Nur die wenigsten Häuser wie dieses Stuttgarter Gebäude können einen natürlichen Hitzeschutz dank Fassadenbegrünung aufweisen. Foto: IMAGO/Michael Weber/IMAGO/Michael Weber IMAGEPOWER

Wer seine Wohnung kühlen möchte, sollte die Hitze draußen halten. Doch oft helfen die üblichen Tipps nicht weiter. Spätestens vor der nächsten Hitzewelle sollte man den Raum umgestalten. Sieben Vorschläge ganz ohne Klimaanlage.

Was tun gegen Hitzestau in der Wohnung? Um die Wohnung oder das Haus zu kühlen, hilft es grundsätzlich die komplette Einrichtung zu hinterfragen. Denn wenn der Tischventilator und das Stoßlüften nicht mehr hilft, steht alles auf dem Prüfstand: vom Boden bis zur Decke.

Bodenbelag

In südlichen Ländern ist es üblich, die Böden nicht nur in den Nasszellen zu fliesen. Holzbeläge wie Dielen oder Parkett finden sich ebenfalls häufig. Das heißt aber nicht, dass man keine Teppiche auslegen darf, im Gegenteil, da sie ja in den kalten Monaten durchaus ihren Zweck erfüllen: als Trittschalldämmung und Wärmeisolatoren. Nur ist es klüger, Teppiche rechtzeitig vor der ersten Hitzewelle einzurollen und – wenn Platz vorhanden – an einem trockenen Platz einzulagern außerhalb der eigentlichen Wohnräume.

Glatte und freie Flächen filtern die Wärme besser aus der Luft. Zugleich kann die Wohnung in der Nacht ohne Teppiche wesentlich schneller auskühlen. Das liegt daran, dass die kühle Nachtluft bei geöffneten Fenstern den mit Teppich ausgelegten Fußboden nicht erreicht. Die Wärme staut sich dann in den Fasern.

Emissionen

Laut Umweltbundesamt gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen sommerlicher Hitze und der Luftqualität in Innenräumen. Der Grund: Neben der Raumlufttemperatur steigt in Hitzeperioden auch die relative Luftfeuchtigkeit. Beide Faktoren gemeinsam verstärken die Freisetzung von Schadstoffen aus Baustoffen und Einrichtungsgegenständen, die Konzentration der flüchtigen organischen Verbindungen (kurz VOC) in der Wohnung wird höher – und die Belastung der Raumluft kann gesundheitsgefährdende Werte erreichen. In der Raumluft gelöste Schadstoffe aus Möbeln, Teppichen und Baustoffen können bei empfindlichen Menschen Schwindel, Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen, Allergien, Asthma oder Erkrankungen der Nasennebenhöhlen auslösen.

Vorsicht: Frisch gestrichen! Wandfarbe kann das Raumklima erheblich belasten. Foto: stock.adobe.com/gradt

Einen guten Schutz vor solchen Belastungen bieten emissionsarme Produkte, das gilt für Mobiliar ebenso wie für Wandfarbe, Bodenbeläge oder andere Materialien. Bei der Orientierung helfen Siegel wie der Blaue Engel. Gut möglich, dass manch ein Schnäppchen aus dem Möbelhaus im Sommer lieber doch ausgemistet werden sollte.

Aufräumen

Und wenn wir schon bei dem Thema sind . . . was für den Teppich ansatzweise gilt, stimmt auch für den Rest der Wohnungseinrichtung: weniger ist mehr. Mehr zirkulierende Luft in möglichst unverstellten Räumen ist besser. Schränke voller Kleidung beispielsweise sind hervorragende Wärmespeicher – und können das Raumklima entscheidend negativ beeinflussen. Eine ganze Schrankwand sollte – sofern man sie überhaupt benötigt – regelmäßig gelüftet werden, am besten dann, wenn auch der Rest der Wohnung gekühlt wird, also nachts. Schranktüren auf! Für Bettkästen gilt ähnliches, unter dem Bett sollte am besten nichts sein, das ist alles andere als ein Stauraum.

Dieses „Malm“-Bett von Ikea kommt ohne Bettkasten aus. Besser so. Foto: -Inter IKEA Systems B.V./dpa

Denn nachts wird beim Schlafen geschwitzt, die Feuchtigkeit sammelt sich unter der Matratze am Lattenrost und im Bettkasten.

Rollos und Vorhänge

Schön, wenn man in einer hellen Wohnung oder einem lichtdurchfluteten Haus leben darf. Doch die Kunst liegt darin, das Licht reinzulassen und gleichzeitig die Wärme draußen zu halten. Das geht im Regelfall nur schwer, also dunkelt man die Wohnräume am besten tagsüber ab. Wer Jalousien oder Rollläden außerhalb der Fenster hat, ist fein raus. Wer nicht darüber verfügt, kann mit Innenrollos verdunkeln, die aber klugerweise eine helle Farbe haben sollten. Am besten sind Rollos mit reflektierenden Oberflächen, zum Beispiel Alu-Lamellen, die die Lichtstrahlen reflektieren. Aber auch Vorhänge können Hitze abfangen und die Wohnung einigermaßen kühl halten.

