So sieht es in München bei den Hofflohmärkten aus Foto: René Götz

Die Idee kommt aus München. Deshalb muss sie ja nicht schlecht sein, dachten einige Stuttgarter und halfen eifrig mit. So finden im Stuttgarter Westen am Samstag die ersten Hofflohmärkte statt. Weitere Quartiere und Stadtteile folgen noch dieses Jahr.

Stuttgart - Die Schnäppchenjagd ist ja für Schwaben wie gemacht. Insofern verwundert es , dass René Götz zunächst skeptisch war und glaubte, die Stuttgarter könnten mit Flohmärkten nicht viel anfangen. „Ich hatte Freunde, die sagten mir, das würde nicht funktionieren, die Stuttgarter seien viel zu ordentlich für Flohmärkte“, sagt der 35 Jahre alte Einzelhandelskaufmann. Man darf einfach nicht jedem Klischee glauben, dass im „Tatort“ verbreitet wird.

Doch es gab auch die anderen, die die Hofflohmärkte in München erlebt hatten und Götz bestürmten, sie auch einmal in Stuttgart zu organisieren. „Ich bin einige Zeit darum herum geschlichen“, sagt Götz, am Samstag ist es nun soweit. Im Westen beteiligen sich von 10 bis 16 Uhr gut 70 Hofgemeinschaften. 15 Euro zahlen sie dafür an Götz, der dafür die Plakate, Flyer und Karten bereitstellt. Und natürlich die Webseite.

Flohmärkte

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Vor zwölf Jahren hat er damit begonnen. „Ich war von den Garage und Yard Sales der Amerikaner so begeistert“, erinnert er sich. Sie breiten ihren nicht mehr benötigten Hausrat im Garten oder in der Garage aus und verkaufen die Sachen. „Ich wollte ausprobieren, ob das bei uns auch gelingt.“ Vor zwölf Jahren startete er in seinem Wohnort, dem Münchner Viertel Haidhausen, „ganz klein“. Mittlerweile sind es 22 Viertel in München, in denen die Hofflohmärkte stattfinden. Nach Hamburg, Köln, Berlin, Leipzig, Dresden, Mannheim und in etliche andere Städte hat er seine Idee bereits exportiert. Nun ist Stuttgart an der Reihe.

Und da ist das Interesse so groß, dass noch vor der Premiere weitere Auflagen feststehen. Im Lehenviertel am 11. Juli, im Bohnenviertel und im Heusteigviertel am 25. Juli, und im Osten am 19. September. Für nächstes Jahr sind Hofflohmärkte in Heslach, Degerloch, Möhringen, Feuerbach, Vaihingen geplant.

Die Details plant im übrigen nicht Götz, sondern die Menschen aus dem Viertel. „Das machen die Leute selbst“, sagt er, „ich bin ein Netzwerker, von mir kommen die Werbemittel und Rat und Hilfestellung.“ Das sei ja auch der Sinn der Hofflohmärkte. Da gehe es um mehr als nur Kaufen und verkaufen. „Wir beklagen doch gerade in den Großstädten die zunehmende Anonymisierung, das Wegfallen des Einzelhandels und damit auch von Treffpunkten.“ Durch das gemeinsame Organisieren würden sich die Nachbarn besser kennenlernen. „Und die Besucher entdecken ihre eigene Stadt ganz neu und aus einer neuen Perspektive.“ So wie es ihm ging: „Ich habe gestaunt, wie viele Hinterhöfe es in Stuttgart gibt.“

Damit finden in der Stadt am Wochenende nun drei Flohmärkte statt. Am Samstag im Westen, am Sonntag beim Heusteigviertelfest, und am Samstag der traditionelle auf dem Karlsplatz. Zu viele? Das findet Jörg Trüdinger, Urgestein auf dem Karlsplatz, nicht. „Ich finde es schön, wenn sich die Menschen für Flohmärkte für das Gebrauchte und Alte interessieren. Konkurrenz für uns ist das nicht“ Vor 25 Jahren habe es nur den Straßenflohmarkt in Gablenberg gegeben, mittlerweile veranstalte man bei jedem Fest einen. „So beteiligt man die Leute und bindet sie ein“, sagt er, „wie lange das so funktioniert, muss man sehen.“ Aber er freue sich über alles, was die Stadt belebt.

Nicht überall allerdings liebt man Flohmärkte gleichermaßen. In Frankfurt war das Interesse gering, sagt Götz. Das ist in Stuttgart anders: Klar, die Schwaben lieben Schnäppchen.