Polizistin Sarah Entenmann zeigt, wie man sicher über die Straße kommt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zum Schulbeginn wird es morgens und mittags wieder voller auf den Straßen. Trotz Schulung der Kinder liegt eine große Verantwortung bei den Erwachsenen – gerade bei einem Unfall.

Stuttgart - Es ist zunächst eine gute Nachricht, die Polizei, Stadt und ADAC Württemberg verkünden: Die Zahl der Schulwegunfälle sinkt. Im vergangenen Jahr gab es in Stuttgart 15 Unfälle, einer weniger als 2013. Im Rems-Murr-Kreis war ein noch deutlicherer Rückgang von über 40 Prozent auf 22 Unfälle zu verzeichnen. Um diesen Trend fortzusetzen, fand am Dienstag der Aktionstag „Sicherer Schulweg“ für die Erstklässler in der Österfeldschule in Vaihingen statt. Allerdings sei vor allem das Verhalten der Erwachsenen oftmals verbesserungswürdig.

„Wir stellen immer wieder fest, dass Erwachsene nach einem Unfall falsch handeln“, sagt Hermann Volkert, bei der Stuttgarter Polizei für Verkehrsprävention zuständig. Viele würden zwar aussteigen und sich erkundigen, ob es dem Kind gut geht – dann aber weiterfahren, wenn scheinbar alles in Ordnung ist. Verletzungen zeigen sich aber oftmals erst später. Und dann gibt es keine Kontaktdaten. „Das werten wir als Unfallflucht“, so Volkert.

Gefahr durch Elterntaxis

Auch die Eltern selbst, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, stellen ein Risiko dar. Die sogenannten Elterntaxis sorgen für Staus und gefährliche Rangiermanöver. „Es ist ein täglicher Kampf, die Eltern vom Gegenteil zu überzeugen“, sagt Erika Diemer-Hohnholz, Rektorin der Österfeldschule. Die Polizei versucht in Elternabenden zu sensibilisieren. Allerdings hat es 2014 in Stuttgart nur 17 solcher Veranstaltungen gegeben. „Da ist noch Luft nach oben. Wir wollen in diesem Schuljahr mehr anbieten“, sagt Ludwig Haupt, Leiter des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Stuttgart.

Für Schulleiterin Diemer-Hohnholz wäre eine sogenannte Kiss-and-go-Zone vorstellbar. Dort könnten die Eltern in einigen Metern Entfernung ihre Kinder sicher aus dem Auto aussteigen lassen, ohne andere Schüler zu gefährden. So bliebe der Raum vor dem Schulgebäude frei von einer Fahrzeugbarriere, sagt die Rektorin. Besonders die kleinen Schüler verschwinden hinter den stehenden Autos und sind nicht zu sehen.

Maßnahmen für mehr Sicherheit

Laut Ludwig Haupt zeigen die Zahlen, „dass an den meisten Unfällen nicht Erstklässler, sondern Schüler der weiterführenden Schulen beteiligt sind“. Deswegen begleite die Präventionsarbeit der Polizei den Nachwuchs bis zur Berufsschule. Außerdem sollen die Kontrollen an den Schulen verstärkt werden. Zusätzlich sind mobile Geschwindigkeitsanzeigetafeln im Einsatz. Ob diese einen Effekt erzielen, kann zwar nicht nachgewiesen werden. „Wir verzeichnen aber eine erhöhte Nachfrage und haben dafür den Haushalt aufgestockt“, sagt Ordnungsamtsleiterin Dorothea Koller. Zusätzlich wurden Spannbänder und die Schilder, die zum Vorbild sein an der Ampel aufrufen, angebracht. „Davon verschwinden jedes Jahr ungefähr 80 Stück“, so die Amtsleiterin. Auch hier könnten Erwachsene offenbar noch etwas Erziehung vertragen.

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Tipps für den Schulweg

Gerade die Erstklässler brauchen bei ihrem Weg zur Schule Unterstützung. Der ADAC Württemberg gibt einige Tipps, mit denen Kinder sicherer durch den Verkehr kommen.

Übung macht den Meister: Schon lange vor dem ersten Schultag sollte der Schulweg gemeinsam gelaufen werden. Dabei sollten mögliche Gefahrenstellen und Regeln besprochen werden.

Alles läuft nach Plan: Schulwegpläne, bei der Stadt erhältlich, geben gute Hinweise für einen sicheren Schulweg.

Ein Vorbild sein: Eltern sollten immer mit gutem Beispiel vorangehen. Kinder dürfen für richtiges Verhalten ruhig auch mal gelobt werden. Angstmachen vor dem Verkehr bringt nichts.

Kurz gesagt: Der kürzeste Weg muss nicht der sicherste sein. Ein kleiner Umweg ist manchmal besser.

Auto lieber stehen lassen: Das Chauffieren mit dem Auto zur Schule nimmt den Kindern wertvolle Erfahrungen. Nur durch die Selbstständigkeit zu Fuß lernen die Verkehrsanfänger die richtige Verhaltensweise. Wenn die Fahrt nicht vermeidbar ist, auf die richtige Sicherung durch Kindersitz und Gurt im Auto achten. Nicht auf der Straßenseite aussteigen lassen.

Kontrolle ist besser: Auch wenn Vertrauen gut ist, kann es von Vorteil sein, das Kind unbemerkt auf dem Schulweg zu beobachten. So kann kontrolliert werden, ob alle Regeln eingehalten werden oder ob zum Beispiel die Ablenkung durch andere Kinder zu groß ist.

Gefahr in Verzug: Baustellen können einen Schulweg beeinträchtigen. Eine regelmäßige Prüfung ist deshalb wichtig.

Mit dem Fahrrad zur Schule: Das ist erst nach der bestandenen Radfahrausbildung in der vierten Klasse erlaubt. Vorher beherrschen manche zwar schon ihr Fahrrad. Geraten sie allerdings in unvorhergesehene und ungeübte Situationen, kommt es schnell zur Überforderung.

Wind und Wetter: In der dunklen Jahreszeit häufen sich die Unfälle aufgrund der schwierigen Sicht in den Morgenstunden. Helle Kleidung und Reflektoren sind einfach sicherer.