Daniel Didavi (links) und Christian Gentner verlassen nach der Schlappe gegen die Dortmunder mit gesenktem Haupt den Platz. Foto: apn

Schockerlebnis für den VfB Stuttgart beim 1:3 (0:3) gegen Borussia Dortmund.

Stuttgart - Eine bange Frage trieb die Anhänger der Roten gestern um: Kriegt der VfB die Kurve? Ja - die neue Tribüne Richtung Untertürkheim steht, erstmals bot sie den Fans am Sonntag eine Heimstatt. Das Einweihungsfest aber fiel aus. Denn sportlich blieb alles beim Alten. Wobei: So konfus, wie der VfB in der ersten Halbzeit auftrat, hatte das eine neue Dimension. Eine, die Angst und Schrecken verbreitet: Gross-Alarm auf dem Wasen! In dieser desolaten Verfassung sind die Roten nicht bundesligareif. "Es gibt nichts zu beschönigen", sagte Trainer Christian Gross, "aber ich bin weit davon entfernt, alles negativ zu sehen. Es gab auch positive Ansätze." Um sie zu erkennen, was allerdings eine Lupe nötig.

Wie eine Flipperkugel zischte der Ball durch die VfB-Abwehr. Einmal, zweimal, dreimal, dann war es um die Roten geschehen. Die bittere Erkenntnis: Es passt nichts zusammen. Die Abwehr war ein Torso, wobei diesmal Georg Niedermeier besonders negativ auffiel. So lieb und brav, wie das Mittelfeld ohne jede Aggressivität agierte, bekam der VfB keinen Zugriff auf das Spiel. Und der Angriff fand lange so gut wie nicht statt. Zudem fehlt die Abstimmung in und zwischen den Mannschaftsteilen ebenso wie die Hierarchie in der ganzen Truppe. Die Folge: Der VfB war ein überaus großzügiger Gastgeber, was nicht nur Jessica Kastrop freute: Die Sky-Moderatorin, der Khalid Boulahrouz in Mainz den Ball an den Kopf geschossen hatte, bekam zur Wiedergutmachung Blumen von VfB-Manager Fredi Bobic und eine Wollmütze von Boulahrouz.

Auch die Dortmunder wussten kaum, wohin mit den vielen Geschenken. Dabei hatte VfB-Trainer Gross auf die jüngsten Wackel-Auftritte reagiert und sein Team gleich auf fünf Positionen verändert. Serdar Tasci feierte in der Innenverteidigung sein Saisondebüt (Gross: Das war nicht schlecht"), dafür rückte Khalid Boulahrouz auf die rechte Abwehrseite. Im Mittelfeld spielte Christian Träsch zentral, Christian Gentner kam über links und Timo Gebhart über rechts.

Nur: Wenn Kampfgeist, Ideen und Übersicht fehlen, hilft das alles nichts. Und so nahm das Trauerspiel seinen Lauf.

5. Minute: Marcel Schmelzer flankt, Boulahrouz fälscht den Ball unglücklich ab, Ulreich greift ins Leere - Eigentor, 0:1.

26. Minute: Georg Niedermeier köpft unkontrolliert auf Kevin Großkreutz, der Lucas Barrios bedient - 0:2.

37. Minute: Bei einer Flanke von Shinji Kagawa stürzt Ulreich aus dem Tor, die Absprache mit Niedermeier klappt nicht, dessen Kopfball landet bei Mario Götze - 0:3.

Bis zur Pause war der VfB so gut wie nicht vorhanden, Dortmund durfte nach Herzenslust aufspielen. Zur Halbzeit reagierte Gross, brachte Martin Harnik und Daniel Didavi. Nachdem Ulreich gegen Barrios das mögliche 0:4 abgewehrt hatte (51.), wirkte der VfB nun entschlossener, kam zu Chancen durch Gentner (57.) und Cacau (63.) - und zum 1:3, das Cacau auf Zuspiel von Zdravko Kuzmanovic erzielte (69.).

Das Startsignal zu einer unwiderstehlichen Aufholjagd? Eher ein Strohfeuer. Die junge Dortmunder Elf wurde sichtlich nervös, doch der VfB war vorn nicht zwingend genug - und hinten offen. Immerhin: Es brannte nichts mehr an. Schlimm, schlimm: Nach dem desolaten Auftritt bis zur Pause war das schon ein kleines Erfolgserlebnis.