19 Küken sorgen bei Schülern der Jahnschule und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums für Begeisterung. Foto: Jens Noll

Fünftklässler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Sielmingen lernen die Hühner der Jahnschule Harthausen und ihren frisch geschlüpften Nachwuchs kennen.

Harthausen - Ein leises Fiepen ist aus dem rechteckigen Karton zu hören. Die 19 Küken sind etwas aufgeregt. In der Nacht auf Montag sind sie aus ihren Eiern geschlüpft. Seit einigen Jahren schon kommen gefiederte Tiere an der Jahnschule in Harthausen zur Welt. Es ist der Nachwuchs der Schulhühner, die in einem Stall im Innenhof der Grund- und Hauptschule leben.

Gespannt warten am Dienstagmorgen 54 Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Sielmingen (DBG) darauf, dass ihnen die Hühnerpaten der Jahnschule von dem frisch geschlüpften Nachwuchs berichten. Die Hühnerpaten sind Fünftklässler der Jahnschule und geben ihr Wissen gern an die Gymnasiasten weiter.

Hauptschüler unterrichten Gymnasiasten – eine besondere Form der Kooperation zwischen beiden Schulen. Normalerweise unterstützen DBG-Schüler die Hauptschüler als Lernbegleiter und in Arbeitsgemeinschaften. „Wir haben gesagt, wir drehen das ganze Mal um“, sagt Ullrich Heller, Schulleiter der Jahnschule.

Vorurteile abbauen, Hauptschüler stärken

Vorurteile und eine Mauer in den Köpfen will man laut Heller mit der speziellen Unterrichtseinheit über Huhn und Ei abbauen und gleichzeitig die Hauptschüler stärken. Als Hühnerpaten lernen sie, Verantwortung zu übernehmen. Und als Kenner der federfüßigen Zwerghühner können sie den Gymnasiasten etwas beibringen.

Die Schülerinnen und Schüler erklären, wie sie die Eier in den Brutkasten gelegt haben und sie zweimal am Tag gedreht haben. „Die Brut dauert 21 Tage“, erklärt ein Schüler. Dann hakt Lehrer Wilhelm Bauer, der vor fünf Jahren die Hühner an die Jahnschule gebracht hat, nach: Wie schaffen es die Küken überhaupt, aus dem Ei zu kommen? Ein Hühnerpate erklärt daraufhin den Eizahn.

Es folgt Anschauungsunterricht mit Anfassen. Die ersten Küken, flauschige, dunkelbraune Knäuel, werden vorsichtig aus dem Karton gehoben und gestreichelt. Eines von ihnen hat sogar noch den Zahn, mit dem es die Schale aufgepickt hat.

„Der Kontakt zu Hühnern ist nicht mehr da“

Mit dem Projekt „Schulhühner“ werden die Schüler wieder näher an die Natur herangeführt. „Die Kinder kennen das nicht mehr“, sagt Bauer. „Sie kennen Chicken Nuggets, aber der Kontakt zu Hühnern ist nicht mehr da.“

Dass es nicht jedes Küken aus dem Ei schafft, demonstriert Bauer den Schülern anhand eines Eis, in dessen Schale nur ein kleines Loch ist. Das tote Küken im Ei hat die Arbeit aufgegeben. Insgesamt sind fünf Küken beim Schlüpfen gestorben. Die Hauptschüler erklären, wie das passieren kann. Dann fragt Bauer: Warum geht es uns Menschen im Bauch der Mama so gut, dem Küken im Ei aber nicht? Ein Schüler des DBG weiß die Antwort: Weil im Gegensatz zur Eierschale Mamas Bauch mit wächst.

Anschließend werden alle Küken aus dem Karton geholt und mit etwas Futter auf einem Küchenpapier auf die Tische gesetzt. Die Schüler nehmen die Küken in die Hand oder klopfen mit dem Finger auf den Tisch, um die Tiere zum Futter zu locken. Auf dem Schulhof treffen die Schüler noch die Eltern: drei Hennen und einen Hahn. Lehrer Michael Kussel vom DBG zieht ein positives Fazit des Ausflugs, lobt die Hühnerpaten und das Gemeinschaftserlebnis. „Das ist gelebte Kooperation“, sagt er.