Felix, Sandra und Peter (von links) spielen Detektive, die eine entführte Kollegin aufspüren wollen. Mit Kameramann Simon Benelhady haben die jungen Schauspieler einen Profi an ihrer Seite. Foto: Sabine Schwieder

Unter Anleitung eines Mediendesigners drehen Schüler im Jugendhaus Möhringen einen Film. Bereits zu sechsten Mal verwandelt sich das Jugendhaus in den Herbstferien in eine Filmwerkstatt. Der Film handelt von vier Detektiven, deren Anführerin ermordet wird.

Möhringen - „Wir drehen. Bitte Ruhe!“ Zum sechsten Mal wurde in den Herbstferien das Jugendhaus Möhringen in eine Filmwerkstatt verwandelt. Unter Anleitung von Erzieherinnen und mit Unterstützung durch einen Medienprofi entwickelten 15 Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis 14 Jahren einen Film – von der Idee zum Drehbuch, vom Casting bis zur Filmaufnahme. Der Spaß am Filmemachen war ihnen am dritten von vier Drehtagen immer noch anzumerken. Konzentriert und diszipliniert sorgten die jungen Schauspieler dafür, dass nach zwei Stunden eine selbst verfasste Szene im Kasten war.

Jeder hat eine Aufgabe

„Wer hat noch keine Rolle?“ Die Erzieherin Bianca Tennigkeit, die bei ihrem Einstand im Jugendhaus vor sechs Jahren die Idee zu einem jährlichen Filmprojekt entwickelte, sorgt dafür, dass keiner übergangen wird. Im morgendlichen Stuhlkreis wird noch besprochen, welche Rollen zu vergeben sind, wer am Drehbuch weiter arbeiten wird und welche Requisiten fehlen. „Habt Ihr ein Polizeikäppi?“, fragt sie. „Unseres sieht eher nach einer Seemannsmütze aus.“ Aber zur Not muss man sich damit behelfen, und auch die Muckis, mit denen sich die Türsteher einer Diskothek als Kraftprotze ausweisen, werden „in der Maske“ vorbereitet und nicht im Fitness-Studio.

Im Übrigen wird von den Betreuern ebenso wie von den Kindern darauf geachtet, dass die Sprache stimmt und dass die Atmosphäre eines Filmsets vorherrscht. Und das geht bis zur Premierenfeier am Sonntag, 1. Dezember, so, wenn am Nachmittag im Jugendhaus für die „Stars“ der rote Teppich ausgerollt, das fertige Werk auf einer großen Leinwand gezeigt wird und die Premierengäste mit Sekt und Häppchen bewirtet werden. „Vielleicht schaffen wir es ja noch, Fotos für Autogrammkarten zu machen“, sagt Bianca Tennigkeit hoffnungsvoll. Aber das hängt vom Arbeitseifer der Filmcrew ab.

Über die Handlung wird abgestimmt

Die Woche begann mit einer Abstimmung über das Genre: Phantasy, Action und Kriminalfilm standen zur Auswahl. In diesem Jahr entschieden sich die Kinder für eine Detektiv-Geschichte. In Kleingruppen wurden Ideen entwickelt, über die wiederum abgestimmt wurde. Im Jugendhaus geht es etwas demokratischer zu als in Hollywood. Der Film handelt von vier Detektiven, deren Anführerin aus Rache entführt wird.

Auf dem Drehplan heute steht die Entdeckung eines Drohbriefes. Vor der Kamera stehen Sara (das „Superhirn“), Felix (der „Medien- und Computerfreak“) und Peter (der „Sportliche“). Für die Besetzung gab es ein regelrechtes Casting. „Man musste sich für die gewünschte Rolle etwas ausdenken“, erzählen Jacqueline und Liliana, die im Film die Bösewichte spielen. Entschieden haben dann allerdings die Betreuer, damit die Rollen mit den geeigneten Schauspielern besetzt werden. Peter, der „Sportliche“ zum Beispiel, der sich am Ende eine Verfolgungsjagd mit den Entführern liefern muss, macht zum wiederholten Mal mit und ist schon recht routiniert.

Ein Profi unterstützt die Jugendlichen

Mit dem 28-jährigen Mediendesigner Simon Benelhady ist in diesem Jahr auch ein Fachmann dabei, der die Jugendlichen als Kameramann und Regisseur unterstützt. Mit viel Geduld und Sinn für Details („Hattest Du gestern diesen Pullover an?“) sorgt er für professionelle Atmosphäre – und die nötige Ruhe. Als aber zwei junge Zuhörer die Aufnahme mit Getuschel unbrauchbar machen, kommentiert er gelassen: „Ist nicht schlimm. Wir machen das einfach nochmal.“

„Ausgerechnet diesmal habe ich mich nicht versprochen“, ärgert sich Sara, ist aber schnell bereit, die Szene zu wiederholen. „Kann es sein, dass ich am meisten Text habe?“, fragt sie etwas angestrengt, aber ihr Kollege Peter beruhigt sie: „Das fühlt sich für alle so an.“ Doch das Drehbuch erspart ihr so schwierige Wörter wie „Anagramm“ nicht, und zu literarischen sowie Filmzitaten wie „Bonnie and Clyde“ oder „Der Graf von Monte Christo“ liefern die Erwachsenen nebenbei die Erklärungen ab.

Was noch fehlt, ist der Titel des Films

Im Erdgeschoss vertreiben sich derweil zwei Jungen, die auf ihre Szene warten, die Zeit mit Comics. Hier wie in Hollywood: Warten gehört zu den Dreharbeiten dazu. Währenddessen arbeiten zwei Mädchen weiter am Drehbuch, und Bianca Tennigkeit, die gerade eben noch das Mikrofon halten musste, passt auf, dass die Geschichte logisch bleibt. Einen Titel haben die Autoren noch nicht gefunden; das wird am letzten Drehtag der Abschluss sein, bevor Simon Benelhady das Endprodukt schneidet. Und dann kommt der Premierentag, und alle Mitwirkenden können ihren Film stolz nach Hause tragen.