Der Werkrealschulzweig der Steinbachschule in Büsnau läuft mit dem Schuljahr 2015/2016 aus. Dann wird die Pestalozzischule in Rohr die einzige Werkrealschule im Stadtbezirk Vaihingen sein. So sieht es der schulentwicklungsplan vor.
Vaihingen - Im Stadtbezirk Vaihingen haben die Menschen mit den Füßen abgestimmt. So formulierte es Schultes Wolfgang Meinhardt in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. Denn Fakt sei, dass es in ganz Vaihingen für das Schuljahr 2012/2013 nur noch 32 Interessenten für die Werkrealschule gegeben hat. 28 Kinder wurden an der Pestalozzischule in Rohr angemeldet, vier an der Steinbachschule in Büsnau.
Für letztere bedeutet dies höchst wahrscheinlich das endgültige Aus für den Werkrealschulzweig. Dieser soll mit dem Schuljahr 2015/2016 auslaufen. So steht es im Schulentwicklungsplan. Im Gegenzug werde jedoch die Pestalozzischule als Werkrealschulstandort gesichert, sagte Meinhardt. Er bemühte sich, es positiv zu sehen. „Wir werden auch künftig in allen Stadtteilen eine Grundschule haben“, sagte er. In Möhringen sei die Situation viel dramatischer.
Konrad Ruf (Freie Wähler) plädierte dafür, die Fakten zunächst nur zur Kenntnis zu nehmen und nicht abzustimmen. „Ich würde gern noch einen Vertreter des Schulverwaltungsamts hören“, sagte er. Das war am vergangenen Dienstag nicht möglich, weil das Thema in mehreren Bezirksbeiräten gleichzeitig auf der Tagesordnung stand. Aus diesem Grund musste Meinhardt berichten. Christa Tast (Grüne) schlug vor, den anwesenden Schulleitern, Sabine Nafe und Gerhard Gödrich, das Wort zu erteilen. Sie könnten sicher einige Fragen beantworten.
„Die Sache passiert so“, sagte Nafe. Für viele Eltern sei die Werkrealschule keine Option mehr. „Daher ist es sinnvoll, Schulen zu schließen. So bitter das für jede einzelne ist, die betroffen ist“, fügte die Rektorin der Pestalozzischule an. Sie ist sich nicht sicher, ob es gut ist, dass ihre Schule zunächst Werkrealschule bleibt.
Die Werkrealschule ist ein Auslaufmodell
„Die Werkrealschule ist ein Auslaufmodell. Früher oder später wird es uns auch treffen“, sagte die Schulleiterin. Daher gebe es Überlegungen, mittel- bis langfristig zu einer Gemeinschaftsschule zu werden. Und zwar im Rahmen des für Vaihingen angedachten Schulzentrums an der Krehlstraße. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir uns gleich darauf hätten konzentrieren können“, so Nafe. Doch den Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule stellt nicht die Schule, sondern der Schulträger. „Und derzeit deutet vieles darauf hin, dass die Robert-Koch-Realschule Gemeinschaftsschule wird“, sagte Nafe.
Gerhard Gödrich machte aus seiner Enttäuschung darüber, dass er den Werkrealschulzweig verliert, keinen Hehl. „Wir haben gute Arbeit geleistet“, sagte der Rektor. Eigentlich habe es an seiner Schule 17 Empfehlungen für die Werkrealschule gegeben. Doch bis auf vier Ausnahmen hätten die Eltern anders entschieden.
„Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung hat uns das Genick gebrochen“, sagte Gödrich. Für die Kinder sei das sehr bedauerlich. „Ohne Werkrealschulen gibt es kein adäquates Bildungsangebot mehr für Schüler mit einem geringeren Lerntempo und einer geringeren Begabung“, sagte er. Diese Kinder würden an der Realschule oder gar dem Gymnasium die Lust am Lernen verlieren. „Die Gemeinschaftsschule könnte eine Option sein, diese Schüler wieder aufzufangen.“
Jochen Schaaf (SÖS/Linke) sprach von einer traurigen Entwicklung. Wolfgang Georgii (CDU) sah es nüchtern: „Das ist der Preis der Freiheit“, sagte er. Der Bezirksbeirat nahm die Vorlage der Stadtverwaltung schließlich mit zehn Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen an.