Das Globe-Theater vor der Kulisse der Haller Altstadt. Foto: dpa

Die einzigartige Holzkonstruktion der Freilichtspiele wird zur neuen Spielstätte der Shakespeare-Company in der Bundeshauptstadt.

Schwäbisch Hall. - Drei Monate lang haben die Freilichtspiele Schwäbisch Hall und der Berliner Theatermann Ingo Woesner hinter verschlossenen Türen verhandelt, jetzt ist es raus: Der Freilichtspiel-Verein, vertreten durch den Vorsitzenden und Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim, verkauft das hölzerne Globe-Theater an die Berliner Shakespeare-Company, für die Woesner verhandelte. Es war nicht der Preis, der die Verhandlungen so in die Länge gezogen hat: ein Euro für ein Theater ist schon ein Schnäppchen, mag es noch so in die Jahre gekommen sein. Es waren die Kosten für den Abbau, die sich den Angeboten von Handwerkern zufolge auf rund 80 000 Euro belaufen.

Unter dem Slogan „Skakespeare sucht sein Zuhause“ wirbt die 1999 gegründete Berliner Shakespeare-Company seit längerem um Sponsoren für einen neuen, dem legendären Volkstheater angemessenen Spieltort: „Die Idee, ein solches Theater nach Londoner Vorbild nach Berlin zu holen, erscheint nahe liegend: Seit 1997 wird in der englischen Hauptstadt ein historischer Nachbau mit 1500 Zuschauerplätzen betrieben und erfreut sich großer Beliebtheit, nicht nur bei kulturbeflissenen Theaterbesuchern und Touristen, sondern insbesondere bei der Umsetzung der Bildungspolitik mit Kindern, Jugendlichen und in der Erwachsenenbildung ,auf den Brettern, die die Welt bedeuten’.“ Schon zur nächsten Spielzeit will die Berliner Shakespeare-Company im ehemaligen Haller Globe Premiere feiern.

Abriss neun, Abbau ja

Wer die Wortwahl des Haller Stadtoberhaupts die vergangenen Wochen über aufmerksam studiert hatte, dem konnte auffallen, dass sich etwas verändert hatte. War zunächst immer vom Abbruch des ungeliebten Holzbaus am Kocher die Rede, verwendete Pelgrim zuletzt die Formulierung Abbau. Totgesagte leben eben länger. Nun wird in der Geschichte des Haller Globe-Theaters also ein neues Kapitel aufgeschlagen. Im Jahr 2000, zum 75-Jahr-Jubiläum der Schwäbisch Haller Freilichtspiele, war der hölzerne Rundbau als zweite Spielstätte neben der traditionsreichen Treppe eröffnet worden. Die Architektur mit den drei Rängen, die 570 Zuschauern Platz bieten, lehnt sich an das 1599 in London errichtete Vorbild an. Lediglich 1,4 Millionen D-Mark (rund 716 000 Euro) hatte der Bau dank des bürgerschaftlichen Engagements von Handwerkern und Architekten seinerzeit gekostet.

In den Folgejahren war die Betriebserlaubnis für den ursprünglich als Provisorium genehmigten Theaterbau immer wieder verlängert worden, ohne dass viel in die Substanz investiert worden wäre. In diesem Frühjahr schließlich legte der Oberbürgermeister handstreichartig Pläne für einen steinernen Neubau vor. Das bestehende Theater weise vor allem in Sachen Brandschutz und Fluchtwege erhebliche Mängel auf, lautete die Begründung. Pläne für eine Ertüchtigung, welche die Haller Globe-Architekten daraufhin erarbeiteten, wurden abgelehnt. Das hölzerne Globe - ungenügend für Schwäbisch Hall, ausreichend für Berlin?

Ein neues Theater soll her

Der Haller Oberbürgermeister setzte seinen Neubauplan letztlich gegen Widerstände durch. Wie viele Bürger tatsächlich gegen einen Abriss sind, lässt sich nicht beantworten: Der Antrag der SPD-Fraktion für einen Bürgerentscheid in dieser Frage scheiterte am SPD-Oberbürgermeister und der konservativen Mehrheit im Rat. Zuletzt stimmten die Volksvertreter mit 22 Ja- zu 10 Neinstimmen für den Vorschlag der Verwaltung, das Globe abzureißen und an dieser Stelle den Entwurf der städtischen Hochbauverwaltung umzusetzen. Mit vier Millionen Euro beteiligt sich die Stadt am neuen Theater. 5,2 Millionen Euro soll es am Ende kosten, finanziert mit Sponsorengeldern und Zuschüssen vom Land. In zwei Jahren soll der Neubau in Hall eröffnet werden.

Ende des Jahres wird in Schwäbisch Hall übrigens nach acht Jahren Vakanz ein neuer Baubürgermeister gewählt. Dafür muss aus Kostengründen die Position der Ersten Bürgermeisterin und Sozialbürgermeisterin Bettina Wilhelm, die seinerzeit als OB-Kandidatin für die SPD in Stuttgart angetreten war, gestrichen werden. So mancher Haller Rat setzt auf den neuen Baubürgermeister in der Hoffnung, dass die Bürger bei weitreichenden Entscheidungen künftig eingebunden werden. Denn das nächste große Projekt in der bei Touristen beliebten Stadt steht an: Der Haalplatz muss ertüchtigt werden. Dort, wo mit der Solquelle einst der Reichtum der ehemaligen freien Reichstadt sprudelte, befindet sich heute ein Parkplatz.