arbeitsentgelts und wegen Steuerhinterziehung in 23 Fällen verurteilt.

Die Kammer unter Vorsitz von Richter Günter Necker hat den ehemaligen Chef einer Betonbaufirma mit einem Jahr und acht Monaten Gefängnis belegt, diese aber auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Dem Urteil liegt eine Verständigung zugrunde, die Verteidiger Markus Schwab mit den Beteiligten getroffen hat: Geständnis gegen Strafrabatt.

Am Ende die Firmenkonten geplündert

In seinen besten Zeiten hat der Mann rund 40 Arbeiter beschäftigt und etliche, deren Namen er nicht einmal kannte und die nicht angemeldet waren – Schwarzarbeiter. Die Firma saß zuerst in Möhringen, ehe sie an eine noblere Adresse an der Calwer Straße in der Innenstadt umzog. Das Geschäft lief gut, die Kosten waren gering, weil seine Auftraggeber, mehrere Bauunternehmen aus Süddeutschland, Material und Maschinen stellten. 2008 und 2009 hatte der heute 36-Jährige knapp 1,5 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Allerdings auch für Leistungen, die nie erbracht worden waren. Das verschleierte er mit sogenannten Abdeckrechnungen. „Solche Scheinrechnungen werden inzwischen von bestimmten Firmen gegen Provision angeboten“, sagt Vorsitzender Richter Necker. Das Baugeschäft interessierte den Angeklagten aber nur am Rande. Sein wirkliches Interesse galt den Drogen. „Am Ende habe ich nur noch die Firmenkonten geplündert und Kokain gekauft“, sagt er. Früher hatte er zu allem Übel auch noch dem Alkohol zugesprochen.

Ehrliches Geständnis

Völlig benebelt kann er mindestens im Tatzeitraum nicht gewesen sein. Um mehr als 500 000 Euro Sozialversicherungsbeiträge und 120 000 Lohnsteuer zu hinterziehen sowie Scheinrechnungen zu besorgen, müsse man planvoll und intelligent vorgehen, so der Richter. Juristisch nennt man dies kriminelle Energie.

Der Angeklagte habe schon früh ein umfassendes und bemerkenswert ehrliches Geständnis abgelegt, sagt Necker. „Er hat nicht hinter dem Berg gehalten.“ Und weil die Taten bereits sechs Jahre her seien und er zwei Monate in U-Haft gesessen habe, könne man eine Bewährungsstrafe vertreten, obwohl er wegen Drogendelikten vorbestraft sei. Und eines müsse man ihm lassen: Die von seinen Leuten auf den verschiedenen Baustellen ausgeführte Arbeit sei „mängelfrei“ gewesen, so der Richter.