Sie haben es geschafft: Nach 15 Runden kommen die Mädchen und Jungen nacheinander ins Ziel. Die Lehrerin Sarah Guggenbiller (links) klatscht sie ab. Foto: Stefanie Käfferlein

Beim Stuttgart-Lauf, genauer beim AOK-Minimarathon über 1,2 Kilometer, treten Schüler der Schönbuch- und der Bodelschwinghschule an. Sie trainieren auch gemeinsam.

Stuttgart-Vaihingen - Was schätzt ihr, wie viele Runden wir schaffen müssen, um fit für den Stuttgart-Lauf zu sein?“, will Evelyn Sigloch von den Schülern wissen. „90“, ruft Dominik. Lenny glaubt das nicht, er schätzt 30 Runden. „Immer noch weniger“, gibt die Lehrerin der Bodelschwinghschule einen Tipp. Annika hat schließlich den richtigen Riecher. „15“, sagt sie und liegt damit goldrichtig.

Das ist zu schaffen, die Motivation der Schüler ist groß. Sie wollen nämlich beim Stuttgart-Lauf, genauer beim AOK-Minimarathon über 1,2 Kilometer teilnehmen. Seitdem sie sich vor einigen Wochen für die Veranstaltung angemeldet haben, trainieren die Mädchen und Jungen der Klasse 2 c der Schönbuchschule und die Mädchen und Jungen der Klasse 2 d der Bodelschwinghschule gemeinsam mit ihren Lehrerinnen auf dem Sportplatz der Schönbuchschule ihre Ausdauer und vor allem auch, wie sie ihre Kraft am besten einteilen. „Es klappt immer besser“, sagt Flora Friederich, die Klassenlehrerin der Grundschüler.

Keine Pflicht

Dass die Kinder zusammen Unterricht haben, ist jedoch nicht außergewöhnlich. „Wir kooperieren mit der Schönbuchschule“, sagt Sigloch. Insgesamt drei Klassen der Schule für geistigbehinderte Kinder und Jugendliche, die sich eigentlich in den Hengstäckern befindet, sind inklusive Klassen und daher auch im Schulgebäude an der Dürrlewangschule untergebracht. „Unsere beiden Klassenzimmer liegen direkt nebeneinander“, sagt Sigloch. Zwei bis drei Schulstunden am Tag verbringen und lernen die Schüler gemeinsam.

Wie die Idee entstanden sei, in Stuttgart an den Start zu gehen? „Die Schüler der Schönbuchschule laufen in diesem Jahr zum dritten Mal mit“, sagt Evelyn Sigloch und ergänzt: „Damit war für uns klar, da machen wir auch mit.“ Im vergangenen Schuljahr sei es jedoch noch zu früh gewesen für die Kinder. „In der ersten Klasse mussten sich die Schüler erst noch finden und sich kennenlernen“, sagt Sigloch. Auch in diesem Jahr sei es freilich keine Pflicht, am kommenden Wochenende die Schnürsenkel der Sportschuhe festzuzurren. „Von unseren fünf Schülern sind es drei, die am Samstag mitlaufen“, sagt Sigloch. Und auch von der Grundschulklasse sind es 13 Kinder von insgesamt 21, die sich angemeldet haben. Beim Minimarathon werden die Teilnehmer der Bodelschwinghschule von ihren Lehrerinnen begleitet.

Für sich allein läuft keiner

Auf dem Platz haben die Schüler die ersten Runden inzwischen hinter sich. Für sich allein läuft keiner von ihnen, jeder hat sich einer kleinen Gruppe angeschlossen. „Sie haben sich je nach Geschwindigkeit automatisch zusammengefunden“, sagt Sigloch und ergänzt: „Jeder schaut nach dem anderen, man zieht sich mit und unterstützt sich gegenseitig.“ Das Training für das Event stärke die Gemeinschaft, die Schüler würden gefördert. Die bewegungsfreudigen Kinder können sich austoben und ausleben, die etwas ruhigeren können neue Herausforderungen angehen.

Den Lauf unterbrechen und kurz verschnaufen, das kommt während des Trainings allerdings für niemanden von ihnen infrage. Wer nicht mehr joggen kann, der geht ein kleines Stückchen. Die Mitschüler motivieren sich gegenseitig, die Lehrerinnen Flora Friederich, Evelyn Sigloch, Siglochs Kollegin Sarah Guggenbiller, die Schulbegleiterin Anastasia Dunichenko und die betreuende Kraft Anne-Kathrin Kappel feuern ihre Sprösslinge an.

Inzwischen hat es die erste Gruppe fast geschafft, die letzten Meter liegen vor ihnen. Sarah Guggenbiller steht am Spielfeldrand und hat ihren Arm ausgestreckt. Dann klatscht ihre Handfläche auf die des ersten Schülers. „Super“, ruft sie und klatscht einen Nachwuchssportler nach dem anderen ab. Der Samstag kann kommen.