Jello Krahmer (rechts) führt die „Spartaner Schorndorf“ als Kapitän an. Foto: imago//T. Hahn

Die Ringer des ASV Schorndorf kämpfen am Samstag gegen den ASV Mainz 88 um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Es wäre der zweite Titelgewinn nach 48 Jahren. Nicht nur die Sportler sind aufgeregt.

Sedat Sevsay und seine „Spartaner“ sind in Angriffslaune. Der Trainer und Sportvorstand des ASV Schorndorf hat seine Bundesliga-Ringer auf den großen Rückkampf an diesem Samstag in der Scharrena eingestimmt. Auch viele Schorndorfer Bürger fiebern mit und tragen ihren Anteil dazu bei. Der Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft ist zum Greifen nah.

 

Ein Sieg muss her, nachdem der Hinkampf in Mainz hauchdünn verloren ging. „Es war mit 14 zu 13 ein knappes Ergebnis in Mainz, ein knapper Sieg wäre mir natürlich lieber gewesen“, sagt der Coach. „Uns hat leider ein Athlet gefehlt, da haben wir ein paar Punkte liegen lassen, aber wir können zufrieden sein und müssen nun mit zwei Punkten Vorsprung gewinnen.“ Das sei durchaus machbar. Schließlich haben die Schorndorfer in dieser Saison vor heimischem Publikum noch nie verloren. „Wir glauben an den Erfolg“, sagt Sevsay. „Wir haben eine schlagkräftige Truppe beisammen, man spürt den Teamspirit – bei uns ist die Mannschaft der Star.“

Chance auf den zweiten Meistertitel nach 48 Jahren

Alle Kämpfer seien fit und würden am Freitagabend zum Abschlusstraining erwartet. Die Athleten kommen aus unterschiedlichen Ländern, viele sind unter der Woche auch bei ihren Nationalmannschaften im Einsatz. Vertreten sind etwa Nationalitäten wie die Türkei, Rumänien, Bulgarien, Frankreich und Norwegen. „Wir haben aber auch Eigengewächse wie unseren Kapitän Jello Krahmer, der in der Gewichtsklasse bis 130 Kilo an den Start geht.“ Zehn Ringer kommen zum Einsatz, Sevsay setzt aber auch auf den „elften Mann“ – die Schorndorfer Fans. „Der Großteil der 2200 Zuschauer in der Scharrena sind unsere Fans, die werden uns wie immer unterstützen.“

Aktuell versucht sich der Trainer so gut wie möglich auf den großen Tag vorzubereiten. „Ich bin im Tunnel und versuche, so wenig wie möglich an mich heranzulassen“, sagt Trainer Sedat Sevsay. Aber keine Frage: „Eine gewisse Anspannung ist da.“ Die Chance ist groß, nach 48 Jahren wieder den Meistertitel nach Schorndorf zu holen. „Wir werden alles dafür geben.“ Eine riesige Begeisterung für die Sportler sei in der ganzen Stadt spürbar und mache sich auch in der gesamten Mannschaft positiv bemerkbar. „In der Stadt, im Verein und im Team – alle sind euphorisiert, es ist eine Stimmung wie schon lange nicht mehr“, freut sich der Coach über den riesigen Zuspruch aus allen Generationen. „Unsere Ringer fühlen sich fast wie Stars. Da ist die Oma, die einen Ringer plötzlich auf der Straße anspricht und ihm viel Glück wünscht, da gibt es Jugendliche, die Selfies machen wollen, und selbst in Lorch winken mir fremde Leute aus dem Auto zu, wenn sie unseren Spartaner-Mannschaftsbus sehen“, sagt er.

Die Woge der Begeisterung ist längst auch in die Schorndorfer Sportsbar Kalaluna am Hammerschlag 26 geschwappt. Schon seit Corona seien immer wieder mal Ringer-Wettkämpfe übertragen worden, erzählt der Chef Matthias Kalafatis. Doch so richtig Fahrt aufgenommen habe die Begeisterung erst seit gut einem Jahr. Statt Fußball, Handball und Darts werden seit der vergangenen Saison regelmäßig die Kämpfe der Schorndorfer Spartaner übertragen.

„In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind viele ehemalige Ringer, da bot sich das an“, sagt der Wirt. Das Fieber habe derzeit alle Generationen erfasst, „vom Opa bis zum Enkele“. Völlig zu Recht, wie der 53-Jährige nachschiebt: „Die Jungs sind im DM-Finale, das ist schon eine Hausnummer, das ist ein Brett, ein Megading“, sagt er. „Die Ringer haben sich das Finale absolut verdient und auch die Euphorie, die um sie entstanden ist“, sagt Kalafatis. Ehrensache, dass er auch am Samstag wieder seine Projektoren anwirft, um den Sportkrimi zu verfolgen.

„Wir werden Tische rausräumen und für 80 bis 100 Leute Platz schaffen.“ Nicht jeder der mitunter hochbetagten Zuschauer, etliche standen früher selbst auf der Matte, könnten nach Stuttgart fahren und nach Kampfende spät in der Nacht wieder heim. Zumal es für die Scharrena am Cannstatter Wasen keine Karten mehr gibt. „Klar, dass wir das Finale hier übertragen, das interessiert uns ja selber auch, da steigen wir jetzt nicht aus.“ Für die nötige Stärkung sei gesorgt: „Wir haben Schnitzel, Pizza und Wurstsalat, auch zu trinken gibt es genügend, also verdurstet ist hier noch keiner.“

OB: „Holt den Deutschen Meistertitel nach Schorndorf!“

Die Begeisterung fürs Ringen ist nicht nur an der Sportsbar, in der Stadt, sondern auch an deren Spitze angekommen: Oberbürgermeister Bernd Hornikel ist ordentlich unter Strom, wie er auf Nachfrage verrät: „Ich bin mehr als gespannt auf das zweite Finale in der Scharrena und drücke unseren ASV Ringern beide Daumen“, sagt er. Das Spektakel live in der Halle zu erleben lässt sich der Schultes jedenfalls nicht entgehen: „Selbstverständlich bin ich am Samstag mit vor Ort und werde die Jungs kräftig anfeuern. Die Stimmung bei den vorherigen Kämpfen war immer grandios“, sagt Hornikel: „Auf einen fairen Wettkampf, und holt den Deutschen Meistertitel nach Schorndorf!“

Auf jeden Fall wird auf dem Marktplatz gefeiert

Ob es der gewünschte Meistertitel wird oder nur ein meisterlicher Auftritt – in jedem Fall sollen die Spartaner am Sonntag um 11 Uhr mit einer Feier auf dem Schorndorfer Marktplatz und vielen Fans gebührend geehrt werden, inklusive Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Und ob nun mit oder ohne Titel, die Ringer können in jedem Fall erhobenen Hauptes dort auftreten: „Wir werden sicher alles geben“, sagt der Coach. „Aber wie auch immer es ausgehen mag, wir gehen schon jetzt als Sieger hervor.“