Eine ältere Frau hält Euromünzen in der Hand. Die Zahl überschuldeter Senioren wächst dramatisch – im Gleichklang mit der Altersarmut in Deutschland. Foto: dpa

Immer mehr ältere Menschen geraten in die Schuldenfalle. Das belegt der aktuelle „Schuldneratlas“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Folgen sind gravierend.

Stuttgart - Die Perspektive, die der „Schuldneratlas 2015“ der Creditreform älteren Menschen in Deutschland eröffnet, ist ernüchternd: Viele könnten in den kommenden Jahren überschuldet sein – mit wenigen Chancen, der Schuldenfalle wieder zu entgehen. Derzeit sind bundesweit „nur“ rund 150 000 Menschen ab 70 Jahren überschuldet – das heißt, ihre Ausgaben sind über lange Zeit höher als ihre Einnahmen; doch ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent gewachsen. Im Vergleich zu 2013 beträgt der Anstieg gar 35,4 Prozent.

Altersarmut ist eine besonders schwerwiegende Form der Armut“, sagte Rudolf Martens vom Paritätischen Gesamtverband in Berlin. Während Armut für jüngere Menschen häufig eine vorübergehende Lebensphase sei und sie über eine Perspektive verfügten, sich aus den Problemen herauszuarbeiten, sei das bei älteren Menschen in der Regel nicht mehr der Fall. Martens befürchtet, dass das Phänomen der Altersüberschuldung in den nächsten Jahren im Gleichklang mit der Altersarmut weiter zunehmen wird. Hierzu trage auch die Ausweitung von Niedriglöhnen auf dem Arbeitsmarkt bei. Viele Versicherte, die in den nächsten Jahren ins Rentenalter kommen, könnten nur geringe Rentenanwartschaften vorweisen.

Auch die Altersarmut steigt dramatisch

Auch die Bertelsmann-Stiftung hatte erst vor wenigen Wochen vor einem Anstieg der Altersarmut gewarnt. „Während 2006 jeder zehnte Ältere von Altersarmut bedroht war, galt das 2013 schon für jeden siebten“, berichtete die Stiftung. Besonders stark gefährdet seien Frauen, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund.

Noch liegt die Schuldnerquote bei den über 70-Jährigen bei rund 1,2 Prozent – deutlich niederer als der Schnitt aller Altersgruppen in Deutschland mit 9,92 Prozent. Damit sind derzeit rund 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet – 0,7 Prozent mehr als 2014. Im Schnitt stehen sie mit 34 000 Euro in der Kreide. Baden-Württemberg liegt im Ländervergleich auf Rang zwei – hinter Bayern und vor Thüringen. Schlusslicht ist Bremen. Im Südwesten haben derzeit 712 000 Menschen Geldprobleme – das entspricht einer Quote von 8,09 Prozent. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist minimal.

Rund 55 000 Schuldner gibt es in Stuttgart

In der Stadt Stuttgart sieht es jedoch mit rund 54 700 Schuldnern und einer Quote von rund 10,7 Prozent weniger rosig aus. Und das trotz einer stabilen Konjunktur. Experten sehen neben einer aus dem Ruder geratenen Kauflust vor allem die hohen Mieten als Grund. Weitere häufige Ursachen sind Arbeitslosigkeit, der Tod eines Lebenspartners oder die Folgen von Krankheit, Unfall oder Sucht.

Inzwischen liegt Stuttgart bei der Schuldenquote unter den Großstädten nur noch im Mittelfeld. Immerhin ist die Zahl der Schuldner im Vergleich zum Vorjahr um rund 500 gesunken.