Sonnenschutzfenster

Für Eigentümer von selbstbewohnten Immobilien eignen sich aber noch wesentlich effektivere Methoden zur Abdunklung als Rollos. Bei den derzeitigen Sanierungsmaßnahmen wird immer wieder der Einbau von Wärmeisolierfenstern angemahnt, die vor allem Energie in den kalten Monaten sparen helfen. An den vielen heißen Tagen in den immer längeren Sommern schützen aber auch spezielle Sonnenschutzgläser vor dem Aufheizen. Beides kann man kombinieren.

Meist wird mit Hilfe einer dünnen, metallenen Beschichtung die Sonnenstrahlung zurückgeworfen – diese Beschichtung ist bei diesen Sonnenschutzgläsern kaum zu sehen und spiegelt nicht.

Sonnenschutzgläser für viel Licht und geringere Wärmebelastung. Foto: Bundesverband Flachglas/dpa

Es gibt die Gläser in verschiedenen Farbnuancen, was auch für das Gesamterscheinungsbild des Wohnobjekts interessant sein kann. Gerade bei Sanierungsmaßnahmen im Bestandsbau sollte man sich fachlich beraten lassen, um die Gegebenheiten – die Größe der Fenster und die Kubatur der Räume sowie die Ausrichtung des Gebäudes – an die Umbaumaßnahmen optimal anzupassen.

Pflanzen

Etwas Abkühlung können auch Zimmerpflanzen in den Wohnraum bringen. Vor allem Blätter mit großer Oberfläche geben kühlende Feuchtigkeit an die Umgebung ab. Das Einblatt ist beispielsweise ein Hochleistungsverdunster, aber auch Nestfarn und Zyperngras eignen sich. Zimmerlinde, Ficus, Kolbenfaden oder Aralien-Arten eignen sich ebenfalls.

Große Blätter, große Wirkung: Der gute, alte Gummibaum. Foto: stock.adobe.com/mopsgrafik

Das Problem: Wenn Pflanzen Wasser an die Luft abgeben, steigt die Luftfeuchtigkeit im Raum, was bei Hitze als unangenehme Schwüle empfunden werden kann. Den gleichen Effekt haben frischgewaschene Wäsche oder andere Feuchtigkeitsquellen: Das verdunstende Wasser nimmt Wärme auf, was sich als Abkühlung bemerkbar macht, erzeugt aber auch Schwüle im Raum. Dagegen kann Stoßlüften helfen.

Ventilatoren

Zugegeben: Tisch- und Standventilatoren sind selten Schönheiten, zudem stehen sie meist im Weg oder verbrauchen unnötig viel Platz, und die Stromkabel laden im Falle der Standventilatoren zum Stolpern ein. Dezentere Vertreter ohne Propeller sind die sogenannten Turmventilatoren, etwa von Phillips oder Dyson.

Die Ventilatoren und Luftreiniger wie der Purifier Cool von Dyson können nach Herstellerangaben kühlen und das Raumklima verbessern. Foto: D/yson

In höheren Räumen bieten sich allerdings Deckenventilatoren an. Anders als eine Klimaanlage bewirkt ein Deckenventilator in der Regel keine Abkühlung des Raums, er kann die Temperatur also nicht senken. Stattdessen wirbelt er die Luft auf, sodass ein stärkerer Luftstrom entsteht. Die erzeugte Luftbewegung wirkt auf der leicht vom Schweiß angefeuchteten Haut abkühlend. Auf diese Weise sorgt ein Deckenventilator bei hohen Zimmertemperaturen für eine Erfrischung.

Ein wichtiges Kriterium bei der Anschaffung: die Lautstärke. Ein Deckenventilator im Schlafzimmer kann den Schlaf empfindlich stören. Leise sollte er also sein und möglichst schick. Stilbewusste Menschen müssen tatsächlich nicht verzweifeln, selbst für sie gibt es Deckenventilatoren, die nicht aussehen, als seien aus einer Propellermaschine heruntergefallen. Der Deckenventilator „Blow“ von Luceplan gilt inzwischen als Designklassiker.

Bunt, leicht, frisch: der Deckenventilator Blow von Luceplan. Foto: L/uceplan

Die transparenten Flügel aus Methacrylat sind in verschiedenen Farben und Dessins erhältlich und können nach Belieben kombiniert werden. Auch hübsch: die filigranen Deckenskulpturen „Propeller“ von serien.lighting. Nur Vorsicht bei der Anbringung von Deckenventilatoren: die Teile haben in der Regel ein ordentliches Gewicht und benötigen eine robuste Decke für die Befestigung.