Die Patch Barracks in Vaihingen aus der Vogelperspektive Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart

Seit einigen Wochen schrecken immer wieder Anwohner im Bereich der Patch Barracks in Vaihingen durch nächtliche Knallgeräusche aus dem Schlag. Es gibt Hinweise in verschiedenste Richtungen.

Stuttgart - „Es ist unheimlich. Wir fragen uns, ob da ein Irrer durch die Gegend läuft“, sagt ein besorgter Vaihinger Bürger. Rund um die US-Kaserne Patch Barracks und die angrenzenden Waldgebiete sind seit einiger Zeit am späten Abend, aber auch nachts gegen 3 Uhr immer wieder laute Knallgeräusche zu hören. „Das klingt wie Schüsse oder sehr laute Kanonenschläge“, sagt ein betroffener Anwohner

Sowohl die US-Streitkräfte als auch die Jägerschaft und die Vaihinger Schützengilde, die in der Nähe einen Schießstand betreibt, beteuern, nicht die Verursacher zu sein. Die Polizei hat Kenntnis von den Vorfällen, weiß aber ebenfalls nicht, woher die Geräusche kommen.

Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung ist einiges in Bewegung geraten. Die Polizei ist mehrfach auf die Vorkommnisse angesprochen worden. Und es melden sich immer wieder Menschen, die einen Verdacht äußern. Einer davon könnte zu einer ganz simplen Lösung führen. „In den vergangenen Tagen ist offenbar in der Nähe des Gebäudes Im Lauchhau 21 bis tief in die Nacht gefeiert worden“, sagt ein Nachbar in Vaihingen. Dabei seien vermutlich mehrfach Kanonenschläge gezündet worden, die den nächtlichen Schüssen sehr ähnlich klangen. Bei der Polizei gibt es darüber allerdings keine weiteren Erkenntnisse oder Beschwerden.

Doch auch die Streitkräfte – sowohl die amerikanischen als auch die deutschen – sind noch nicht aus dem Rennen. Zwar beteuert die US-Garnison, die Schüsse kämen nicht von ihr und man nehme sie auch nicht wahr, allerdings hegen manche daran Zweifel. Ein Leser schreibt: „Die müssen taub sein, wenn sie das nicht hören.“ Zudem schildern sowohl Anwohner der Robinson Barracks auf dem Burgholzhof, der Kelley Barracks in Möhringen als auch der Panzerkaserne in Böblingen, in jüngster Zeit ebenfalls häufiger Schüsse gehört zu haben. Auch aus Büsnau kommen solche Hinweise. „Ob das Zufall ist?“, fragt eine Anwohnerin aus dem Burgholzhof.

Auch die Bundeswehr ist ins Blickfeld gerückt. Die hatte jüngst noch darauf hingewiesen, dass die Schießstände in dem Gebiet unter amerikanischer Verwaltung stehen. Dabei allerdings hat es sich offenbar um ein Missverständnis gehandelt. Jetzt ist klar: Die Schießanlage Bernet an der Autobahn, 800 Meter von der Anlage der Schützengilde entfernt, wird vom Kommando Spezialkräfte aus Calw genutzt und ist jüngst sogar umgebaut worden. „Nachtschießen kommen dort ein- bis zweimal im Jahr vor, allerdings nur angemeldet, nicht gehäuft und nicht in den vergangenen Wochen“, sagt der zuständige Presseoffizier in Calw.

Die interessanteste Spur jedoch führt einige Zeit zurück. Vor etwa drei Jahren hat es nämlich ebenfalls bereits merkwürdige Vorgänge im selben Gebiet gegeben. Damals hat sogar das Landeskriminalamt (LKA) ermittelt. Offenbar sind damals vom Gelände einer Materialprüfanstalt am Pfaffenwald Gegenstände verschwunden. Pfannen etwa, die in einem Container gelagert worden sind. Die tauchten wieder auf – im Wald und eindeutig mit frischen Schussspuren, die nicht von den Tests stammten. Offenbar hatte sich jemand bedient und irgendwo Schießübungen damit veranstaltet.

Aufgeklärt worden ist der Fall nie. „Wir konnten damals keinen Verursacher finden“, sagt LKA-Sprecherin Inka Buckmiller. In den aktuellen Fall sei man nicht eingebunden, da ermittle die Polizei. Die hat des Rätsels Lösung bisher nicht gefunden. Und die unterschiedlichen Erklärungsansätze gehen bisher weit auseinander.